Polen und Deutschland verstaatlichten das inländische Vermögen des russischen Konzerns Gazprom

Erneuern: 14.11.2022 17:42
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Warschau/Berlin – Die polnische Regierung übernimmt polnische Vermögenswerte des russischen Gaskonzerns Gazprom. Es handelt sich um eine Beteiligung an der Gesellschaft EuRoPol Gaz, die den polnischen Teil der Jamal-Europa-Gaspipeline besitzt, einem Schlüsselelement des Erdgastransportsystems in Polen. Die polnische Tageszeitung Rzeczpospolita berichtete heute auf ihrer Website, und die Nachricht wurde später von der polnischen Regierung bestätigt. Kurz darauf kündigte die Bundesregierung an, die ehemalige Gazprom-Tochter zu verstaatlichen, berichtet die DPA.

Bisher hält Gazprom 48 Prozent der Anteile an EuRoPol Gaz. Weitere 48 Prozent sind im Besitz des polnischen Unternehmens PGNiG, das jetzt Teil der Orlen-Gruppe ist, die restlichen 4 Prozent sind im Besitz von Gas Trading der PKN Orlen-Gruppe. Laut der Zeitung Rzeczpospolita hat der Minister für Entwicklung und Technologie, Waldemar Buda, beschlossen, die polnischen Vermögenswerte von Gazprom auf Antrag der Agentur für innere Sicherheit zu übernehmen.

Das Bundeswirtschaftsministerium begründete seinen Schritt mit der drohenden Insolvenz von Securing Energy for Europe (Sefe), die dann die Energieversorgungssicherheit in Deutschland gefährden könnte.

„Um dieser Gefahr zu entgehen und die operative Tätigkeit von Sefe aufrechtzuerhalten, vollziehen wir nun einen Eigentümerwechsel. Damit soll das Unternehmen stabilisiert werden“, so das Ministerium.

Das früher als Gazprom Germania bekannte Unternehmen sei für die deutsche Gasversorgung so wichtig, dass es auf keinen Fall in die Insolvenz gehen dürfe, sagte die dpa. Einige Monate wurde dieses Unternehmen von der Bundesnetzagentur verwaltet, nun übernahm der Bund das Unternehmen komplett.

Zu den Sefe-Kunden zählen kommunale Dienstleistungen. In Deutschland liegt der Marktanteil bei rund 20 Prozent.

Damit hat Berlin in so kurzer Zeit zum zweiten Mal ein führendes Energieunternehmen verstaatlicht. Im September erklärte er sich bereit, die Firma Uniper zu übernehmen, die Deutschlands größter Importeur von russischem Gas ist und aufgrund reduzierter Lieferungen von russischem Gas und stark gestiegener Preise für diesen Energierohstoff in existenzielle Probleme gerät.

Polen hat beschlossen, eine Gazprom-Tochter in die Pflegschaft zu nehmen. Eine Enteignung ist laut Verfassung nicht möglich. Ziel sei es, die Sicherheit der kritischen Gastransportinfrastruktur zu gewährleisten und den Einfluss des russischen Kapitals zu begrenzen, sagte Minister Buda.

EuRoPol Gaz ist der Betreiber der 684 Kilometer langen Jamal-Gaspipeline in Polen. Dadurch kann Erdgas von der Jamal-Halbinsel in Sibirien nach Weißrussland, Polen und Deutschland fließen. Durch sie floss jedoch schon lange kein Gas mehr in die Europäische Union.

Im September verhängte Polen Sanktionen gegen Gazprom und kündigte an, das Vermögen des Unternehmens einzufrieren. Im April verhängte Warschau Sanktionen gegen 50 russische Oligarchen und Unternehmen, darunter Gazprom, um den Druck auf Moskau wegen seiner Invasion in der Ukraine zu erhöhen. Gleichzeitig stoppte Russland Gasexporte nach Polen, weil Warschau sich weigerte, in Rubel zu zahlen.

Deutschland-Polen-Russland-Regierung gegen wirtschaftlichen Gashandelskonzern Gazprom EuRoPol Gaz

Reinhilde Otto

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