Die Sozialdemokraten könnten die Bundestagswahl gewinnen. Sie müssen jedoch keinen Kanzler haben

Dies wurde am Sonntagabend bekannt, als die ersten Nachwahlprognosen für die Bundestagswahl in Deutschland veröffentlicht wurden. Während die SPD-Zentrale in Berlin jubelte, war die Christlich-Demokratische Partei (CDU/CSU), in der die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel am Wahlabend eintraf, sprachlos.

Ohne Merkel wäre es in Deutschland schwieriger zu regieren

Und das, obwohl nach der ersten Schätzung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ARD beide Seiten 25 Prozent der Stimmen erhielten. Eine weitere Nachmittagsprognose begünstigt dann die SPD, aber nicht grundsätzlich.

Zwei Kanzler

Für die CDU/CSU, die sechzehn Jahre lang Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte, war dies das schlimmste Ergebnis der Nachkriegsgeschichte. Für die SPD ist dies eine wundersame Erholung von der Partei, der vor einem Jahr die meisten Beobachter keine Chance auf eine wichtige Rolle in der deutschen Politik gaben.

„Die Ergebnisse sind sehr ausgewogen“, sagte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak in der ersten Antwort. „Das gibt uns die Chance, eine gute Regierung für Deutschland zu bilden“, sagte Ziemiak der ARD, räumte aber ein, dass das Ergebnis zwar sehr ausgewogen, aber für die CDU/CSU „sehr bitter“ sei.

Kanzlerkandidat Olaf Scholz (SPD)

Wahlen in Deutschland: Sozialdemokrat Olaf Scholz näher am Amt

„Sechzehn gute Jahre. Wir müssen Angela Merkel für ihre Arbeit danken“, sagte Armin Laschet in seiner Rede nach der Wahl. „Das sind Köpfe, Köpfe. Es gibt keine eindeutigen Ergebnisse, aber wir sind mit diesen Ergebnissen nicht zufrieden“, sagte Laschet, der die Zusammenarbeit zur Bildung einer Bundesregierung aller demokratischen Parteien unter seiner Führung forderte.

„Die Stimme für CDU/CSU ist eine Stimme gegen eine linksgeführte Bundesregierung“, verweigerte Laschet eine Mitwirkung im Kabinett an der Spitze der SPD.

„Die Leute haben für die SPD gestimmt, um einen Wandel herbeizuführen. Aber auch für einen neuen Kanzler namens Olaf Scholz“, sagte Scholz in seiner ersten Nachwahlansprache an die Berliner Sozialdemokraten. Er versprach, dass sein Kabinett die Modernisierung Deutschlands vorantreiben und gleichzeitig den Klimawandel bekämpfen werde.

Plakat für grüne, sozialdemokratische und unionskonservative CDU/CSU-Kandidaten in Berlin-Mitte vor der Bundestagswahl

Deutschland hat Angst vor Chaos und Unsicherheit. Er entscheidet, wer nach Merkel regiert

Der sozialdemokratische stellvertretende Vorsitzende Hubertus Heil glänzte vor Begeisterung. „Das ist ein Riesenerfolg für die SPD“, sagte er im Wahlstudio. „Die Menschen vertrauen Olaf Scholz als unserem Kanzlerkandidaten“, sagte Heil.

Die Grünen müssen sich mit den Liberalen einigen

Deutschland stand jedoch vor einer sehr schwierigen Koalition. Wenn das bisherige Bündnis der SPD mit der CDU/CSU nicht erneuert wird, müssen sie bei den Grünen bleiben. Sie verdienten mit fast 15 % den höchsten in der Geschichte und hatten eine starke Verhandlungsposition. „Wir sind erstmals in einer Schlüsselposition. Wir wollten mehr, aber dieses Ergebnis ist die Basis für die Zukunft“, sagte Annalene Baerbock.

Als dritte Partei für die neue Regierung kamen die Liberalen (FDP) in Frage, die 11 Prozent erhielten. „Das ist eine historische Leistung“, sagte Parteichef Christian Lindner.

Diese beiden Parteien werden wohl entscheiden, wer am Ende Bundeskanzler wird. In den ersten Nachwahldebatten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ZDF und ADR schlossen weder die Grünen noch die FDP beide Optionen aus, obwohl aus dem Kontext klar hervorgeht, dass eine Koalition unter CDU/CSU-Führung für die FDP, aber für die Sozialdemokratie besser wäre für die Grünen. Sowohl Laschet als auch Scholz sagten, sie wollten mit den Parteien eine Regierung bilden, und beide fügten hinzu, sie wollten Kanzler werden.

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Ein ähnlicher Versuch, eine Dreiparteien-Koalition aus CDU/CSU mit Grünen und FDP zu bilden, scheiterte an Unstimmigkeiten zwischen den beiden Parteien, und Angela Merkel musste später mit der SPD eine große Koalition aus Christdemokraten bilden. Nicht nur Laschet, sondern auch der Kanzler der SPD und vielleicht der Wahlsieger Scholz könnten scheitern.

AfD nicht berücksichtigt

Die Möglichkeit einer Beteiligung der extremistischen Alternative für Deutschland (AfD) wurde in den deutschen Medien selbst mit Erlaubnis einer Sitzung der Vorsitzenden der neuen Bundestagsfraktionen überhaupt nicht erwähnt. Gleichzeitig verdiente er mehr als zehn Prozent, doch keine andere Fraktion war bereit, mit ihm zu kooperieren. Die postkommunistische Linke, auf die sich SPD und Grüne für eine mögliche Koalition stützen, steht nach aktuellen Umfragen an der Schwelle von 5% des Einzugs ins Parlament.

Luboš Palata

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Und selbst wenn die Postkommunisten in den Bundestag kommen, werden sie bei SPD und Grünen wohl keine Mehrheit haben. Daraus entstand das Projekt der rot-grün-roten Koalition, das zusammen mit dem Wahlergebnis und einer größeren Popularität in der Bevölkerung Scholz anmerken würde.

Deutschland steht deshalb vor sehr schwierigen Verhandlungen. „Ich will noch vor Weihnachten eine Regierung bilden“, sagte Scholz auf die Frage von ARD- und ZDF-Reportern, ob Angela Merkel zum Jahresende noch Kanzlerin werden solle, weil sie keine neue Regierung bilden könne.

Adelmar Fabian

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