Die heute 22-jährige Leonora Messing wird wegen des Verdachts strafrechtlich verfolgt, dass sie und ihr Ehemann vom Islamischen Staat 2015 in Syrien eine jesidische Frau versklavt haben.
In diesem Prozess, der vor den Toren stattfinden und bis Mitte Mai dauern wird, wird Messing auch vorgeworfen, einer terroristischen Vereinigung beigetreten zu sein und gegen das Waffengesetz verstoßen zu haben.
Der Fall löste in Deutschland eine Debatte darüber aus, wie es einem 15-jährigen Mädchen aus einer Kleinstadt gelang, radikal zu werden und sich der islamischen Bewegung anzuschließen.
Messing floh im März 2015 aus seiner Heimat und machte sich auf den Weg in den von ISIS gehaltenen Teil Syriens. Nach ihrer Ankunft in Raqa, damals de facto „Hauptstadt“ des IS in Syrien, wurde sie die dritte Frau eines Deutschen in dessen Hoheitsgebiet.
Messings Vater, ein Bäcker in der deutschen Stadt Breitenbach, erfuhr, dass seine Tochter sich dem radikalen Islam angeschlossen hatte, indem er seinen Computer öffnete und ihr Tagebuch las, nachdem sie verschwunden war.
Sechs Tage nach seiner Abreise erhielt sein Vater eine Nachricht, in der ihm mitgeteilt wurde, dass seine Tochter „Al und Isl gewählt“ habe und dass sie „im Kalifat angekommen“ sei.
– „Vorbildlicher Student“ –
„Ich war ein guter Schüler“, sagte sein Vater, Maik Messing, 2019 dem NDR. „Ich ging in Pflegeheime, um ihnen Bücher vorzulesen“, sagte er.
Die junge Frau führt ein Doppelleben und besucht, ohne Wissen ihrer Eltern, eine Moschee in Frankfurt.
Messing gehört nach Angaben der Bundesregierung zu den mehr als 1.150 Muslimen, die seit 2011 aus Deutschland nach Syrien und in den Irak geflohen sind.
Besonderes Aufsehen erregte ihr Fall wegen ihres Alters und weil ihr Vater sich bereit erklärte, mit Teams des NDR-Regionalfernsehens und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zusammenzuarbeiten.
Der Mann kündigte Tausende von Nachrichten an, die mit seiner Tochter ausgetauscht wurden, und enthüllte, dass die junge Frau verzweifelt versuchte, dem „Kalifat“ zu entkommen.
Ein deutsches Gericht warf ihm vor, drei Monate in einem IS-Krankenhaus in Raqa gearbeitet und für die Geheimdienste der Gruppe die Ehefrauen von Kämpfern „ausspioniert“ zu haben.
Außerdem wird ihr vorgeworfen, in das Verbrechen des Menschenhandels verwickelt gewesen zu sein, weil ihr Mann eine 33-jährige Yezidin „gekauft“ und sie dann verkauft habe. Nach der Geburt von zwei Töchtern wurde Messing in einem von Kurden kontrollierten Lager in Nordsyrien festgehalten.
Ihr Ehemann Martin Lemke wurde 2019 von den kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräften (FDS) festgenommen, sagten Leonora Messing und eine seiner Frauen gegenüber AFP.
Die junge Frau wurde im Dezember 2020 repatriiert und bei der Ankunft am Frankfurter Flughafen festgenommen. Dann entlassen.
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