Wie ein dröhnendes Motorrad. Deutschland hat Orgeln für 60 Millionen, die Komposition dafür hat Cech geschrieben

Nicht nur die darstellenden Künste der Documenta, auch die fantastische Orgel zieht die Aufmerksamkeit der hessischen Stadt Kassel auf sich. Hier wurde die Komposition Air (Give This People Some) des 38-jährigen Tschechen Jakub Rataj uraufgeführt.

Kassel (von unserem Korrespondenten) – „Gib diesen Menschen Luft, lass sie atmen“ er ruft Berühmt durch Arnold Schwarzenegger in dem dystopischen Film Total Recall aus dem Jahr 1990. Ähnliches gilt heute in deutschen Zügen, wo aufgrund der Pandemie wieder Mundschutzpflicht besteht und die Fahrgäste, wenn sie den höflichen Anweisungen des Schaffners folgen, dies schnell feststellen werden überquerte die Grenze zwischen Děčín und Bad Schandau. Aber auch hinter der Komposition von Jakub Rataj, die am vergangenen Samstag in der St. Lutheran Church weltweit uraufgeführt wurde, steckt eine Schwarzenegger-Replik. Martin.

Die zweitausendtausend deutschen Städte Kassels werden nicht leugnen, dass sie einst das Zentrum des selbstständigen Landes Hessen-Kassel war. In Anbetracht der Größe sahen viele der Gebäude sehr prächtig aus. Das dimensionale Gebäude und der Platz sind jetzt mit dem fünfzehnten Jahr des Documenta-Festivals lebendig, das seit 1955 großzügig zeitgenössische Kunst kartiert. In diesem Jahr fand das Double zuerst statt: Eine Künstlergruppe, insbesondere aus Asien, wurde Kurator.

Die Mitglieder des Kollektivs Ruangrupa Indonesia betonen Themen, die in den letzten Jahren alle Bereiche des öffentlichen Lebens durchdrungen haben. Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Bezüge zu kolonialen Verbrechen durchziehen zeitgleich mit der Documenta die ganze Stadt. Die universelle Botschaft enthält auch einen einzelnen Mann mit einem einfachen Banner, auf dem einfach „weniger“ (weniger) steht. Es umfasst eine Reihe von Ausstellungshallen in allen Größen. Und dazu gehört auch der kostenlose Fahrradverleih.

Etwas abseits vom Trubel steht die Martinskirche, die im Kontext der Documenta ein bisschen wie der letzte Tresor der europäischen Christenheit wirkt. Im Gegensatz zur Bewegung außen ist innen plötzlich ein weiß getünchter Innenraum, dessen kalter protestantischer Glanz durch die klaren Linien gotischer Bögen unterstrichen wird. Vielfältige Bewegung in alle Richtungen ersetzt ein bestimmtes Zentrum, wohin man pilgern muss.

An ihrem Ende steht eine große neue Orgel der österreichischen Firma Rieger Orgelbau, die sich über den 19 Meter breiten Westchor der Kirche erstreckt. Eine Reihe von Pfeifen, die am unteren Ende silbrig aussehen, ist mit einem langen schwarzen Rand verziert. Wie bei dieser Art von Instrumenten ist auch die Kasseler Orgel schwer zu bewegen, im Wesentlichen hängt sie eng mit der Anordnung des Ortes zusammen.

Dies zeigt sich am Anfang von Jakub Ratajs Komposition mit dem Titel Luft (Gib diesem Kerl etwas), der hier ein Samstagskonzert eröffnete. Gleichzeitig mit einem tiefen Ton und dem Blasen einer leeren Pfeife erzitterte die gegenüberliegende Glaswand vor dem Altar. So fügte er den insgesamt 86 der Orgel zur Verfügung stehenden Stimmregistern ein weiteres unerwartetes hinzu.

Jakub Rataj, Organist László Fassang und der ungarische Komponist Zsigmond Szathmáry. | Foto: Helena Ratajova

Doch in seinem ersten Orgelteil lässt sich Rataj nicht von den klanglichen Möglichkeiten des Instruments umhauen. Er nutzte seine Spezifikationen mit Bedacht. Dazu gehört die stufenlose Regulierung des Luftdrucks über Schienen, über die eine zwei Tonnen schwere Last transportiert wird. Kontinuierliche Dynamikänderungen werden in kontinuierliche Tonhöhenänderungen umgewandelt, die auch auf Mikrointervallebene präzise herausgearbeitet werden können – ganz zu schweigen von den vier Viertelnotenregistern.

