Deutschland wird zwei Kernkraftwerke in Reserve halten. Sie haben Angst, ob Gas aus Russland fließen wird




CTK

Aktualisiert 09.05.2022 19:41

Deutschland will zwei seiner drei bestehenden Kernkraftwerke bis Mitte April 2023 in Reserve halten und ein drittes bis Ende dieses Jahres abschalten. Stresstests zeigen laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, dass die Kraftwerke Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg und Isar 2 in Bayern aufgrund der unsicheren Versorgung aus Russland im Winter zur Energiesicherheit beitragen können.

Das Vorhalten der beiden Kraftwerke bedeutet laut Habeck auch, dass Deutschland gemäß seiner langfristigen Planung im Dezember alle Reaktoren vom Netz nehmen wird.

„Sowohl die Kernkraftwerke Isar 2 als auch Neckarwestheim müssen bis Mitte April 2023 zur Verfügung stehen, um bei Bedarf im Winter zusätzliche Beiträge in das Stromnetz in Süddeutschland zu leisten“, sagte Habeck in einer Mitteilung.

„Gleichzeitig bedeutet dies, dass die drei noch am Netz befindlichen Kernkraftwerke in Deutschland planmäßig bis Ende 2022 ordnungsgemäß vom Netz genommen werden“, fügte er hinzu.

Das dritte Kernkraftwerk, das niedersächsische Emsland, wird nicht in die temporäre Netzreserve aufgenommen, sodass es voraussichtlich bis Ende dieses Jahres endgültig abgeschaltet wird.

Auf der Pressekonferenz betonte Habeck, dass Deutschland genug Energie zur Verfügung habe und über ein starkes Energiesystem verfüge, um durch den Winter zu kommen. „Wir liefern auch Strom an unsere Nachbarn“, sagte er.

Zuvor hatte die konservative Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel beschlossen, den Betrieb von Kernkraftwerken in Deutschland einzustellen. Auslöser dafür war der Atomkraftwerksunfall im japanischen Fukushima im Jahr 2011.

Atomkraftwerke am Laufen zu halten, ist ein Streitpunkt für die Grünen, die einer der aktuellen sozialdemokratischen Koalitionspartner von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sind. Auch Wirtschaftsminister Habeck ist Mitglied der Grünen. Teil der Koalition ist die FDP, die sich dagegen für die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken einsetzt.

FDP-Vizevorsitzender Johannes Vogel hat auf Twitter geschrieben, dass die Aufnahme der beiden Atomkraftwerke in die Reserve nicht ausreiche und die Partei weiterhin dafür stehe, alle drei Betriebe am Laufen zu halten.

Scholz sagte im August, die Regierung werde auf Basis der Ergebnisse von Stresstests über den Weiterbetrieb des Atomkraftwerks entscheiden. Die Tests berücksichtigten unter anderem die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, unsichere Gasversorgung, Dürre und mögliche Kohletransporte, genügend Wasser zum Kühlen von Reaktoren und Stromausfälle in Frankreichs Atomkraftwerken. Mit diesem Test soll ermittelt werden, ob Deutschland bei verschiedenen Ausbauoptionen im Winter über ausreichend Energie verfügt.

Ein anderes Szenario deutet darauf hin, dass die Energieversorgungssituation in Europa im kommenden Winter sehr angespannt sein könnte. In den beiden kritischsten Szenarien könnte ein Stromausfall auch Deutschland betreffen.

Im schlimmsten Fall könnten es insgesamt bis zu 91 Stunden sein. Wenn in solchen Fällen keine Energie bereitgestellt werden kann, müssen einige Kunden abgeschaltet werden. Es kann auch Millionen von Menschen betreffen. In solchen Fällen können Kernreaktoren helfen, die auch eine Überlastung des Energiesystems verhindern können.

Habeck sagte auch, dass Deutschland im Winter 2023/2024 in einer ganz anderen Situation sein werde als jetzt.

Sowohl deutsche Medien als auch Politiker erklärten, dass für eine mögliche Verlängerung des Betriebs von Kernkraftwerken eine parlamentarische Zustimmung erforderlich sei, da Abweichungen von der Kernenergie in Deutschland gesetzlich geregelt seien. Rechtsexperten prüfen laut Habeck derzeit, welche rechtlichen Anpassungen erforderlich sind. Minister setzen unter anderem auf betriebliche Ausnahmen. Er fügte hinzu, dass er den Reaktor immer noch als Anlage mit hohem Risiko betrachte.

VIDEO: Blick auf das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja im Jahr 2015

Blick auf das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja im Jahr 2015 | Video: Associated Press

Astor Kraus

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