Deutschland reicht Russland gegenüber dem Ölgiganten die Hand. Sie übernahmen die Kontrolle über einen Teil von Rosneft

Um die Energiesicherheit des Landes zu gewährleisten, hat die Bundesregierung den deutschen Anteil des russischen Ölimporteurs Rosneft und dessen Tochter RN Refining & Marketing übernommen.

Das teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit, wonach die Treuhandschaft vorerst auf sechs Monate befristet ist. Die Verwaltung wird von der Regierung der Bundesnetzagentur, der Netzregulierungsbehörde in Deutschland, übertragen. Mit der Übernahme des deutschen Teils von Rosneft erlangte die Agentur die Kontrolle über ihre Anteile an den PCK-Raffinerien in Schwedt, MiRo in Karlsruhe und Bayernoil in Vohburg.

Bundeskanzler Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke werden auf einer Pressekonferenz um 13.30 Uhr über weitere Details und Entwicklungen sprechen.

Das Wirtschaftsministerium erklärte, dass die Regierung mit der Übernahme der Anteile von Rosneft in Deutschland im Einklang mit dem Energiesicherheitsgesetz agiere und dass diese Entscheidung die Grundlage für die Aufrechterhaltung des Betriebs der Raffinerie in Schwedt Brandenburg sei, an der Rosneft die Mehrheit hält. Diese Raffinerie ist zentral für die Versorgung Ostdeutschlands mit Ölprodukten, aber aus Sicht der Energiesicherheit ein schwaches Glied, da sie Öl aus Russland verarbeitet, das über den nördlichen Zweig der Druschba-Pipeline zur Anlage gelangt.

Wegen der ungewissen Zukunft der Raffinerie hat Ministerpräsident Brandenburg Woidke die Bundesregierung vor einer Woche öffentlich aufgefordert, den Betrieb der Anlage und den Erhalt des Werkes sicherzustellen. Die PCK-Raffinerie ist mit rund 1.200 Mitarbeitern ein bedeutendes Wirtschaftsunternehmen in der Region.

Nach vorliegenden Unterlagen hatte das Wirtschaftsministerium am Mittwoch die Übernahme der Verwaltung angeordnet, die Entscheidung trat jedoch am Freitag in Kraft durch Veröffentlichung im Bundesanzeiger. Weiter heißt es, dass die Netzregulierungsbehörde bis zum 15. März 2023 die Kontrolle über die beiden Unternehmen haben wird. Die Verwaltungskosten werden von den beiden Unternehmen selbst getragen.

Rosneft macht etwa 12 Prozent der deutschen Ölverarbeitungskapazität aus und ist damit eine der größten Raffinerien des Landes. Allerdings strebt Deutschland eine Unabhängigkeit von Energierohstoffen aus Russland an.

Das Embargo für Ölimporte aus Russland tritt in der Europäischen Union am 5. Dezember in Kraft. Der Transport von Rohstoffen über die Družba-Pipeline, durch die Öl nicht nur Deutschland, sondern auch Tschechien erreicht, wird vorübergehend ausgeschlossen. Habeck und Scholz haben in der Vergangenheit angedeutet, dass sie keine Embargoausnahmen in Anspruch nehmen wollen. Habeck sagte zuvor, dass die Schwedter Raffinerie ihr Öl über Rostock in Norddeutschland und Danzig in Polen beziehen könnte, nicht über Druschba.

Foto: Europäische Gasinfrastruktur, News List, Shutterstock.com

Gaspipelines in Europa und LNG-Terminals an der Küste.

Überlegungen zur Verstaatlichung von Nord Stream

Neben Öl erwägt Deutschland auch staatliche Interventionen im Gassektor, insbesondere in Teilen der Gaspipeline Nord Stream 2.

Im Juni sagte das deutsche Wirtschaftsministerium laut Reuters, dass ein Teil der Pipeline, die zur Ostsee führt, verstaatlicht werden könnte. Dieses wird dann von Deutschland verwendet, um Gas vom LNG-Terminal zu transportieren, das weiter nach Deutschland, möglicherweise aber auch nach Tschechien, bestimmt ist.

Die Bundesregierung plant zudem, Gazprom Germania zu verstaatlichen. Seit April dieses Jahres war es Russlands staatliches Gasunternehmen Nummer eins. Zu Gazprom Germania gehören unter anderem der Handelskonzern Wingas und die Speichergesellschaft Astora, die über einen Speicher mit einem Volumen von 6 Milliarden Kubikmetern verfügt – das entspricht etwa zwei Drittel des tschechischen Jahresverbrauchs.

Astor Kraus

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