Deutschland hat wie die Tschechen eine relativ neue Bundesregierung, die seit fast vier Monaten an der Macht ist. Und während einige Minister sich in neuen Positionen wiederfanden, wechselten andere von einem Skandal zum nächsten. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht von der SPD hat sich einen schlechten Ruf erarbeitet und die Opposition beginnt, ein Ende zu fordern.
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Seine Amtseinführung kam überraschend, da er bei den Parlamentswahlen nicht kandidierte und davon sprach, die Politik zu verlassen.
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Auch ist der Sozialdemokrat beruflich nicht an Verteidigung interessiert – er leitete zuvor das Justizministerium. Von dort holte er seinen eigenen Personenkreis in das neue Resort, während er langjährige Funktionäre ohne Begründung feuerte.
Meinungsverschiedenheiten mit diesem Ansatz spiegelten sich in der Form ihrer Amtseinführung wider: Während in anderen Ministerien die regierenden Minister symbolisch mit ihrem Nachfolger sprachen, lehnte Annegret Kramp-Karrenbauer ein Treffen mit Lambrecht ab.
5000 Helm
Aber die größte Kontroverse kam mit dem Krieg in der Ukraine. Die gefährdete Nation hatte zuvor Waffenlieferungen angefordert, und Lambrecht bot ihm damals nur 5.000 Helme an.
Nach dem russischen Angriff änderte sich Deutschlands Haltung zu Rüstungsexporten und die Bundeswehr spendete etwa Panzerabwehr- oder Flugabwehrraketen an Kiew. Doch jetzt behauptet der Minister, Deutschland sei einer der drei größten Lieferanten des Materials – aber die Zahlen beginnen sofort, Kiew zu widersprechen, was er sagt, dass sie sogar mit frei verfügbaren Daten widerlegt werden können.
Bis vor kurzem wartete die Ukraine vergeblich auf die Angebotsliste, die Lambrecht lange vorbereitet hatte. Nach Informationen der Tageszeitung „Welt“ erfuhr er zufällig von seinem Aufenthaltsort – nur dank der Tatsache, dass der Bruder des Kiewer Bürgermeisters Wladimir Klitschko bei seinem Besuch in Berlin ausdrücklich nach ihm gefragt hatte.
Maniküre und Einkaufen
Dem Ansehen des Ministers in der Öffentlichkeit hat die Feststellung des Tagesspiegels nicht geholfen, dass der Verteidigungschef einen Teil des Morgens nach der Invasion verlassen hat, um zur Maniküre zu gehen und in Luxuskaufhäusern einzukaufen. Laut DPA wurden diese Informationen von niemandem im Ministerium bestritten.
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Laut Bundesverfassung ist Lambrecht auch Oberbefehlshaber der Bundeswehr – und sein Handeln lässt sich manchen interpretieren.
Laut einer Umfrage des Allensbach-Instituts sind nur 16 Prozent der Menschen mit der Arbeit des Verteidigungsministers zufrieden, doch ob die Regierung daraus personelle Konsequenzen ziehen wird, ist noch offen. Das Focus-Magazin achtet jedoch auf Details, die auf ein mögliches Ende hindeuten.
Kritik von der Opposition
Deutschland wird die Verteidigungsausgaben in diesem Jahr erhöhen und 100 Milliarden Euro für das Ministerium bereitstellen, das sind fast 2,5 Billionen Kronen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) müsste folgerichtig über ihre Investition entscheiden, aber er wolle es selbst tun.
Lambrecht wurde auch von der oppositionellen Union CDU/CSU kritisiert, ohne die eine Abstimmung über diese Ausgaben nicht möglich gewesen wäre. Und auch die Führung des Verteidigungsausschusses des Parlaments zeigte sich unzufrieden mit dem derzeitigen Ministerpräsidenten.
Die sozialdemokratische Vorsitzende Saskia Esken interpretierte den ganzen Fall so, dass die Opposition nicht in der Lage sei, Frauen in hohe Positionen zu bringen, und versuche, sie in Anführungszeichen niederzuschießen. CDU/CSU-Vertreter lehnten dies jedoch ab – Frauen hatten unter ihrer Kontrolle die Verteidigung angeführt: zuerst die derzeitige EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, dann die bereits erwähnte Annegret Kramp-Karrenbauer.
Auch die Konservativen lobten einen der derzeitigen Minister, und Andrea Lindholz, Vizepräsidentin ihrer Fraktion, sagte, eine Figur sei in den vergangenen Wochen politisch gereift. Die Rede ist von Diplomatiechefin Annalena Baerbock, die zu einer der beliebtesten Politikerinnen des Landes wurde, und neben den Deutschen sind auch die Diplomaten mit seiner Arbeit zufrieden.
Erholungsort in Not
Etwas anders war es bei den Bundeswehrsoldaten – ihr jetziger Kommandeur kam ohne große Einarbeitung ins Resort. Laut der Tageszeitung Die Welt hat das Verteidigungsministerium davon mehr oder weniger Abstand genommen.
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Einerseits musste Bundeskanzler Scholz sein Wahlversprechen einhalten und eine gleiche Anzahl von Männern und Frauen in die Regierung stellen – die Liberalen hielten sich nicht an dieses Verhältnis, weil sie von vier Posten drei Männer abgaben, und die Sozialdemokraten mussten ausgleichen ihn aus. Auch wenn die SPD einen klaren Kandidaten für das Verteidigungsministerium hat – Lars Klingbeil hat die Partei als Wahlleiter zum Sieg geführt und steht seit langem der Bundeswehr nahe. Am Ende nutzte er jedoch die Chance, mit Esken Vorsitzender der Sozialdemokraten zu werden.
Lambrecht selbst interessierte sich mehr für das Innenministerium, aber Scholz brauchte es anderswo. Er berief intern die Landespolitikerin Nancy Faeser, die auf ihrer Position bestens profiliert ist und rein theoretisch bei der nächsten Landtagswahl in Hessen reüssieren könnte.
Faeser sprach nach seiner Einreise vor allem über die Stärkung des Kampfes gegen Rechtsextremismus, wo er seit Jahren systematisch arbeite. Doch plötzlich steckte der Innenminister mitten in einer Flüchtlingskrise, und auch sein Ministerium wurde wegen schlechter Leistungen kritisiert. Auch bei der erwähnten Umfrage für Allensbach sah es für Faeser nicht gut aus – nur 17 Prozent der Menschen waren damit zufrieden. Anders als bei Lambrecht sind damit aber keine großen Skandale verbunden.
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