„Sind wir bereit, die politischen, sozialen und moralischen Kosten einer europäischen Hochburg zu tragen? „

Steffen Mau, 53, ist Professor für Soziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Gewinner des renommierten Leibniz-Preises 2021, der jährlich in Deutschland an zehn Forscherinnen und Forscher aller Disziplinen verliehen wird. In einem im August erschienenen Essay mit dem Titel Sortiermaschine. Grenzen im 21. Jahrhundert neu entdecken („Sortiermaschine. Wiederentdeckung der Grenze bei XXIe Jahrhundert“, hg. Mercator / CH Beck, unübersetzt) ​​untersucht er die Metamorphose von Grenzen im Zeitalter der Globalisierung. Er ist auch Autor einer sozialhistorischen Monographie über den Kreis Rostock in der ehemaligen DDR, Lütten Klein. Lebt in Ostdeutschland. Ein Unternehmen im Wandel, erschienen im November bei Edition aus dem Haus der Wissenschaften vom Menschen (270 St., 23 €).

Wie haben Sie reagiert, als Sie gehört haben, dass Polen entlang seiner Grenze zu Weißrussland eine Mauer gegen Migranten bauen wird?

Ich bin nicht überrascht, denn diese Entscheidung ist Teil eines globalen Trends: der Ausbreitung von Grenzmauern auf der ganzen Welt. 1990 waren es ein Dutzend. Derzeit sind es mehr als 70. Vor dreißig Jahren waren weniger als 5% der Grenze von Mauern geprägt. Jetzt sind es über 20 %.

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Ist dieses Phänomen kontinuierlich? Und betrifft es alle Kontinente?

Seit Anfang der 2000er Jahre hat es eine deutliche Beschleunigung gegeben: In den letzten zwei Jahrzehnten wurden mehr Mauern gebaut als im vorangegangenen halben Jahrhundert. Geografisch gibt es große Unterschiede zwischen den Kontinenten: In Asien sind fast 40 % der Grenzen befestigt; in Europa 16%; in Afrika und Amerika (Nord und Süd) weniger als 10 %. Es ist wichtig anzumerken, dass ihre Lage oft der These vom „Clash of Civilizations“ widerspricht. [du politologue américain Samuel Huntington]. Tatsächlich liegen die meisten dieser Mauern nicht an der Kreuzung verschiedener Kulturräume, sondern innerhalb desselben geopolitischen Raums, wie zwischen Saudi-Arabien und Jemen, zwischen Botswana und Simbabwe, zwischen Georgien und Russland, zwischen Turkmenistan und Usbekistan. Manchmal sind die Gründe rein politischer Natur: Für ein Land geht es darum, seine Souveränität gegenüber einem mehr oder weniger bedrohlichen Nachbarn durchzusetzen. Zunehmend soll jedoch der Ankunft von Migranten entgegengewirkt werden.

Markiert die Mauer zwischen Polen und Weißrussland einen Wendepunkt im europäischen Maßstab?

Nein, es ist nur ein Kopfsteinpflaster in der Verfassung europäischer Festungen. Mehrere Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) haben ihre Außengrenzen verstärkt: Bulgarien und Griechenland mit der Türkei, Ungarn mit Serbien, Spanien mit Marokko auf der Enklavenebene Ceuta und Melilla; Litauen entlang seiner südlichen Grenze zum russischen Territorium Kaliningrad…

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Adelmar Fabian

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