Wie man einen europäischen Motor schmiert. Frankreich und Deutschland planen eine Annäherung ihrer Präsidenten

Um die anhaltenden gegenseitigen Spannungen zu entschärfen, plant der französische Präsident Emmanuel Macron Anfang Juli einen Besuch in Deutschland und seinen Staatsoberhäuptern, Präsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz. Die beiden stärksten Volkswirtschaften der EU werden versuchen, eine gemeinsame Basis in verschiedenen Politikbereichen zu finden, einschließlich der Steuer-, Energie-, Europa- und Außenpolitik – insbesondere in Bezug auf die Beziehungen zu China.

Unbestätigten Informationen zufolge wird Macron Deutschland vom 2. bis 4. Juli besuchen. Höhepunkt ist dann der Empfang im Berliner Präsidentenpalast Bellevue, den Steinmeier am 3. Juli ausrichten wird.

Die einzelnen Stationen von Macrons Reise sind noch nicht bekannt. Hingewiesen sei aber auf Dresden wegen der Pläne für die Mikrochip-Fertigung von Infineon, die als europäischer Meilenstein allein für die Chip-Großserienfertigung bezeichnet wird. Die nächste Station könnte in Ludwigsburg, Westdeutschland, sein, wo das Deutsch-Französische Institut, ein gemeinsames Forschungsinstitut der beiden Länder, das bilaterale Beziehungen berät, sein 75-jähriges Bestehen feiert.

Computerchips und Halbleiter sowie Wasserstoffnutzung und Verteidigungspolitik sind Themen, die Frankreich und Deutschland gemeinsam vorantreiben wollen. Sie werden auch zustimmen, massive Umweltsubventionen aus den Vereinigten Staaten abzulehnen. In anderen Bereichen bestehen jedoch Meinungsverschiedenheiten und Meinungsverschiedenheiten zwischen Deutschland und Frankreich, insbesondere in letzter Zeit.

Dazu gehören Pläne zur Reform der EU-Steuerregeln, Frankreichs Vorstoß, Atomkraft als „grüne“ Technologie einzustufen und wie die EU mit den zunehmenden geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China umgehen soll. Macrons Aussage, Europa dürfe nicht in den Taiwan-Konflikt zwischen den USA und China hineingezogen werden, stieß auch in Deutschland auf starke Gegenreaktionen.

Der geplante Staatsbesuch kommt zu einem sensiblen Zeitpunkt. Die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich waren im vergangenen Herbst durch Verzögerungen bei Regierungskonsultationen sowie Meinungsverschiedenheiten während des Scholz-Besuchs in Paris belastet, darunter die kurzfristige Absage einer gemeinsamen Pressekonferenz. Im Januar fand schließlich ein gemeinsames Treffen der beiden Regierungen statt.

China, Finanzen und Endergebnis

Deutschland ist wirtschaftlich stärker von China abhängig und bereit, mit ihm zu kooperieren, während Frankreich vorsichtiger vorgeht. Frankreich hat Chinas Menschenrechtsbilanz und Geschäftspraktiken kritisiert und die EU aufgefordert, eine härtere Haltung zu Themen wie Diebstahl geistigen Eigentums und Marktzugang einzunehmen. Deutschland hingegen ist stärker auf wirtschaftliche Zusammenarbeit ausgerichtet und wurde dafür kritisiert, dass es in seinen Beziehungen zu China nicht fest genug sei.

Auch Frankreich und Deutschland gehen die Energiepolitik gegensätzlich an. Deutschland setzt verstärkt auf erneuerbare Energien und hat im April seine letzten drei Kernkraftwerke abgeschaltet. Frankreich hingegen ist stark von der Kernenergie abhängig und will diese weiter ausbauen.

Ein weiterer ebenso wichtiger Streit zwischen den beiden Ländern betrifft die Fiskalpolitik. Deutschland tendiert dazu, Haushaltsdisziplin und den Abbau der Staatsverschuldung zu bevorzugen, während Frankreich wachstumsfördernde Ausgaben und Investitionen bevorzugt. Dies wurde jedoch während der Schuldenkrise in der Eurozone deutlich, als Deutschland auf strenge Sparmaßnahmen drängte, während Frankreich eine flexiblere Politik befürwortete, die das Wirtschaftswachstum unterstützen würde.

Frankreich hat auch den Streit mit Italien beigelegt

Auf der anderen Seite kämpft Frankreich darum, das Feuer in seinen Beziehungen zu Italien zu löschen, nachdem der französische Innenminister Gérald Darmanin den italienischen Premierminister Giorgia Meloni wegen seiner Migrationspolitik kritisiert hat.

Darmanin löste am vergangenen Donnerstag einen diplomatischen Streit zwischen Italien und Frankreich aus, als er in einem Radiointerview sagte, Meloni sei nicht in der Lage gewesen, Italiens Migrationsprobleme zu lösen, was zu seiner Wahl führte. Der italienische Außenminister Antonio Tajani sagte deswegen in letzter Minute seine Reise nach Paris ab. Seiner Meinung nach beleidigte Darmanin Italien mit seiner Aussage und nannte seine Aussage inakzeptabel. Gleichzeitig diente die Reise zum Teil auch der Verbesserung der ohnehin angespannten Beziehungen zwischen den beiden Ländern.

Darmanin verglich Meloni auch mit der Führerin der extremen Rechten Frankreichs, Marine Le Pen, die eine politische Gegnerin von Präsident Macron ist. „Die extreme Rechte hat eine schlechte Eigenschaft: Menschen anzulügen“, sagte Darmanin. Der französische Regierungssprecher Olivier Véran versuchte dann, die Dinge zu klären. „Der Innenminister hat absolut nicht die Absicht, Italien zu berühren“, sagte Véran. „Die Zusammenarbeit mit Italien geht weiter.“

Reinhilde Otto

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