Rataj wendet sich oft physiologischen Prozessen zu, dem Schlagen des menschlichen Herzens oder dem Atem. Dieses Mal scheint Air auf dem Luftstrom oder vielleicht dem „mechanischen Atem“ zu basieren, der die Grundlage für Orgelklänge bildet. Die Komposition hat mehrere Stufen, von denen jede ihren Abschluss findet.

Die „Beats“ des Ein- und Ausatmens sind nicht mehr so ​​durchdringend und klar wie zuvor, aber sie werden subtiler in einer fast minimalistischen Struktur angekündigt, die zu dem unverwechselbaren Klang führt, der durch die Kombination von Orgelregistern entsteht.

Zum räumlichen Charakter der Komposition trägt nicht nur das leichte Grollen der mitschwingenden Glaswände bei, sondern auch die beiden Orgelmodule hinter dem Hörer. Beide können unabhängig voneinander verwendet oder über das Hauptbark-Handbuch gesteuert werden. Ein fast industrielles Feeling entsteht durch den tiefen Pfeifton des Akkordeonregisters – mehr als die Mundharmonika erinnert es an das tiefe Dröhnen eines kraftvollen Motorrads.

Beim Titeltrack Air kombiniert mit Orgel, mögen die meisten Hörer denken Komplett Johann Sebastian Bach. Allerdings haben Ratajs Kompositionen wenig mit ihm gemeinsam. Komplexe Instrumente behandelt er eher wie höchst abwechslungsreiche Kammerensembles, die enorme Klangmassen erzeugen können und fantastisch formbar sind.

Ein kurzes Beispiel für die Kompositionsübung Air (Give These People Some) von Jakub Rataj. Foto: Helena Ratajova | Video: Jakub Rataj

Großen Anteil daran hat der ungarische Organist László Fassang, der Protagonist des Abends. Maßgeblich beteiligt war er an der Gestaltung des Programms, in das er Werke der französischen Komponisten Thomas Lacôt und Loïc Mallié einbezog. Er lernte die beiden während seines Studiums in Paris kennen. Mit der Komposition BACH hommage … von Zsigmond Szathmáry aus Ungarn, der ebenfalls vor Ort war, zog der Geist Bachs in das Konzert ein.

Obwohl das berühmte musikalische Motiv aus Bach-Noten nicht wie so oft die Fransen nach vorne drängte, verleugneten seine Kompositionen den professionellen Organisten vor dem Instrument nicht. Lied ab 2002 bearbeitete er es jedoch für Kassels Orgel, am Ende eines nervösen und kontrastreichen Werkes ertönte ein schwankender schriller Ton, der an eine Alarmsirene erinnert.

Unter den Werken zeitgenössischer Schriftsteller zählt Fassang einige der ältesten Kompositionen für Tasteninstrumente: zwei Proben des sogenannten Robertsbridge-Codex aus dem Jahr 1360. Ihr unverwechselbarer rhythmischer Charakter, akzentuiert durch die Nachahmung des Klangs von Schlaginstrumenten, bleibt vollständig erhalten natürlich zur Musik des Tages. Die schwarzen Fransen hingegen flatterten unter einem gewaltigen Pfeifenstoß wie ein Banner zum Endkampf.

Fassangs Auftritt gehört dazu Konzertreihe zeitgenössische Musik, die in der Kirche St. Martin Kassel von Juni bis erstes Drittel September. Dazu gehört die „Interaktion“ der Orgel mit anderen Instrumenten und Elektronik, aber Solokonzerte bilden den Dreh- und Angelpunkt. Einer von ihnen wird am 6. August vom lokalen Regenschori Eckhard Manz gespielt. Es schien eine Herzensangelegenheit zu sein, dass eine Person, die die Produktion arrangierte, während des Konzerts am Samstag als Assistent neben Fassango saß und dann in der Pause Wein am Buffet einschenkte.

Das alles dreht sich um ein Werkzeug im Wert von zweieinhalb Millionen Euro, umgerechnet 61,5 Millionen Kronen, die zur Hälfte von der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldec, zum Teil von der Stadt Kassel und 800.000 Euro von privaten Spendern getragen wurden. Wie beim Orgelbau üblich, können auch einzelne Pfeifen „adoptiert“ werden.

Kirche St. Bis zum 10. September warten auf Martin 25 weitere Veranstaltungen, von klassischen Liederabenden bis hin zu Klangexperimenten. Kassel ist im Hinblick auf die Documenta in diesem Sommer eine inhaltlich nicht zu vernachlässigende Destination.

Astor Kraus

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