Sie haben „nur“ Bronze geholt, aber es sieht so aus, als hätten sie Gold bekommen. Der berühmte Sieg über Deutschland, der angesichts der Umstände des Spiels heute unvorstellbar erscheint, bewies auch den unglaublichen Eindruck, den die tschechischen Fußballer bei der EM 2004 hinterlassen haben.
In der eigenen Geschichte trafen die Tschechen neun Mal auf Deutschland. Sie haben nur zweimal gewonnen, nur einmal bei einem großen Turnier. Bei der Euro 2004 in Portugal.
Das 2:1-Ergebnis war einfach sensationell, vor allem bei genauerem Hinsehen.
Unter der Führung von Trainer Karel Brückner startete die Tschechische Republik mit einem hart erkämpften Sieg über Lettland und einer beeindruckenden Niederlage gegen die starken Niederlande in das Turnier. Dadurch ist vor dem letzten Gruppenspiel der Einzug ins Viertelfinale als Erster sicher.
Deshalb schickte Brückner neun neue Spieler nach Deutschland und stellte quasi eine Reservemannschaft auf.
Deutschland war von den ersten beiden Unentschieden nervös und witterte die Chance, den langsamen Start zu verbessern. „Wenn wir die Tschechen schlagen, kommen wir weiter“, wussten sie. Vor allem im Rennen in Lissabon übernahmen sie sofort die Führung.
Doch dann erstarrte Marek Heinz mit einem perfekten Freistoß, und in der zweiten Halbzeit sorgte der eingewechselte Milan Baroš nach einer erfolgreichen Flucht für den vorzeitigen Heimweg.
Deutsch täglich Rheinische Post Auch nach vielen Jahren erinnerte er sich an das Duell als „Katastrophe“ oder „kläglicher Misserfolg“.
Deutschlands Trainer Rudi Völler wusste sofort, dass es schlimm war. „Große Enttäuschung. Ich bin verbittert, weil wir gute Chancen hatten, weiterzukommen“, schwärmte er nach der überraschenden Niederlage.
Zunächst weigerte er sich, zurückzutreten, doch innerhalb eines Tages änderte er seine Meinung und trat zurück. Wie wäre es mit der Tatsache, dass er vor zwei Jahren das WM-Finale erreicht hat?
„Manchmal muss man sich selbst kritisch betrachten. Es war nicht die tschechische A-Mannschaft, die uns verlieren ließ“, erinnerte er sich und verwies auf eine Tatsache, die in allen deutschen Medien oft erwähnt wurde, nämlich dass die Fußball-Gigantin gegen die tschechische B-Mannschaft verlor .
Paradoxerweise half ihm die Probenexplosion.
Nach Völlers Rücktritt ist die deutsche Fußballführung auf der Suche nach einem neuen Trainer, der die Nationalmannschaft in zwei Jahren zur Heim-Weltmeisterschaft führen soll. Zunächst greift er auf bewährte Namen zurück – Ottmar Hitzfeld oder Otto Rehhagel, Architekten der goldenen Sensation Griechenlands bei der EM 2004.
Als es nicht funktionierte, beschloss er, ein Risiko einzugehen. Dabei handelte es sich unerwartet um den ehemaligen Stürmer Jürgen Klinsmann, der sich nach seiner Karriere in den USA niederließ und nie auf höchstem Niveau trainierte.
Aber er weiß viel über Fußball und hat eine klare Vision. Anstelle eines manchmal effektiven, aber kniffligen Spiels entschied er sich für einen Raubangriff. Mit Experten auf der Bank und jungen Spielern, die auf dem Platz eine wichtige Rolle spielen. Stürmer Lukas Podolski, Mittelfeldspieler Bastian Schweinsteiger, Verteidiger Philipp Lahm…
Das Ergebnis war Bronze bei der Heim-Weltmeisterschaft.
Nach ihm kam eine weitere Überraschung. Rücktritt des Trainers. „Ich habe in den letzten zwei Jahren viel Energie verloren, mir ist einfach die Puste ausgegangen“, erklärte Klinsmann zwei Tage nach dem Gewinn des Edelmetalls.
Dennoch ist der deutsche Fußball nicht minderwertig. Bis dahin saß Klinsmanns Assistent Joachim Löw auf der leeren Bank. Keine Einführung erforderlich.
Bei den nächsten fünf großen Turnieren gewann Deutschland stets Medaillen und dominierte sogar die WM 2014.
Wer weiß, was ihr Schicksal gewesen wäre, wenn sie vor 20 Jahren nicht gegen die tschechische B-Mannschaft verloren hätten. „Die Katastrophe von 2004 war der Anstoß für den Schritt des deutschen Fußballs in die Moderne“, urteilte die Rheinische Post aus der Ferne.
Heinz‘ herausragendes Tor gegen Deutschland bei der EM 2004:
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