Deutschland explodiert durch Impfstoff-Chaos: Heftiger Wortkrieg bricht aus, als die Versorgung ausfällt | Politisch

Obligatorischer Impfstoff „wirtschaftliche Katastrophe“, sagt MP

Der neue Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich bis Dienstag ein Ziel von 30 Millionen Impfdosen gesetzt. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen täglich mehr als eine Million Dosen verabreicht werden. Am Donnerstag korrigierte das Gesundheitsministerium seine Zusagen und argumentierte, dass die ab Mitte November verabreichten Impfstoffe bis zum 30. zählen würden. Das bleibt jedoch ein ehrgeiziges Ziel.

Der Druck ist enorm: Die vierte Welle ist die bisher stärkste, Krankenhäuser sind regional überlastet, der Impfschutz in der Bevölkerung sinkt und die Impfraten sind über die Monate auf 70 Prozent gestiegen.

Das geht nicht gut, wenn Bürgermeister, Landräte oder Ärzte im ganzen Land klagen, dass ihnen eine große Anzahl von Impfdosen fehlt, um alle zu versorgen, die sich impfen lassen wollen.

Diese Situation erinnert an das Chaos zu Beginn der Impfkampagne im März, als Bevölkerungsgruppen priorisiert wurden, es Terminprobleme gab und Hausärzte nicht impfen durften.

Tatsächlich gibt es inzwischen in fast jeder Lokalzeitung Berichte darüber, dass desillusionierte Menschen von Impfzentren abgewiesen werden oder nur Januar-Termine beim Hausarzt bekommen.

In zehn Bundesländern wurden Versandprobleme gemeldet.

„Es hat 14 Tage gedauert, bis der Impfstoff da war“, beklagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, der auch Impfarzt in Köln ist, im Gespräch mit ZEIT ONLINE.

Und es ist immer weniger als bestellt.

Im von der Pandemie betroffenen Bayern hat der Landkreis Rosenheim aus diesem Grund alle Impftermine bis Weihnachten abgesagt.

Deutschland ist im Chaos um Impfvorräte (Bild: GETTY)

Nachdem sich in den Sommermonaten kaum jemand für eine Impfung interessierte, sind nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums bis zu 70.000 Betriebsärzte, Ärzte und Kliniken, bis zu 400 Gesundheitsämter und Hunderte von Impfstellen teilweise wieder geöffnet. beeilt euch, sie werden gerade wieder geimpft.

Zentrum der Impfstofflogistik ist die Bundeswehr, die das zentrale Impfstofflager des Bundes in Niedersachsen betreibt.

Auf EU-Ebene vereinbarte Sendungen für Deutschland treffen dort ein und werden von dort militärisch sicher an die Bundesländer verteilt. Dabei handelt es sich mittlerweile fast nur noch um einen Moderna-mRNA-Impfstoff, da BioNTech bei sehr niedrigen Temperaturen transportiert werden muss.

Ärzte bestellen Impfstoffe in Apotheken, die ihrerseits von neun deutschen Pharmagroßhändlern beliefert werden. Sie beziehen es aus dem Zentrallager.

Von staatlichen Behörden eingerichtete Impfzentren erhalten dagegen Dosen von staatlichen Verwaltungen, die diese wiederum aus Zentrallagern erhalten. Der Verteilungsschlüssel wird vom Gesundheitsminister im Jahr 2020 anhand des Bevölkerungsanteils festgelegt.

Irgendwo in der Lieferkette gibt es ein Problem. Und in der Diskussion darüber zeigte einer mit dem Finger auf den anderen.

Ein objektiver Grund könnte der extreme Nachfrageanstieg seit November sein: Mit fortschreitender Impfung erhalten täglich Hunderttausende ihre Auffrischungsdosen.

Aufgrund der weit verbreiteten 2G-Regelungen, dass man geimpft oder geheilt sein muss, ist auch die Zahl der Erstimpfungen wieder gestiegen. BioNTech-Impfstoffbestellungen vervierfachen sich in zwei Wochen.

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Das bayerische Gesundheitsministerium, das unter einem Impfstoffmangel leidet, zeigt sich trotz der angespannten Lage optimistisch: „Ein Grund für den Lieferengpass ist die gestiegene Nachfrage nach zufriedenstellenden Impfstoffen.“ Aber das löst das Problem nicht.

Das Bundesgesundheitsministerium betonte, dass ausreichende Dosen des Impfstoffs zur Verfügung stehen oder verabreicht werden. Schaut man sich die Aufschlüsselung der Zahlen und Tabellen an, verschwindet das Bild schnell, könnte man sagen: Das Ministerium kann die Auslieferung bestimmter Booster-kompatibler Moderna-Impfstoffe für 2022 nur bis Dezember vorziehen und BioNTech, den bisher am weitesten verbreiteten Impfstoff in Deutschland.

