Hat er Informationen des deutschen Geheimdienstes an Russland verkauft? Der Prozess gegen den mutmaßlichen Spion Carsten L. | iRADIO

In Berlin hat der Prozess um einen der größten Spionageskandale in Deutschland seit Jahrzehnten begonnen. Es handelt sich um einen Mann, der einen der deutschen Auslandsgeheimdienste leitet. Aber er hätte die Informationen an Russland weitergeben sollen. Laut Anklage erhielt er dafür Geld von einem anderen Mann, der im Gegensatz zum Spion nun mit den Behörden kooperiert.




Von einem regelmäßigen Korrespondenten
Berlin

Auf Facebook teilen




Auf Twitter teilen


Auf LinkedIn teilen


Drucken



Kopieren Sie die URL-Adresse




Kurzadresse





Schließen




Gericht mit Carsten L. | Quelle: Profimedia

Carsten L., wie deutsche Gerichte den mutmaßlichen Spion nennen, wurde vor einem Jahr festgenommen. Bis dahin diente er im Hauptquartier des deutschen Geheimdienstes in Berlin.

Schon zuvor war er jahrelang im Feldeinsatz und zog von Afghanistan auf den Balkan. Nach Angaben des ARD-Senders stand er bereits vor seinem Eintritt in den Geheimdienst, als er als Soldat diente, unter Verdacht des Rechtsextremismus. Doch die Behörden schenkten diesem Verdacht kaum Beachtung.


In Deutschland tobte der geheimdienstliche „Kalte Krieg“. Wie spionieren russische Agenten dort aus?

Lesen Sie den Artikel


Carsten L. soll im vergangenen Sommer angefangen haben, für Moskau zu arbeiten und dafür vom russischen Geheimdienst FSB im Austausch für Informationen rund 11 Millionen Kronen erhalten.

Geld im Koffer

Auch Arthur E., ein Geschäftsmann, über den Carsten L. angeblich alle Materialien verschickt hatte, landete vor Gericht. Der Geheimdienst FSB zahlte ihm dafür 10 Millionen Kronen.

Das Geld wurde den beiden Männern vom Geheimdienst in Moskau in bar ausgezahlt. Von dort schmuggelten Geschäftsleute es nach Europa.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war sein Erfolg auf die Hilfe des Hauptangeklagten zurückzuführen. Carsten L. soll die Zollbeamten am Frankfurter Flughafen gebeten haben, den Geschäftsmann nicht zu untersuchen, da er angeblich im Auftrag des deutschen Geheimdienstes unterwegs sei.

Obwohl Arthur E. mit den Behörden kooperierte und umfangreiche Aussagen machte, äußerte sich Carsten L. offenbar nicht zu den Vorwürfen.

Wagnersche Anwendung

Der BND-Chef des deutschen Geheimdienstes behauptet offiziell, dass die Dinge gar nicht so schlimm seien, wie sie zunächst scheinen. Nach Ansicht des Magazins „Der Spiegel“ ist das Gegenteil der Fall und der BND versucht mit dieser Aussage nur, seine negativen Auswirkungen zu vertuschen.


Wagners Gruppe wird von Prigozhins Sohn geleitet. Die Gruppe untersteht nun der russischen Nationalgarde und hat die Rekrutierung wieder aufgenommen

Lesen Sie den Artikel


Der Spiegel wies auch darauf hin, worum es bei der russischen Spionage gehen könnte. Dem Brief zufolge drangen Deutschland und seine Verbündeten in eine verschlüsselte Anwendung ein, die russische Söldner, sogenannte Wagneriten, zur Kommunikation nutzten.

Dadurch hat der Westen eine Vorstellung von den Plänen oder Verlusten auf russischer Seite. Doch Carsten L. soll es Moskau verraten haben. Die Söldner stellten daraufhin nach und nach die Nutzung der App ein.

Laut der Wochenzeitung „Der Zeit“ ging es auch darum, die Stellung ukrainischer Truppen oder westlicher Waffen in der Ukraine offenzulegen. Aber niemand hat dies offiziell bestätigt.

Wie macht Carsten L. das? Der deutsche Geheimdienst BND speichert alle Verschlusssachen in seiner Zentrale auf nicht tragbaren Computern und in Außenstellen. Allerdings druckte der mutmaßliche Spion geheime Dokumente aus oder machte mit seinem Handy Fotos vom Bildschirm seines Bürocomputers.

Beschädigter Ruf

Dieser Skandal beschädigte nicht nur den Ruf des BND-Geheimdienstes. Er war es, der bis zum letzten Moment daran zweifelte, dass Russland die Ukraine vollständig angreifen könnte, während andere Verbündete davon absolut überzeugt waren.


Russische Geheimdienste könnten schon seit Jahren über Aufnahmen aus der Ukraine verfügen. Die Kamera ist mit einem Server in Moskau verbunden

Lesen Sie den Artikel


In diesem Frühjahr beklagten einige Politiker, der BND sei zu schockiert über den Putschversuch in Russland unter Führung des Chefs der Wagner-Gruppe Jewgeni Prigoschin, der nach vorliegenden Informationen zwei Monate später bei einem Flugzeugabsturz mit ihm ums Leben kam. .

Der Skandal um Carsten L. hätte auch für die Geheimdienstmitarbeiter des BND weitere Folgen. Dieser Service wird die Sicherheit am Arbeitsplatz weiter erhöhen. Auf Verlangen muss jeder den Inhalt seines mitgebrachten Gepäcks vorzeigen. Damit soll der Schmuggel illegaler Geräte verhindert werden, mit denen Mitarbeiter vertrauliche Dokumente fotografieren oder diese mit internen Netzwerken verbinden und Schaden anrichten können.

Seit Kriegsbeginn wurden weitere deutsche und russische Spione in der Ukraine gefangen genommen. Unter ihnen war ein Wissenschaftler, der Moskau mit Informationen über Europas Ariane-Rakete versorgte.

Auch die deutsche Spionageabwehr warnte vor chinesischen Rekrutierungsaktivitäten. Laut BND-Chef Bruno Kahl verändert sich die Welt erheblich und die Geheimdienste müssen sich darauf einstellen.

Václav Jabůrek, Ph.D

Auf Facebook teilen




Auf Twitter teilen


Auf LinkedIn teilen


Drucken



Kopieren Sie die URL-Adresse




Kurzadresse





Schließen




Astor Kraus

"Analyst. Gamer. Freundlicher Entdecker. Unheilbarer Fernsehliebhaber. Twitter-Liebhaber. Social-Media-Wissenschaftler. Amateur-Web-Freak. Stolzer Zombie-Guru."

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert