Cottbus (polnisch: Cottbus) schlägt Alarm. „Wir kommen nicht mehr zurecht“, sagte kürzlich Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU). Die Stadt hisste die weiße Flagge. Ich gebe auf. – Schulen und Gesundheitsdienste seien an ihrer Belastungsgrenze, sagte ein Sprecher der Stadt der DW.
Cottbus liegt 130 Kilometer südöstlich von Berlin. Angesichts der Herausforderung steigender Flüchtlingszahlen aus der Ukraine fühlen sich die Menschen in der deutschen Hauptstadt im Stich gelassen und fernab der großen Politik. Derzeit nimmt die 100.000-Einwohner-Stadt keine neuen Flüchtlinge mehr dauerhaft auf. Es sei ziemlich schwierig, die Menschen, die bereits hier sind, richtig zu integrieren, sagt die Stadt. Die meisten Flüchtlinge kamen aus der Ukraine, schätzungsweise 1.500 Menschen. Die Unterbringung erfolgt nicht in Wohnheimen, sondern in teilmöblierten Zimmern.
Eine größere Herausforderung für Cottbus ist die Integration der Ukrainer in das Stadtleben, insbesondere in den Bereichen Bildung und medizinische Versorgung. – Das Problem sind die Kosten, die durch Ankünfte aus der Ukraine entstehen. Zum Beispiel Gesundheitsdienste. „Dafür haben wir keine Fördermittel bekommen“, sagt Stefanie Kaygusuz-Schurmann im Gespräch mit der DW. Er leitet die Abteilung Bildung und Integration der Stadt. Es mangelt beispielsweise an Übersetzern und anderem Personal. Um zusätzliche Hilfe leisten zu können, ist Cottbus auf ehrenamtliche Helfer angewiesen. Das sieht man auch in der Arztpraxis. Aufgrund der großen Zahl an Flüchtlingen sind diese zu dieser Zeit oft überlastet.
Der Bürgermeister fühlte sich allein gelassen
Cottbus liegt nahe der polnischen Grenze. Die Inschriften auf den Schildern in den Grenzorten sind deutsch und polnisch. Die Stadt wurde zum Zentrum der Bewegung ukrainischer Flüchtlinge nach Deutschland, nachdem Russland in die Ukraine einmarschiert war. Viele der rund eine Million Ukrainer kommen über Cottbus nach Deutschland. Und viele von ihnen blieben. Von den rund 1.500 ukrainischen Einwanderern in Cottbus ist fast ein Drittel im schulpflichtigen Alter. Das bedeutet, dass rund 500 Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichem Bildungsstand, Sprachkenntnissen und Kriegstrauma unverzüglich in das Schulsystem integriert werden müssen. Eine schwierige Aufgabe.
Vor allem in Städten mit großen Infrastrukturproblemen. Ohne die Unterstützung der Bundesregierung und des Landes Brandenburg wäre dies nicht möglich gewesen, betonte Oberbürgermeister Kelch immer wieder. Allerdings habe er, wie er kürzlich sagte, Wort gehalten: Bisher habe er „keine Anzeichen von Unterstützung“ erhalten. Der Bürgermeister hofft, dass Anfang November ein Treffen zwischen Landes- und Verbandsvertretern stattfinden wird, bei dem dargelegt wird, wie die Stadtregierung finanziell unterstützt werden kann.
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– Deutschland als Ganzes ist sehr reich, aber dieser Reichtum ist nicht gleichmäßig verteilt – sagt Jan Glossmann, Sprecher des Oberbürgermeisters, gegenüber der DW. Auch die Flüchtlinge seien nicht gleichmäßig verteilt, betonen Landes- und Stadtvertreter. Die Verteilung der Flüchtlinge hängt weitgehend von den Bundesländern ab. Es basiert auf einem Schlüssel, der die Einwohnerzahl und die Steuereinnahmen eines Staates berücksichtigt. Das bedeutet, dass die dicht besiedelte und relativ wohlhabende Region Nordrhein-Westfalen im Westen Deutschlands rund 21 Prozent der Flüchtlinge beherbergt, während Brandenburg im Osten, wo Cottbus liegt, drei Prozent der Flüchtlinge aufnehmen dürfte.
