Wer nicht möchte, dass seine Daten beim Surfen im Internet gesammelt werden, sollte sich an andere Suchmaschinen wenden. Es funktioniert auch sehr gut – manchmal sogar mit künstlicher Intelligenz.
München – Internetnutzer nutzen in der Regel Google für ihre Suche. Laut dem Web-Traffic-Analysedienst Statcounter liegt der Anteil des Suchmaschinenmarktes in Deutschland stabil bei über 90 Prozent.
„Auch nur Microsofts Bing hat mit rund 5,5 Prozent noch Relevanz, was aber sicher an der Integration in Windows liegt“, erklärt Jörg Geiger vom Fachmagazin „Chip“. Aber Google und Bing sind beides Suchmaschinen, die gewissenhaft Daten ihrer Nutzer sammeln und nutzen.
Das macht sich neben gezielter Werbung auch auf der Ebene der Suchergebnisse bemerkbar: „Suchergebnisse zum gleichen Begriff können bei diesen Suchmaschinen sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem, wer die Suche durchführt“, erklärt Wolfgang Stieler von „Review Technology“ . Tatsächlich berücksichtigen die Algorithmen von Google und Bing auch das Suchverhalten der Nutzer für die Suchergebnisse.
Roboternetzwerk indizieren
Grundsätzlich funktionieren alle Suchmaschinen gleich. Kleine Programme, sogenannte Crawler, durchforsten das Netzwerk, analysieren und indizieren den Inhalt von Webseiten. Der Suchanbieter kann sich dann auf diesen Suchindex verlassen, um eine Liste mit übereinstimmenden Ergebnissen zurückzugeben.
Was zählt, ist das Ergebnis an der Spitze der Liste. Das Ranking von Google basiert laut Stieler vor allem darauf, wie oft eine Website von anderen Personen verlinkt wird, sowie Faktoren wie Keywords, Standort oder Relevanz. Die große Anzahl an Google-Nutzern und der daraus resultierende Netzwerkeffekt ist Teil des Erfolgsgeheimnisses. Je mehr Benutzer auf eine bestimmte Seite für ein bestimmtes Thema klicken, desto relevanter ist es für die Suchergebnisse.
Aber es gibt Alternativen zu Google. Beim Konkurrenz-Vergleichstest von „Chip“ weiß vor allem Startpage zu überzeugen. „Diese Seite bedient sich tatsächlich eines Tricks, da sie Suchanfragen anonym an Google weiterleitet, weshalb die Suchergebnisse selbst so gut sind“, erklärt Jörg Geiger. Die Suchmaschinen Duckduckgo und Qwant schnitten in Tests gleich gut ab. Der große Vorteil ist „Benutzer werden hier nicht getrackt“.
Meta-Suchmaschinen übermitteln viele Dinge auf einmal
Und dann gibt es noch die Meta-Suchmaschinen als Alternative. Sie aggregieren Ergebnisse verschiedener Suchanbieter und zeigen in den Ergebnissen an, von welcher Seite die Suchergebnisse stammen. Einer der bekanntesten Anbieter ist Metager.
Dies ist ein deutscher gemeinnütziger Verein, dessen Server in Deutschland stehen. „Datenschutz wird hier großgeschrieben, aber die genutzten Quellen sind alte Bekannte wie Bing, Yandex oder Yahoo“, erklärt Geiger. Eine weitere Metasuchmaschine mit vielen Quellen zB „Etools.ch“.
Auch technisch versierte Nutzer könnten laut Geiger das Angebot von „Searx.info“ nutzen. „Das ist auch eine Meta-Suchmaschine, aber Sie können selbst festlegen, nach welcher Suchmaschine gesucht werden soll.“ Daher gibt es Alternativen zu Google, die aber selten genutzt werden.
Das liegt laut Wolfgang Stieler auch an der Bequemlichkeit: „Google ist in vielen Browsern bereits als Suchmaschine eingestellt und die wenigsten Nutzer machen sich die Mühe, einen anderen Anbieter aus dem Menü auszuwählen.“
Erst brechen, dann suchen
Wer den Datendurst von Google stillen möchte, kann die Suchmaschineneinstellungen in seinem Google-Konto ändern. „Web- & App-Aktivitäten“ lassen sich dort deaktivieren, erklärt André Hesel von „Computer Bild“: „So wird verhindert, dass bestimmte Aktivitäten wie Suchen und Seitenverlauf im Google-Konto gespeichert werden“.
Besser noch: Surfen Sie nicht mit einem angemeldeten Google-Konto, zumindest nicht auf einem Laptop oder PC. Prüfen Sie vor einer Suche oben rechts auf „Google.fr“, ob Sie verbunden sind und trennen Sie diese gegebenenfalls.
Auch das Suchverhalten der Nutzer kann sich dank neuer Technologien ändern. Künstliche Intelligenz (KI) ist derzeit in aller Munde und vor allem das sprachliche Modell mit Chatbots wie „ChatGPT“. Microsoft ist nicht allein, wenn es darum geht, KI nach Bing zu durchsuchen. Auch das amerikanische Start-up Neeva hat ein Suchmaschinenangebot auf Basis von „ChatGPT“ entwickelt.
Die KI-Suche ist bequem, aber alles andere als zuverlässig
Neeva bietet Suchseiten mit Sprachbefehlen an und erstellt dann ein kurzes oder langes Textdokument für den Benutzer. Dies könnte beispielsweise für Rezensionsübersichten verschiedener Bücher oder Filme interessant sein. „KI liest dann zehn Rezensionen und erstellt eine Zusammenfassung, wie ein Buch oder Film bewertet wird“, sagt Stieler.
Neeva ignoriert auch das Tracking und ist werbefrei. Im Gegenzug verlangt der Suchmaschinenanbieter von seinen Nutzern ein Abo von knapp fünf Euro im Monat.
Auch Jörg Geiger sieht in KI-Chatbots frischen Wind für den Suchmaschinenmarkt, auch wenn die Technologie noch lange nicht ausgereift ist: „So oder so müssen Quellen berücksichtigt und auf Fakten geprüft werden“, sagt Geiger. Denn KI-Suchen liefern zwangsläufig individuelle Antworten, manchmal findet sie aber auch Informationen von Grund auf neu. dpa
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