In der Zeit, als Namibia eine Kolonie des Deutschen Reiches war, wurden Antiquitäten nach Berlin gebracht. Die Methode der Restitution ist jedoch auf Kritik gestoßen: Am Montag (30.05.) übergab Deutschland 23 antike Artefakte, die aus dem 19. Jahrhundert geraubt wurden, an Namibia, als das afrikanische Land eine Kolonie des Deutschen Reiches war. Die Objekte befinden sich seit mehr als einem Jahrhundert im Besitz des Ethnologischen Museums in Berlin. „Alle Objekte wurden während der deutschen Kolonialzeit, vermutlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, aus verschiedenen Gemeinden Namibias zusammengetragen“, sagte Nehoa Hilma Kautondokwa, Präsidentin des Namibischen Museumsvereins, während der offiziellen Übergabezeremonie. Die Sammlung von 23 Stücken, die von den lokalen Forschern untersucht werden, umfasst einen mit drei Köpfen geschmückten Behälter, Puppen mit traditioneller Kleidung, Schmuck und Speere. „Dauerdarlehen“? Die seit mehr als einem Jahrhundert in Deutschland verbliebenen Objekte wurden aufgrund ihrer historischen, kulturellen und ästhetischen Bedeutung von Experten zwischen 2019 und 2020 zur Rückgabe ausgewählt. Allerdings blieb der von Deutschland gewählte Mechanismus der Rückführung nicht unkritisch. Anstelle einer effektiven Restitution werden die Gegenstände in Form von Leihgaben – allerdings ohne feste Laufzeit – zur Verfügung gestellt. „Diese Objekte werden in Namibia bleiben“, sagte Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die die Berliner Museen betreut, auf die Kritik der Kritiker, es handele sich um Leihgaben, nicht um Rückerstattungen. Nach Angaben der Stiftung erfolgte der Schritt ausschließlich aus bürokratischen Gründen. Ein „Dauerdarlehen“ kann schneller ausgeführt werden. „Die Stücke, die hier bleiben sollten, werden hier bleiben. Und das gilt auf jeden Fall für diese 23 Objekte“, ergänzte Parzinger im Gespräch mit der DW. Der Aufsichtsrat wird im Juni zusammentreten und die Bedingungen für eine formelle Rückerstattung festlegen. Projekt „Nach unseren Aufzeichnungen wurden zwischen 1860 und 1890 23 Stücke beschafft“, erklärt Kautondokwa, als er gemeinsam mit Kollegen des Ethnologischen Museums, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Objekte erstmals der namibischen Gemeinde vorstellte. , der Gerda Henkel Stiftung und der University of Namibia (Unam), die Teil des wissenschaftlichen Kooperationsprojekts „Facing the Colonial Past, Envisioning a Creative Future“ sind. „Du siehst dir ein Objekt an und sagst, es gehört einer der Gemeinden in diesem Land. Aber so etwas hast du noch nie gesehen!“ sagte er begeistert zu DW Ndapewoshali Ashipala, amtierender Direktor der Namibian Museums Association. Goodman Gwasira, Professor an der Unam, ein weiterer Projektpartner, erklärte, dass das Kooperationsprojekt mit Deutschland Namibia helfen werde, lokales Fachwissen und Schulungsprogramme für den Umgang mit diesen wertvollen historischen Objekten zu entwickeln. Das Ziel sei es, sich auch auf andere Rückerstattungen in der Zukunft vorzubereiten, sagte Gwasira. Namibias Museen sind vielleicht nicht bereit, die vollständige Rückgabe der geschätzten 12.000 namibischen Objekte, die in europäischen Museen verbleiben, zu akzeptieren, aber Gwasira provoziert: „Wie vorbereitet waren die Europäer, als sie sie überhaupt geplündert haben?“ Er forderte die Projektpartner auf, weiterhin gemeinsam daran zu arbeiten, die notwendigen Strukturen in Namibia zu schaffen. „Unsere Kollegen in Namibia sind genauso am Erhalt dieser Objekte interessiert wie wir“, betonte der Direktor des Ethnologischen Museums in Berlin, Lars-Christian Koch. Der Ethnologische Museumsstreit in Berlin diskutiert seit drei Jahren das Schicksal anderer Altertümer mit Namibia, als Teil des deutschen Engagements für die Verbesserung der Beziehungen zu seiner ehemaligen Kolonie. Die Rückgabe von Namibias kulturellem Reichtum hat nicht nur zu Streitigkeiten mit Deutschland, sondern auch zwischen verschiedenen Gemeinschaften in Namibia geführt. Ein Fall im Jahr 2019 betraf die Rückgabe einer Bibelkopie und einer Peitsche des namibischen Helden Hendrik Witbooi, die von einem Streit zwischen der Association of Traditional Leaders of Nama und der namibischen Regierung begleitet wurde. Zwischen 1884 und 1915 gehörte das heutige Territorium Namibias zum Deutschen Reich. Die Invasoren schlugen einen Aufstand der ethnischen Gruppen der Herero und Nama brutal nieder und töteten Zehntausende Menschen. Bis heute sind die Beziehungen zwischen Namibia und Deutschland nicht einfach. Die Bundesregierung verhandelt seit Jahren zäh mit den Behörden des Landes über mögliche Entschädigungen für Verbrechen aus der Kolonialzeit. Autor: Jasko Rust
Fragen, Kritik und Anregungen? Rede mit uns
„Freundlicher Leser. Kann mit Boxhandschuhen nicht tippen. Lebenslanger Bierguru. Allgemeiner Fernsehfanatiker. Preisgekrönter Organisator.“