In der Nähe des Dorfes Eisleben in Deutschland haben Archäologen die Ruinen der Befestigungsanlagen der ehemaligen Königspfalz Helfta entdeckt. Sie machten auch eine außergewöhnliche Entdeckung: die tausend Jahre alten Skelettreste eines Adelspaares. Der Frau fehlte ihr Gesicht, der größte Teil ihres Schädels war durchlöchert. Der auffallende Unterschied in der Behandlung von Männern und Frauen wirft dann Fragen zu den Traditionen und dem sozialen Status, den Bräuchen und Überzeugungen des mittelalterlichen Europas auf. Es stellt Bestattungspraktiken und das soziale Leben der damaligen Zeit in Frage. Deutsche Presse-Agentur DPA Übermitteln Sie diese Informationen in einer Pressemitteilung.
Ein Adelspaar wird nach einem Zeitcode beerdigt
Archäologen haben kürzlich die Stätte in der Nähe des Königspalastes von Helfta erkundet. Hier entdeckten sie die Überreste eines Adelspaares, die nebeneinander in ihren Gräbern lagen. Laut deutschen Medien ist die Frau etwas kleiner als der Mann und 1,55 Meter groß Bild. Diese Gräber wurden an einem Ort unweit eines anderen mittelalterlichen Elitefriedhofs entdeckt, der 2021 entdeckt wurde und etwa 70 kunstvolle Gräber enthält.
Die Nähe und der prestigeträchtige Ort ihrer Bestattungen weisen deutlich darauf hin, dass sie zur High Society des Mittelalters gehörten. Insbesondere der Mann wurde von Gegenständen begleitet, die seinen hohen Status bezeugten. Unter ihnen wurden ein Messer und ein Satz Eisengürtel gefunden. Diese Artefakte wurden zu dieser Zeit oft mit Personen von adligem Rang oder bedeutendem sozialen Status in Verbindung gebracht.
Darüber hinaus ist die Anwesenheit des Führungspersonals ein sehr wichtiges Element. Dies ist meist Autoritätspersonen oder Militärführern vorbehalten. Dies bestärkt die Vorstellung, dass der Mann eine wichtige Machtposition innehatte, vielleicht als hochrangiger Beamter oder Militärbefehlshaber. Diese Entdeckung liefert wertvolle Einblicke in die Machtsymbole und die soziale Organisation dieser Zeit.
Im Grab der Frau befanden sich dagegen keine materiellen Gegenstände. Dieses Fehlen kann Anlass zu mehreren Hypothesen geben. Das erste ist, dass die Gegenstände gestohlen wurden, eine übliche Praxis bei antiken Bestattungen. Die zweite bezieht sich auf religiöse Überzeugungen, insbesondere auf das Christentum. Manchmal befürwortete er Einfachheit bei Bestattungsriten und lehnte die Anhäufung von Besitztümern in Gräbern ab.
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Die Frau eines gesichtslosen Adligen
Das Fehlen der Gesichtsknochen der Frau auf dem Friedhof überraschte die Forscher sofort. Dieses ungewöhnliche Merkmal hat eine Reihe von Spekulationen ausgelöst. Zunächst erwogen Experten die Möglichkeit von Ritualen oder kulturellen Praktiken in bestimmten Zeiträumen. Dabei kann es sich um die absichtliche Entfernung von Gesichtsknochen nach dem Tod handeln. Diese Theorie passt in den breiteren Rahmen der komplexen und oft symbolischen Bestattungsriten des Mittelalters.
Bei näherer Betrachtung scheint die Erklärung jedoch weniger rätselhaft zu sein … Experten gehen davon aus, dass die Schäden an den Gesichtsknochen der Frau nach ihrem Tod entstanden sind. Konkret kann dies durch natürliche Störungen verursacht werden. Dazu können jahrhundertelange Bodenbewegungen, Baumwurzeln oder grabende Tieraktivitäten gehören. Es ist bekannt, dass sie Grabstätten stören, da sie von organischem Material in Gräbern angezogen werden.
Diese Hypothese wird durch das Fehlen jeglicher Markierungen oder Spuren am Skelett gestützt, die sichtbar wären, wenn die Knochen absichtlich entfernt würden. Darüber hinaus steht diese Erklärung im Einklang mit anderen archäologischen Funden. Ähnliche Schäden treten auch aufgrund natürlicher Ursachen auf. Diese Schlussfolgerungen sind zwar weniger dramatisch als Vorstellungen über antike Rituale, vermitteln aber ein realistisches Bild der Herausforderungen, denen sich Archäologen bei der Interpretation von durch Zeit und Umwelt veränderten Grabstätten gegenübersehen.
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Ein reichhaltiger Kontext für ein mittelalterliches Adelspaar
Die Entdeckung der Gräber in der Nähe von Schloss Helfta ist Teil eines sehr reichen historischen Kontextes. Dies ist geprägt von der Herrschaft Kaiser Ottos des Großen. Dieser Zeitraum dauerte vom 10. bis zum frühen 11. Jahrhundert. Dies war eine Ära bedeutender Veränderungen und Konsolidierung in Europa, insbesondere im Heiligen Römischen Reich. Otto der Große aus der sächsischen Dynastie spielte eine wichtige Rolle bei der politischen und religiösen Umstrukturierung der Region und versuchte, die Autorität des Reiches zu stärken und seinen Einfluss auszuweiten.
Die Burg Helfta im heutigen Sachsen-Anhalt war ein wichtiger Teil dieses Machtgeflechts. Als königliche oder kaiserliche Residenz fungiert es einerseits als Luxusresidenz. Andererseits stellt es das administrative und politische Zentrum dar. Dieser Palast spiegelt die Pracht und den Reichtum dieser Zeit wider und symbolisiert die Macht und das Ansehen der herrschenden Elite. Die Existenz von Bestattungen in der Nähe des Palastes weist darauf hin, dass es sich bei den Bestatteten wahrscheinlich um hochrangige Persönlichkeiten handelte. Wie bereits erwähnt, genossen sie in der mittelalterlichen Gesellschaft einen besonderen Status.
Diese Zeit war auch durch komplexe Wechselwirkungen zwischen weltlichen und religiösen Kräften gekennzeichnet. Otto der Große war ein überzeugter Verfechter des Christentums und setzte sich für die Stärkung der Beziehungen zwischen Kirche und Staat ein. Der Helfta-Palast, der sich in der Nähe einer Kultstätte und eines Klosters befindet, ist vielleicht der Ort, an dem diese Interaktion am deutlichsten sichtbar war. Aus diesem Grund könnte die Armut, die man im Grab der Frau sieht, leicht auf ihre Konvertierung zum Christentum zurückzuführen sein.
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Quelle : DPA
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