Wieder die Götterdämmerung. Wen hat Deutschland eigentlich gewählt?

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Der neue Held heißt Lars Klingbeil. Ein Mann in den Vierzigern in Hemd und Turnschuhen kam nach der Bundestagswahl zur Fernsehdebatte, voller düsterer und alter Männer. Er beruhigte seine Kameraden in guter, freundlicher Stimmung, verärgert und nervös, wie sie ihre Niederlage erklären würden oder wie sie mit neuen Aufgaben umgehen würden. Star-Moderatorin Anne Will schenkte ihr die meisten Schmunzeln und gleichzeitig füllten sie kommentierende Artikel, ungeachtet der politischen Ausrichtung der Superlative, über ihre „coolen“ Leistungen und Fähigkeiten im Allgemeinen.

Es war Klingbeil, der nach einer Niederlage bei den Wahlen 2017 die zerfallende Sozialdemokratie (SPD) als Generalsekretär übernahm und mit der Umsetzung von Plänen begann, sie wieder an die Spitze zu bringen. Er verhandelte zunächst mit dem damaligen CDU-Sieger über eine „Große Koalition“, in der das Amt der Vizekanzlerin Angela Merkel von dem bis dahin unbedeutenden und herabgesetzten Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz übernommen wurde. Schon damals verbreitete Klingbeil den Mythos, Scholz werde der nächste Kanzler. Noch vor zwei Monaten hielten es alle für eine gnädige Lüge, die eine untergehende Partei beschwichtigte, doch dann machten die aktuellen Favoriten – die grünen Kanzlerkandidaten Annalena Baerbock und der Christdemokrat Armin Laschet – einen großen Fehler.

Andererseits müssen nach der gestrigen Volkszählung alle zugeben, dass die SPD tatsächlich 1,5 Prozent gewonnen hat. Klingbeil entschuldigte sich nicht, als erster Bundeskanzler Scholz zu beanspruchen. „Die SPD hat das beste Spiel mit den schlechtesten Karten gespielt“, sagte Klingbeil-Scholz, Chefredakteur der rechtsextremen Tageszeitung Welt Ulf Poschardt.

Deutschland braucht einen neuen Helden. Die Wahl am Sonntag beendete nicht nur die 16 Jahre von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Von Zeiten der Besorgnis über die Angst der Nachbarländer vor der deutschen Wiedervereinigung bis hin zu Reformen, die die Energie einer wiedervereinigten Nation in eine dominierende europäische Wirtschaft verwandelten, haben CDU-Chefs wie Wolfgang Schäuble immer wieder Schlüsselpositionen inne.

Jetzt, bei den Wahlen, wurde ihre Machtbasis zerstört. Die CDU hat seit mindestens 1953 nur achteinhalb Millionen Stimmen gewonnen, da die meisten rechten Wähler in den neuen Bundesländern die Alternative für Deutschland übernommen haben;

Änderungen gegenüber der Wahl 2017:

„Wir bleiben ein wichtiger Stabilitätsfaktor“, versuchte einer der Parteichefs, Norbert Röttgen, die christdemokratischen Wähler mit der Möglichkeit eines abschließenden Superlativs zu beruhigen. Dies kann jedoch nach Ansicht vieler Kommentatoren bezweifelt werden. Die Partei mit 24 Prozent Gewinn steht vor dem Zusammenbruch, ähnlich wie die Sozialdemokraten vor vier Jahren, während sie sie mit abenteuerlichen Manövern vor dem Untergang retten will. Laschet verlor zwar gegen Scholz, kündigte aber auch seine Kanzlerkandidatur an und wollte die Grünen und Liberalen der FDP davon überzeugen, seine Regierung zu unterstützen. „Er lief wie ein politischer Skateboarder, der gerade eine senkrechte Wand in eine Betonwanne hinuntergestiegen war, um Geschwindigkeit für den steilen Anstieg auf der gegenüberliegenden Seite und Salt zu gewinnen, um ins Amt zu kommen“, sagte Welchs Chefkommentator Torsten Krauel.

Daher empfehlen die Medien von links nach rechts direkt oder indirekt Olaf Scholz als geeigneteren Kandidaten für den Wahlsieger. Wer außer dem ehemaligen Finanzminister, der auch eine rechte Sozialdemokratie ist und gute Beziehungen zu großen Exporteuren unterhält, kann Deutschlands Wirtschaftskraft wiederherstellen. Gleichzeitig wird er als linker Politiker für die soziale Absicherung sorgen, wie die Wähler der älteren Generation glauben, die bei der Wahl von CDU Laschet zu seiner SPD Hunderttausende überholt haben. Auch andere als Lars Klingbeil können sich mit seinen Kollegen, dem FDP-Vorsitzenden Christian Lindner und seinem grünen Amtskollegen Robert Habeck, auf die erforderliche Parlamentsmehrheit einigen.

Adelmar Fabian

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