Infolgedessen wird es in den kommenden Wochen weniger BioNTechs geben. Johnson & Johnson wird in Deutschland derzeit kaum genutzt, AstraZeneca spielt keine Rolle mehr.

Das Ministerium sieht kein zugrunde liegendes Problem.

Die „gut abgestimmte Zusammenarbeit“ von Herstellern, Zentrallagern der Bundeswehr sowie Großhandel und Apotheken habe „in der Regel die Bewährungsprobe bestanden“.

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Deutschland: Scholz sagt, dass bis Weihnachten 30 Millionen Impfungen durchgeführt werden (Bild: GETTY)

Als Ursache für den Mangel an Impfstoffen sieht das Ministerium Ärzte und Impfstellen. „Wenn die Bestellung nicht pünktlich ist, kann sie aus logistischen Gründen nicht ausgeführt werden.“

Bundesländer schützen Impfstellen und zielen auf ein höheres Niveau: „Insbesondere niedergelassene Ärzte, aber auch Impfstellen müssen darauf vertrauen können, dass der beantragte Impfstoff ankommt“, forderte Gesundheitssenatorin Berlin Dilek. Kalayci.

Auch das bayerische Gesundheitsministerium teilte mit, Impfstellen seien „von der Menge abhängig, die der Bund bereitstellt“.

Ein Engpass ist der Bestellprozess, der auch Ärzte verwirren kann. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung müssen sie zwei Wochen im Voraus in Apotheken bestellen – alles, was am Dienstag bis 12 Uhr mittags bestellt wird, kommt am darauffolgenden Montag an. Das Gesundheitsministerium teilte seinerseits auf Anfrage mit, dass die Lieferung am Montag der Folgewoche erfolgen würde. Impfstoffe werden „nach Bedarf“ und „möglichst gleichmäßig an die impfenden Ärzte“ verteilt.

Die Zahl der Bestellungen sei nicht begrenzt, teilt die Kassenärztliche Vereinigung ihren Mitgliedern mit, aber „der Bund legt die Anzahl der Sendungen fest“.

Was sie tatsächlich bekommen, erfahren die Ärzte am Dienstag in der Woche zwischen Bestellung und Lieferung. Reicht das Liefervolumen nicht aus, muss die Operation den Termin des Patienten absagen oder verschieben. Impfzentren wie das in Rosenheim, das zuletzt nur 1.000 der geforderten 22.000 Dosen BioNTech erhielt, müssen virtuell geschlossen werden.

Denn auch die beliebte BioNTech-Impfstoffrationierung belastet das System.

Letzte Woche wurden im ganzen Land fast 6,5 Millionen Dosen geimpft, Lieferungen von fast sechs Millionen Dosen für diese Woche angekündigt; Moderna macht nur ein Drittel aller verwendeten Dosen aus. Allerdings wird in den kommenden Wochen nach bisherigen Berichten nur die Hälfte der BioNTech verfügbar sein.

Deshalb ist es jetzt rationiert: Aktuell gibt es laut Gesundheitsministerium eine „Höchstbestellmenge von 30 Dosen/Woche/ansässigen Impflingen“.

Wer kein BioNTech erhält, wird mit Moderna geimpft oder aufgefrischt, einem ebenso wirksamen und sicheren Impfstoff nach Angaben des für den Impfstoff zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts. Moderna wird derzeit jedoch nicht für Personen unter 30 empfohlen und eine Impfung wird ebenfalls in Erwägung gezogen.

Damit dürfte der Trubel in den Impfzentren in den letzten Tagen noch verstärkt worden sein, wo selbst in Sachsen Hunderte stundenlang Schlange standen. Da auch der Zeitaufwand für jede Impfung steigt, wenn Impfwillige erfahren, dass sie Moderna statt BioNTech erhalten, spricht die Kassenärztliche Vereinigung von einem „höheren Beratungsbedarf“.

Viele Faktoren, Fehlentscheidungen und Barrieren verhindern daher, dass jeder, der sich impfen lassen möchte, schnell eine Dosis bekommt.

SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach empfiehlt, Pain Points gründlich zu analysieren, anstatt sich gegenseitig Vorwürfe zu machen.

„Wenn man das Problem lösen will, muss man erst einmal mit allen Beteiligten im Ministerium, den Ärzten und der Impfstelle aufräumen, um die Schwachstellen identifizieren zu können“, sagte er.

Zusätzliche Berichterstattung von Monika Pallenberg

Adelmar Fabian

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