Dies würde Putins Lieblingsprojekt zerstören. Deutschland hatte Angst davor, was die Ukraine dem Stier antun würde

Laut Bild hat die Bundesregierung nicht vor, in naher Zukunft Taurus-Marschflugkörper in die Ukraine zu schicken, was Kiew seit Mai dringend fordert. Berlin zeigt sich offenbar besorgt über die Eskalation des Konflikts und darüber, dass die Ukraine mit deutschen Waffen den Brückenkopf von Kertsch angreifen könnte, der Russland mit der besetzten Halbinsel Krim verbindet.

Taurus haben eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern und können selbst schwer gepanzerte Objekte zerstören. | Video: Stier-System

Kiew hat Deutschland um die Bereitstellung von Taurus-Langstreckenraketen gebeten, nachdem Frankreich und Großbritannien SCALP/Storm Shadow-Marschflugkörper in die Ukraine geschickt hatten, mit denen das ukrainische Militär Langstreckenziele treffen kann. Nach ersten Aussagen mehrerer deutscher Minister sollen die Raketen noch im Herbst in dem von der russischen Aggression heimgesuchten Land eintreffen. Nach Informationen aus geheimen Verhandlungen wird dies jedoch vor allem wegen der Zweifel von Bundeskanzler Olaf Scholz nicht geschehen.

Bei einer bundesinternen Regierungssitzung erklärte er laut Bild vergangene Woche, dass die Frage der Lieferung von Taurus-Raketen aus mehreren Gründen „nicht diskutiert“ worden sei. Zum einen möchte die Kanzlerin Berichten zufolge nicht, dass das deutsche Militär direkt an der Zielerfassung der Raketen beteiligt wird, sei es durch die Bereitstellung von Geodaten oder durch die Stationierung von Personal am Boden. Er ist jedoch zutiefst besorgt, dass die Lieferungen zu einer direkten Konfrontation mit Russland führen könnten, wenn die Ukraine die Raketen für einen Angriff auf die Kertsch-Brücke einsetzt. Für Russland und Präsident Wladimir Putin ist dies nicht nur von strategischer Bedeutung, sondern auch von enormer symbolischer Bedeutung.

Der russische Präsident Wladimir Putin bei der Eröffnungsfeier der Kertsch-Brücke im Jahr 2018.

Der russische Präsident Wladimir Putin bei der Eröffnungsfeier der Kertsch-Brücke im Jahr 2018. | Foto: Reuters

In den letzten Wochen fanden laut Bild Verhandlungen zwischen Vertretern der britischen und deutschen Regierung statt, bei denen die Briten versuchten, ihre Kollegen davon zu überzeugen, Waffen an die Ukraine zu liefern. Laut der Zeitung lehnten die Deutschen die Lieferung jedoch aus dem gleichen Grund ab: Sie befürchteten, sie könnte für einen möglichen Angriff auf eine strategische Brücke verwendet werden, deren Zerstörung einen schweren Schlag für die Besatzungsmächte bedeuten würde. Dass die Rakete zum Angriff auf Brücken gedacht war, verrät auch ein altes Produktvideo des Herstellers Taurus Systems GmbH (das Video befindet sich am Anfang des Artikels).

Das Büro von Scholz lehnte eine Stellungnahme zu den Erkenntnissen von Bild ab. Ebenso hat er die Möglichkeit einer Taurus-Entbindung weder offiziell bestätigt noch dementiert. „Zu diesem Sachverhalt gibt es keinen neuen Stand, über den wir Sie informieren können. Über geheime Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und Vertretern anderer Länder geben wir grundsätzlich keine Auskunft“, antwortete der Sprecher der Kanzlerin und fügte hinzu, dass man sich dazu nicht äußern werde „Aussagen, die angeblich aus geheimen Verhandlungen stammen“.

Kritik von allen Seiten

Für die Blockierung der Lieferung wurde Scholz nicht nur von einigen ausländischen Vertretern kritisiert, sondern auch von Mitgliedern seines Kabinetts, die der Lieferung der Raketen zustimmten. Aus diesem Grund stellte sich auch die lokale Opposition, insbesondere die konservative CDU/CSU, gegen die Kanzlerin. „Mit der Absage der Lieferung der Taurus bestätigt Scholz das Totalversagen Deutschlands als selbsternannter Sicherheitsführer Europas und beleidigt unsere Partner wie Großbritannien und Frankreich“, kommentierte der CDU-Abgeordnete Roderich Kiesewetter gegenüber Bild.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius versicherte der Ukraine vor zwei Wochen, dass weitere Militärhilfen fortgesetzt würden. Deutschland plant, Munition, gepanzerte Fahrzeuge, Winterkleidung und Generatoren im Wert von 400 Millionen Euro (rund 9,8 Milliarden Kronen) zu liefern. Berlin gab außerdem bekannt, dass es der Ukraine kürzlich unter anderem 20 Schützenpanzer vom Typ Marder, zwei Minenräumpanzer Wisent 1 und dreitausend Artilleriegeschosse zur Verfügung gestellt habe.

Der Taurus hat eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern. Theoretisch wäre es ihnen möglich, vom ukrainischen Territorium aus Ziele in Moskau anzugreifen. Raketen können sogar schwer gepanzerte Objekte wie Bunker oder Armeelager zerstören. Einigen Quellen zufolge verfügte die deutsche Armee über bis zu 600 Einheiten.

Im Vergleich dazu hat die vom ukrainischen Militär erhaltene Marschflugkörper SCALP/Storm Shadow eine Reichweite von mehr als 250 Kilometern. Im Zusammenhang mit ihrer Lieferung versicherte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba den westlichen Verbündeten, dass vom Ausland bereitgestellte Langstreckenraketen nicht für Angriffe auf russisches Territorium eingesetzt würden.

Putins Reise auf der Kertsch-Brücke im Jahr 2018:

Putins Reise auf der riesigen Brücke zur annektierten Krim | Video: Reuters

Astor Kraus

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