Das Thema Ukraine beziehe sich auf das gesamte heutige Treffen, sagte Pawel bei der abendlichen Pressekonferenz für tschechische Journalisten. „Die Bundeskanzlerin hat erklärt, Deutschland sei bereit, die Ukraine langfristig zu unterstützen. Es sei bereit, ihr alles zur Verfügung zu stellen, was sie für eine wirksame Verteidigung benötige“, sagte er und fügte hinzu, dies sei ein klares Signal für die Position Berlins.
Pavel sprach mit Scholz auch über die Energiekrise im Zusammenhang mit der russischen Aggression. „Deutschland wird Tschechien in Sachen Energieversorgung nicht abstürzen lassen“, sagte der Bundespräsident zu Scholz‘ Haltung zur Energiesolidarität.
Am Vormittag erörterte Pavel die Möglichkeit, den tschechisch-deutschen strategischen Dialog von der Ministerebene auf die Ebene der Regierungschefs zu heben. Er kam am Nachmittag bei einem Treffen mit der Kanzlerin auf das Thema zurück. „Scholz hat positiv reagiert“, sagte Pavel. Er merkte an, dass Scholz beim anstehenden EU-Gipfel mit dem tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala darüber sprechen möchte.
Pavel betrachtete den Besuch in Deutschland als erfolgreich. „Deutschland ist bereit zuzuhören“, sagte er über die Zusammenarbeit Berlins mit Prag. Er fügte hinzu, dass die Tschechische Republik den aktuellen Moment nutzen sollte, um das Vertrauen in Mittel- und Osteuropa zurückzugewinnen und Vorschläge vorzulegen, die Deutschland ermutigen würden, mehr Verantwortung für den Kontinent zu übernehmen.
Noch vor seiner Reise nach Deutschland sagte Pavel gegenüber Reportern, er rechne nicht mit freundschaftlichen Verhandlungen wie in Polen. „Wir alle wissen, dass Bundeskanzler Scholz kein Mann ist, der seine Gefühle ausdrucksstark ausdrückt, deshalb würde ich das Treffen nicht als freundlich bezeichnen, aber es ist eine Tatsache“, bewertete der tschechische Präsident später das heutige Interview im Kanzleramt.
Das Treffen mit Scholz beendet Pavlos Besuch in Berlin. Eine Pressekonferenz zum Abschluss des Treffens wurde nicht abgehalten, was Scholz-Sprecher Steffen Hebestreit zuvor damit begründete, dass es sich um ein normales Treffen zwischen der Kanzlerin und dem Präsidenten handele.
Am Vormittag traf sich Pavel mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, besuchte anschließend die Gedenkstätte Berliner Mauer und traf sich mit seinen Landsleuten. Am Nachmittag wandte er sich an die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), wo er vor Spaltungen im Westen warnte.
Anders als beim ursprünglichen Programm, bei dem er sich mit außen- und sicherheitspolitischen Experten der oppositionellen Christlich Demokratischen Union (CDU) traf, traf sich Pavel mit dem Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, in der tschechischen Botschaft. Er sprach mit ihm über den Einmarsch Russlands in die Ukraine, die Rolle Chinas und die Taiwan-Frage. In der Botschaft führte er auch Gespräche mit Steinmeiers Vorgänger Joachim Gauck.
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