Mehr junge Leute, mehr Frauen, mehr gewählte Amtsträger mit Migrationshintergrund: Deutschlands neue Abgeordnetenversammlung, die am Dienstag, 26. Oktober, ihre erste Sitzung abhält, bläst den Wind der Vielfalt, ist aber noch lange kein Spiegel der Gesellschaft. Einen Monat nach der Bundestagswahl am 26. September ist es Zeit für die 736 gewählten Bundestagsabgeordneten, wieder in die Schule zu gehen. Diese Versammlung wird für die formelle Ernennung eines neuen Bundeskanzlers, höchstwahrscheinlich Olaf Scholz, verantwortlich sein, wenn die SPD, die die Stimmen gewonnen hat, ihre Koalitionsverhandlungen mit Ökologen und Liberalen abgeschlossen hat.
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Während sie auf den Wechsel ihres Nachfolgers zur Kanzlerin wartet, wird Angela Merkel sie am Dienstag auf dem Ehrentribun des Parlaments ablösen: Ihre Regierung ist nicht mehr für die aktuellen Angelegenheiten zuständig, und sie selbst ist erstmals seit 31 Jahren nicht mehr als Stellvertreterin kandidiert. In ihrer Wahlhochburg an der Ostsee übernahm die 27-jährige SPD-Kandidatin Anna Kassautzki den Sitz der Konservativen (CDU). Als Symbol für den Zusammenbruch der Partei von Angela Merkel und den Aufstieg der SPD-Kräfte wurde die Hälfte der 206 Abgeordneten mit einem Durchschnittsalter von 45 Jahren neu gewählt.
Von den 118 grünen Abgeordneten, der dritten Gruppe hinter den Konservativen und Sozialdemokraten, sind die beiden jüngsten Gewählten 23 Jahre alt. Eine weitere Sensation in Deutschland: Erstmals sitzt eine Schwarze im Bundestag. Ein Mitglied der Grünen, Awet Tesfaiesus, 47, wurde in Eritrea geboren. Der im Alter von 10 Jahren in Deutschland angekommene Rechtsanwalt aus Kassel (Mitte) hat seine Karriere der Verteidigung der Rechte von Einwanderern und Flüchtlingen gewidmet. „Wir brauchen Vielfalt in diesem Land“, plädierte er in einem Interview mit AFP. „Wir brauchen eine bessere Vertretung von Menschen, die Opfer von Rassismus sind.“
„Wir erleben ein Wiederaufleben der Politik“
Mit Karamba Diaby aus dem Senegal, der als erster schwarzer Abgeordneter in der ehemaligen DDR gewählt wurde, und Armand Zorn, der mit 12 Jahren aus Kamerun kam, werden sie die einzigen drei Schwarzen in der weitgehend dominierten Versammlung sein und Weißen. . Allerdings nimmt die Zahl der Abgeordneten ausländischer Herkunft zu. Mit 83 im Ausland geborenen gewählten Abgeordneten oder einem von zwei im Ausland geborenen Elternteilen vertreten sie 11,3 % des Bundestages gegenüber 8,2 % (58 Abgeordnete) in der Vorversammlung. „Wir erleben ein Wiederaufleben der Politik“, bemerkt Deniz Nergiz, Direktor des Bundesrates für Zuwanderung und Integration (BZI), der die politische Teilhabe von Ausländern fördert.
„Auch in Ostdeutschland gibt es erstmals einen gewählten Flüchtling“ dort sei die Zahl der Ausländer deutlich geringer, erklärte der Experte gegenüber AFP. Auch unter den Neugewählten: Lamya Kaddor, die im Ruhrgebiet den Islam an Schulen unterrichtet, ein Thema, das in den letzten Jahren in Deutschland heiß diskutiert wurde. Während seiner vierjährigen Amtszeit wollte Awet Tesfaiesus kämpfen„Etikett“ ausländische Frau klebte trotz deutschem Pass an seiner Haut. „Rassismus ist latent überall zu spüren“, versicherte er, „Als ich eine Wohnung suchte, als der Postbote in meine Kanzlei kam und mit meiner Sekretärin sprach, weil er automatisch dachte, er sei mein Chef.“
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Aber mit mehr Vielfalt ist der Bundestag weit davon entfernt, repräsentativ für die deutsche Gesellschaft zu sein. „Wir liegen noch weit hinter den 26% (Ausländer) in der Gesamtgesellschaft“, erklärt Deniz Nergiz. Gleiches gilt für die Zahl der Abgeordneten, von denen die meisten in einem Land, das gerade erst seit 16 Jahren von einer Frau regiert wird, unterrepräsentiert sind. Sie machten immer noch nur 24% der Versammlung aus, gegenüber 20% in der vorherigen Legislaturperiode. Erst zum dritten Mal wird der Bundestag von einer Frau geleitet: Die Sozialistin Bärbel Bas, 53, muss zwingend Wolfgang Schäuble, Bundestagsabgeordneter seit … 1972, ersetzen.
Und zwischen den Parteien bleiben erhebliche Lücken. Die Grünen werden eine weibliche Mehrheit (59%) haben, darunter zwei Transgender-Frauen, Tessa Ganserer und Nyke Slawik. In der rechtsextremen Partei Alternative für Deutschland (AfD) stellen sie nur 13% der Abgeordneten.
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