Merkel erkannte, dass Babis allein nicht ausreichte. Experten bewerten Zemans Deutschland-Besuch

Der tschechische Präsident Milos Zeman ist zu einem dreitägigen Besuch in Deutschland. Seine Reise war laut Lokalradio „voller heikler Themen“. Am Freitag traf er sich mit Bundespräsident Steinmeier sowie Bundeskanzlerin Merkel.

Potsdam (von unserem Reporter) – Unglaublich heiß in Brandenburg für diese Jahreszeit. Deutsch die Wache, die an der Seitentür des Schlosses Cecilienhof in Potsdam stand und noch in der Mittagssonne auf die Abreise des tschechischen Präsidenten wartete Miloš Zeman mit seiner Frau Iwan.

„Es wird eine Weile dauern, und Ihr Präsident ist langsamer“, schätzt einer der Treiber die Länge der Gespräche des Präsidenten mit Dietmar Woidk, Ministerpräsident des Landes Brandenburg, dessen Hauptstadt Potsdam ist.

Zeman verbrachte einen Großteil des zweiten Tages seines offiziellen Besuchs in den Bundesländern rund um die Hauptstadt Berlin. Auf dem Cecilienhof inspizieren er und seine Frau Ivana den Raum, in dem 1945 der berühmte Potsdamer Vertrag unterzeichnet wurde, der die Vertreibung der Deutschen aus dem Sudetenland legalisierte.

Tschechischer Präsident reist kurz nach Ministerpräsident nach Deutschland Andrej Schweinder Anfang September hier war. Die beiden diskutierten Themen sind sich recht ähnlich und die Deutschen betrachten sie auch als sequentiell. „Aus Sicht der öffentlichen Meinung ist dieser Besuch nicht so wichtig“, sagte Milan Nič, Analyst bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). „Die tschechisch-deutschen Beziehungen sind besser, als es nach außen hin den Anschein macht. Zeman gilt in diesem Zusammenhang als Störfaktor“, sagte Ni.

Als deutsche Medien über Zeman schrieben, bezeichneten sie ihn als ausgesprochenen Kritiker der deutschen Migrationspolitik. Sein aktueller Besuch sei laut Lokalradio „voller heikler Themen“.

Kai-Olaf Lang, Europa-Experte am Deutschen Institut für Wissenschaft und Politik, stimmt diesem Bild zu. „Zeman wird hier als jemand gesehen, der sich in der Flüchtlingspolitik nicht scheut, mit Vertretern des rechten politischen Spektrums in Kontakt zu treten“, sagte Lang.

Zuletzt machte etwa die deutsche Nachrichtenagentur DPA auf die Sympathien des tschechischen Präsidenten für die Demonstranten in Chemnitz (Saska Kamenice) aufmerksam. Sie gingen auf die Straße, nachdem ein 35-jähriger Deutscher getötet worden war, der vermutlich Iraker und Syrer war. Einige der Proteste wurden von Gewalt und Angriffen von Rechtsextremisten gegen Einwanderer begleitet.

Alte Freunde treffen

Allerdings spielte die Migration nach Angaben deutscher Journalisten bei Zemans Besuch nicht die wichtigste Rolle. Das Reiseprogramm ist eher mit Treffen gefüllt, die mit Treffen alter Freunde verglichen werden können.

Zeman traf am Mittwoch kurz nach seiner Ankunft vom Berliner Flughafen mit seinem Freund Günter Verheugen, dem ehemaligen EU-Kommissar für EU-Erweiterung, zusammen. Am Freitag tritt er neben Bundeskanzler Gerhard Schröder vor Journalisten auf. Beides hängt mit seiner engen Bindung an Russland zusammen – Schröder ist seit vergangenem Herbst Aufsichtsratsvorsitzender des staatlichen russischen Ölkonzerns Rosneft.

