Selenskyj besucht Merkel: Hoffnungen enttäuschen Kiew | Deutschland – aktuelle deutsche Politik. DW-Nachrichten auf Polnisch | DW

Angela Merkel hat einen besonderen Abschied genommen. Der scheidende Bundeskanzler empfängt am Montag (12.07.2021) in Berlin den Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj. Dies wäre wahrscheinlich ihr letztes privates Treffen. Selenski hat Merkel wiederholt nach Kiew zu den Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Ende August eingeladen und möchte Bundeskanzlerin Merkel auch auf der internationalen Plattform-Gründungskonferenz auf der Krim sehen, hat ihre Teilnahme aber bislang nicht zugesagt. in der einen oder anderen Sitzung.

Seit der Annexion der Halbinsel durch Russland ist die Ukraine ein Land für Merkel, die sich als prominente Politikerin im Westen intensiv engagiert. Doch die Stimmung vor dem Berliner Treffen war düsterer als in den letzten Jahren.

Diplomatische Meinungsverschiedenheiten zwischen Berlin und Kiew

Unter den wiederholten Danksagungen zeigt sich die Frustration der ukrainischen Seite zunehmend offen. So sorgte der jüngste Vorschlag von Merkel und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, einen weiteren EU-Russland-Gipfel abzuhalten, in Kiew für Irritationen. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba lud die Botschafter der beiden Länder zu einem Treffen ein. Er sprach von dem „unangenehmen und schockierenden Angriff“ und zeigte sich zufrieden, dass Merkels Idee beim EU-Gipfel „abgelehnt“ wurde.

Der ukrainische Botschafter in Berlin, Andriy Melnyk, boykottierte Ende Juni eine Feierstunde, an der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anlässlich des 80. Der Treffpunkt, das Deutsch-Russische Museum in Berlin-Karlshorst, wurde als „unangemessen“ eingestuft. Wenige Monate zuvor hatte Melnyk Steinmeier scharf kritisiert, als er sich für die umstrittene Gaspipeline Nord Stream 2 entschied.

Ein Durchbruch im Nord Stream 2-Streit?

Nord Stream 2 bleibt der größte Streitpunkt in den Beziehungen zwischen Kiew und Berlin. Die Ukraine lehnt das Projekt ab, weil ihr Transitkosten für russisches Gas entgehen könnten und befürchtet eine militärische Eskalation durch Russland. Nachdem die USA unter dem neuen Präsidenten Joe Biden auf weitere Sanktionen verzichtet haben, scheint es nur noch eine Frage von Monaten zu sein, die Pipeline fertigzustellen.

Merkel und Selenskyj werden in Berlin wahrscheinlich darüber sprechen, wie man die Ukraine vor möglichen Schäden schützen kann. Über den Schaden wurde in den Medien spekuliert, konkrete Details sind jedoch noch nicht bekannt. Da Merkel und Zelenskiy in den kommenden Tagen kurzfristig nach Washington reisen, könnte Nord Stream 2 durchaus Gesprächsthema sein. Eine Einigung darüber wäre ein Durchbruch in einem seit Jahren andauernden Streit.

Nächster Gipfel in der Normandie, vielleicht ohne Merkel

Im Fall der Ostukraine hingegen scheint der Durchbruch in weiter Ferne. Seit dem letzten Gipfeltreffen der Normandie-Staaten in Paris im Dezember 2019 ist die Lage ins Stocken geraten. Das nächste Treffen in Berlin fand nicht statt, und die Kämpfe an der Front in der Ostukraine haben sich zuletzt im Frühjahr verschärft. Dutzende ukrainische Soldaten wurden getötet. Als Russland an der Grenze zur Ukraine Truppen aufstellte, forderten Merkel und Macron eine Deeskalation. Moskau zog einen Teil seiner Truppen ab.

Treffen der Präsidenten der Ukraine, Frankreichs, Russlands und der deutschen Bundeskanzler, Dezember 2019

Während Selenskyj versucht, die Rolle der USA in Friedensgesprächen zu stärken, scheint der russische Präsident an weiteren Treffen mit ihm – zumindest vorerst – nicht interessiert zu sein. Kürzlich sprachen Wladimir Putin und Selenskij getrennt per Videokonferenz mit Merkel und Macron. – Warum Zelenskiy treffen, da sein Land von außen regiert wird? Das sagte der Kreml-Chef während der Bürgerfragestunde Ende Juni. Er erklärte, dass „das Hauptproblem bezüglich der Ukraine nicht in Kiew, sondern in Washington und teilweise in Berlin und Paris gelöst wurde.“ Putin schloss ein Treffen mit Selenskyj im Allgemeinen nicht aus. Andererseits darf der Normandie-Gipfel unter Beteiligung von Bundeskanzlerin Merkel nicht stattfinden.

Keine enge persönliche Beziehung

Auf persönlicher Ebene seien die Beziehungen zwischen Merkel und Selenskyj nicht so gut wie die ihres Vorgängers Petro Poroschenko, stellen Experten fest. So weigerte sich die Kanzlerin vor der Präsidentschaftswahl in der Ukraine, den Kandidaten Selenskyj zu treffen, während Macron zustimmte, erinnert Gustav Gressel an die Brüsseler Denkfabrik European Council on Foreign Relations (ECFR). – Über der persönlichen Beziehung der beiden liegt ein Schatten. Bei Merkel spiele das eine wichtige Rolle, sagte Gressel. – Bei Selenskyj lief es nicht so gut, anscheinend hat es ihm nicht gefallen – sagte Olena Hetmanchuk, Außenpolitikerin aus Kiew, die Beziehungen zwischen der deutschen Kanzlerin und dem ukrainischen Präsidenten seien „nicht die besten“. Für Merkel ist Zelensky kein „bequemer“ Partner, findet Hermańczuk.

Videokonferenz der Präsidenten der Ukraine und Frankreichs mit der deutschen Bundeskanzlerin

Videokonferenz der Präsidenten der Ukraine und Frankreichs mit der deutschen Bundeskanzlerin

Ob dabei die kritischen Bemerkungen Selenskyjs eine Rolle spielten, ist nicht bekannt.

In seinem öffentlich bekannten Telefoninterview mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump im Sommer 2019 warf Zelenskiy Merkel und Macron vor, nicht genug für die Ukraine zu tun. Er wiederholte es öfter, etwa in einem Interview für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ Anfang Juni. Im Allgemeinen sei die Ukraine Deutschland sehr dankbar, aber er habe „mehr erwartet“.

Zunächst sorgte die Weigerung Berlins, Waffen zu liefern, auf ukrainischer Seite für Enttäuschung. Nachdem sich der Ko-Vorsitzende der Grünen, Robert Habeck, positiv geäußert hatte, erneuerte die Bundesregierung ihren Widerstand. Kiew interessiere sich zum Beispiel für Patrouillenboote, aber auch für Gewehre und gepanzerte Fahrzeuge, sagte Selenskij der FAZ.

Kiew hofft auf Neuanfang nach Bundestags-Pemilihan-Wahl

Es wird immer deutlicher, dass sich Kiew rechtzeitig auf Angela Merkel vorbereitet. Von seinem Nachfolger oder Nachfolger wird erwartet, dass er Deutschlands Position in vielerlei Hinsicht verändert. Die Ukraine habe genug getan, um von ihren Partnern eine „eindeutige Bestätigung“ der von ihr angestrebten EU- und NATO-Mitgliedschaft zu erhalten, sagte Selenskij. „Es besteht die Hoffnung, dass Merkel die EU-Beitrittsperspektive der Ukraine als eine Art Abschiedsgeschenk unterstützen kann“, erklärt Olena Hetmanchuk.

In einem Interview mit der FAZ gab Zelenskiy zu, dass er mehr von Deutschland erwartete

In einem Interview mit der „FAZ“ gab Zelenskiy zu, „mehr von Deutschland erwartet“ zu haben.

Ob die deutsche Kanzlerin dies tun wird, ist nicht bekannt. Stattdessen musste sich Kiew auf die weitere Zurückhaltung Berlins einstellen. Spitzenkandidaten von CDU/CSU, Grünen und SPD äußerten zwar Verständnis für die Wünsche der Ukraine, verdrängten aber Hoffnungen auf einen schnellen Wandel.

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Adelmar Fabian

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