Auf dem Papier mögen diese Regeln funktionieren, doch Anfang September meldeten zwölf der 16 deutschen Bundesländer nach Angaben des Bundesinnenministeriums, dass sie einen Wendepunkt erreicht hätten. Auch nach deutlichen Hilferufen aus Cottbus und vielen anderen Städten: keine Reaktion. „Sie haben keinen Plan“, sagte Kaygusuz-Schurmann mit Blick auf die Bundesregierung.
Kommen weitere Millionen Flüchtlinge?
Kaygusuz-Schurmann machte auch eine schlechte Koordination auf EU-Ebene verantwortlich. Die Europäische Union streitet seit Jahren über eine gerechte Verteilung von Flüchtlingen. Laut UN-Angaben haben Polen und Deutschland jeweils mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine aufgenommen, während Frankreich – gemessen an Bevölkerung und Bruttoinlandsprodukt das zweitgrößte EU-Mitglied – mehr als 100.000 Menschen aufgenommen hat.
Auch der Migrationsforscher und Soziologe Gerald Knaus kritisierte im DW-Interview die mangelnde Koordination innerhalb der EU. Und er befürchtet, dass Putins rücksichtslose Kriegsstrategie dazu führen könnte, dass in diesem Winter mehr Menschen die Ukraine verlassen. Deutschland habe mehr Flüchtlinge aufgenommen als während der Migrationskrise 2015, sagte Knaus im DW-Interview. – Die Zahl der Ukrainer in Deutschland wird sich voraussichtlich verdoppeln. Ziel der russischen Kriegsführung ist es, durch gezielte Angriffe auf kritische Infrastrukturen und zivile Zentren Menschen zur Flucht zu bewegen. „Militärstrategie“ ist „Terror“. – Deutschland und der Rest Europas müssen sich auf eine größere Flüchtlingskrise vorbereiten, in der Hoffnung, dass sie nicht eintritt – sagt der Migrationsforscher.
Permanentes Krisengefühl
In den dreißig Jahren seit dem Mauerfall und der deutschen Wiedervereinigung musste Cottbus viele Veränderungen durchmachen. Die Stadt gilt als wirtschaftlich rückständig und als Zufluchtsort für Rechtspopulisten. Dann kam die Coronavirus-Pandemie und nach Beginn des Krieges in der Ukraine – Flüchtlinge, Inflation und explodierende Energiepreise. – All dies habe ein Gefühl der „Dauerkrise“ geschaffen, sagte Stadtsprecher Glossmann. Die Migrationskrise 2015-2016 hat auch Cottbus verändert.
Als Enas Taktak 2014 aus Homs in Syrien ankam, waren weniger als 4,5 Prozent der Cottbuser im Ausland geboren. Derzeit sind es mehr als 10 Prozent. Veränderungen sind auch durch die zunehmende Zahl arabischer Lebensmittelgeschäfte in der Altstadt zu beobachten. Auf der Straße ist oft Arabisch zu hören. Frau mit Schal kauft auf dem Wochenmarkt ein.
„Es ist bedauerlich, dass die Stadtregierung nun angekündigt hat, die Ansiedlung von Migranten und Flüchtlingen auszusetzen“, sagte Taktak der DW. Der 24-Jährige arbeitet in Teilzeit bei einer Flüchtlingshilfeorganisation in Cottbus, die hilft, wenn die Stadt nicht helfen kann.
Diese Engpässe, sagte Taktak, gehen über die aktuellen Krisen hinaus, die durch Kriege und andere Konflikte verursacht werden – derzeit in der Ukraine. – Das Land müsse sich fragen, warum die Mittel so knapp seien, sagte er. – Wir alle wissen, dass das Bildungssystem in Brandenburg schlecht ist. Schuld daran sind aber nicht die Flüchtlinge.
Der Artikel stammt von der Website Deutschlandwelle
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