Gegenseitige Sympathie und langjährige Bekanntschaft prägen auch das Treffen auf höchstem Niveau: das Freitagsessen des tschechischen Präsidentenpaares mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Er musste offiziell als überparteilich auftreten, hatte aber eine lange Karriere in der deutschen Sozialdemokratie (SPD).

„Die Parteibindung zwischen der Sozialdemokratie in unserem Land und der SPD in Deutschland war immer stärker als die, die die ODS gegen die Christdemokraten von Kanzlerin Merkel aufgebaut hat“, vergleicht Analyst Nič Zeman die Präsidentschaft mit der Zeit, als Václav Klaus auf der Prager Burg saß.

Zeman verbrachte mehrere Stunden mit Steinmeier, während er nur zig Minuten bei der Kanzlerin blieb.

Für Braunkohle

Als Milos Zeman, ein „Freund Russlands und Chinas“, wie ihn deutsche Journalisten oft nennen, am Donnerstag Potsdam besuchte, sprach er über das Lichtunternehmen EPH (Energy and Industrial Holding) des Milliardärs Daniel Kretinsky. Das Unternehmen besitzt mehrere Bergwerke und Kraftwerke in Brandenburg und beschäftigt Tausende von Mitarbeitern.

Die Zukunft der Unternehmen hierzulande im Nordosten Deutschlands ist jedoch eng mit den Empfehlungen der „Kohlenkommission“ an die Bundesregierung verknüpft, die seit mehreren Monaten über die künftige (Nicht-)Abhängigkeit Deutschlands von fossilen Brennstoffen diskutiert. Sollte EPH in diesem Zusammenhang auf Schwierigkeiten stoßen, könnte dies auch die politischen Beziehungen der beiden Länder gefährden.

Lang-Analysten bewerten Zemans Besuch in Brandenburg positiv. „Das zeigt, dass Sie (Vermieter) erkannte die Bedeutung der anderen Region, dachte er: „Die guten Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind das Ergebnis der Arbeit auf subnationaler Ebene.“

Obwohl diesmal kein tschechischer Geschäftsmann in der Präsidentendelegation vertreten war, wie dies bei Zemans Reisen nach China oder Russland der Fall war, war das Geschäftliche ein wichtiger Bestandteil des Besuchs. Nach seiner Rückkehr aus Potsdam in die Hauptstadt traf Zeman, der sich selbst als großen Unterstützer der Wirtschaftsdiplomatie bezeichnet, am Donnerstagnachmittag mit dreizehn großen deutschen Konzernchefs. Darunter zum Beispiel die Autohersteller Koda Auto oder BMW.

Zu diesen Unternehmern gehört auch Bernhard Maier, CEO von Koda Auto. „Ich freue mich, dass Sie (Präsident Zeman).

„Die Wirtschaft spielt eine große Rolle dabei, Deutschland stärker in Tschechien zu engagieren“, sagte Milan Ni. „Tschechien ist derzeit ‚fertig‘ in der Box, Deutschland schenkt Ungarn und Polen mehr Aufmerksamkeit. Im letzten Jahr sind die Tschechen aus dem Rampenlicht verschwunden, das muss sich ändern“, fügte er hinzu.

Das ist seiner Meinung nach einer der Gründe, warum das Treffen zwischen Präsident Zeman und Kanzlerin Merkel am Freitag wichtig ist. „Merkel ist sich der Rolle der Prager Burg in der aktuellen Außen- und Innenpolitik Tschechiens bewusst. Sie ist der Meinung, dass ein Gespräch mit Andrej Babi nicht ausreicht“, so Nič abschließend.

Video: Antirussische Sanktionen? Das ist kein Thema für mich, sagte Babi

Präsident Zeman könne die Sanktionen Russlands kommentieren, wo immer er wolle, erklärte Ministerpräsident Andrei Babish in der DVTV-Thematik. | Video: DVTV

Adelmar Fabian

"Hipster-friendly writer. TV enthusiast. Organizer. General contractor. Internet pioneer."

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert