Der Name Sam Altman wird tatsächlich definitiv mit dem Technologieunternehmen OpenAI und damit mit ChatGPT, GPT-4 und anderen KI-Modellen in Verbindung gebracht. Altman ist aber auch einer der Gründer von Worldcoin. Das Start-up möchte ein universelles Grundeinkommen schaffen, das ausschließlich auf Kryptowährungen basiert. Hierzu muss die Identität einer Person durch einen Iris-Scan nachgewiesen werden. Das Angebot ist unbestreitbar. Im Jahr 2022 untersuchte beispielsweise ein britischer Forscher verschiedene Zahlungs-, Währungs- und ID-Projekte, die zunächst auf marginalisierte Gruppen abzielten. Worldcoin implementiert zudem eine biometrische Datenbank – zum Nachteil vieler Probanden. In den nächsten zwei Jahren werden rund eine Milliarde Menschen mit Augenscannern registriert. Dieser Dienst startete auch in Deutschlandwie auf der Worldcoin-Website angegeben.
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Anlässlich der Expansion von Worldcoin in Deutschland veröffentlichen wir hier unseren Hintergrundbericht zum Start-up-Ansatz. Unter der Überschrift „Augen auf“ erscheint der Text erstmals Ausgabe 4/202 (in Print- und PDF-Ausgabe im heise-Shop).
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An einem sonnigen Morgen im vergangenen Dezember wurde Iyus Ruswandi früh von seiner Mutter geweckt. Ein Technologieunternehmen führe eine Art „Wohlfahrtskampagne“ durch und forderte ihn auf, das Unternehmen zu verlassen.
Ruswandi, ein 35-jähriger Möbelhersteller aus dem Dorf Gunungguruh in Indonesien, reihte sich in die lange Schlange ein. Es handelte sich größtenteils um Frauen, von denen einige schon seit sechs Uhr morgens warteten. Am Telefon notierte ein Vertreter von Worldcoin Indonesia ihre E-Mail-Adresse und Telefonnummer und scannte ihre Augen mit einer futuristischen Metallkugel. Auch Dorfbeamte griffen ein und verteilten nummerierte Tickets, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. Ruswandi fragte einen Vertreter von Worldcoin, um welche Wohltätigkeitsorganisation es sich handelte, erhielt jedoch keine Einzelheiten.
Vertreter von Worldcoin treten auch in zwei Dutzend anderen Ländern auf. An Universitäten, U-Bahn-Stationen, Märkten und Einkaufszentren sammeln sie biometrische Daten im Tausch gegen Bargeld, Apple Airpods oder Versprechen auf künftigen Reichtum. Sie gaben jedoch kaum ihre wahren Absichten preis.
Zugang zum Finanzsystem über Kryptowährung
Das in San Francisco ansässige Unternehmen Tools for Humanity ging einige Monate zuvor an die Börse. Laut der Website handelt es sich bei Worldcoin um „eine neue kollektive globale Währung auf Basis von Ethereum, die gerecht unter möglichst vielen Menschen verteilt wird“.
„Ich interessiere mich wirklich für Dinge wie das universelle Grundeinkommen“, sagte Sam Altman gegenüber Bloomberg. Altman ist heute vor allem als CEO von OpenAI bekannt, aber er ist auch Mitbegründer Weltwährung und ehemaliger Präsident des renommierten Inkubators Y Combinator. Worldcoin muss zeigen, „wie wir Technologie nutzen können, um dies auf globaler Ebene zu erreichen“. Der in Deutschland geborene CEO Alexander Blania, der im Alter von 27 Jahren nach seinem Master in Physik am Caltech zu Worldcoin kam, fügte hinzu: „Viele Menschen auf der Welt haben noch keinen Zugang zu einem Finanzsystem.“ Kryptowährung kann uns dorthin bringen.
Jeder Weltbürger soll einen kostenlosen Anteil der neuen Kryptowährung erhalten – wenn er seinen Iris-Scan erhält. Dies geschieht mithilfe eines „Balls“ – einem Gerät, das einem enthaupteten Roboterkopf ähnelt. Darüber hinaus werden hochauflösende Bilder vom Körper und Gesicht des Nutzers aufgenommen.
Dies hat viele Menschen, darunter auch Ruswandi, mehr als misstrauisch gemacht: Was hat Worldcoin mit all diesen Daten vor?
Um diese Frage zu beantworten, sprach MIT Technology Review mit mehr als 35 Menschen in sechs Ländern – Indonesien, Kenia, Sudan, Ghana, Chile und Norwegen. Es stellt sich heraus, dass zwischen den Versprechen von Worldcoin und der Benutzererfahrung eine große Lücke besteht. Wir haben festgestellt, dass Unternehmensvertreter betrügerische Marketingaktivitäten betrieben, mehr Daten gesammelt haben, als sie zugeben, und keine ausreichende Einwilligung dazu eingeholt haben.
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