Das tschechische Stromübertragungssystem erlebte aufgrund eines Stromschubs aus Deutschland den schlimmsten Sommer seiner Geschichte. Der Betreiber ČEPS muss seine deutschen und österreichischen Partner auffordern, die Produktion in den Grenzkraftwerken innerhalb von zwölf Tagen zu korrigieren, um eine Überlastung der Übertragungsleitungen zu vermeiden. Letztes Jahr bat er im Juli und August zweimal um dieselbe Größe und im Vorjahr dreimal.
Die Gesamtenergie zur Bewältigung der Krisensituation, die Tschechien durch die umliegenden Übertragungsnetze zu bewältigen helfen muss, beläuft sich auf knapp 46 Gigawattstunden, das Fünffache des Vorjahresbedarfs.
Diese sogenannte internationale Weiterverbreitung ist die teuerste Maßnahme, die ČEPS hat, um die Stabilität des Übertragungssystems zu gewährleisten. Das Unternehmen gibt jeden Monat im Sommer mehrere zehn Millionen Kronen aus. „Die kritische Situation wurde dieses Mal nicht durch die hohe Produktion in den Windparks in Norddeutschland verursacht. Der überschüssige Stromfluss war vielmehr das Ergebnis des Stromhandels zwischen Deutschland und Österreich und anderen Ländern in Südosteuropa, wo heiße und trockene Sommer bedingt waren Wassermangel für die Stromerzeugung im Wasserkraftwerk, erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der ČEPS, Miroslav Vrba.
„Der Stromüberschuss resultierte eher aus dem Stromhandel zwischen Deutschland und Österreich„
Dieser Sommer hat einmal mehr gezeigt, welche Schwierigkeiten der Strombinnenmarkt zwischen Deutschland und Österreich mit sich bringt. Das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern nimmt weiter zu. Es verfügt jedoch nicht über ausreichende Übertragungskapazitäten innerhalb Deutschlands oder an der Grenze zwischen den beiden Ländern. Der gehandelte Strom fließt dann durch das umgebende System.
Die Situation wird auch durch die geplante Schließung von Kraftwerken und einigen Übertragungsleitungen in der Tschechischen Republik und den Nachbarländern aufgrund von Wartungs- und Modernisierungsarbeiten erschwert. Daher ist die Übertragungskapazität geringer. „Photovoltaikkraftwerke in Deutschland spielen auch eine gewisse Rolle, ihre installierte Gesamtleistung hat bereits fast 40 Gigawatt erreicht, zwanzigmal mehr als in der Tschechischen Republik“, fügte Vrba hinzu. Strom aus der Sonne lässt Strom aus konventionellen Kraftwerken in Zeiten hoher Produktion nicht ins Niederspannungsnetz. Es sucht sich dann freie Wege im Übertragungsnetz und kann sich in Nachbarländer ausbreiten.
Auch Polen klagte
Bisher hatte sich die polnische Energieregulierungsbehörde URE kürzlich beim europäischen Regulierungsverband ACER über diesen Umstand beschwert. Sie behaupten, die Funktionsweise der Handelszone Deutschland-Österreich verstoße gegen EU-Recht. ACER hat sich angeblich informell mit Polen geeinigt. Auf Bitten mehrerer Länder verschob er die Entscheidung jedoch auf diesen September.
Die Aufteilung der Handelszonen wird das tschechische System entlasten. Österreich hatte jedoch Angst vor ihm. Sie verlieren den Zugang zu günstigem Strom aus deutschen Erneuerbaren Energien. Österreichischer Verband der Energieunternehmen E-Wirtschaft behauptet, dass Österreich in einem Jahr insgesamt 300 Millionen Euro mehr für Strom zahlen wird als heute. Auch die Wirtschaftskammer Österreich fordert den Erhalt der Gewerbezone.
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