Deutschland wartet auf einen weiteren Wendepunkt. Nach russischem Gas werden sie auch ihren sanften Ansatz bei der Migration aufgeben

Sie können sich die Analyse auch als Audioversion anhören.

Ende Februar 2022 hielt Bundeskanzler Olaf Scholz eine beeindruckende Rede im Parlament, in der er auf den Einmarsch Russlands in der Ukraine reagierte und eine historische Zeitenwende in der deutschen Politik ankündigte. In ihren Worten hat die Regierung zugesagt, massiv in die Modernisierung der Streitkräfte zu investieren, hat Rüstungshilfe an die Ukraine gelenkt und ist entschlossen, die Abhängigkeit von russischen Bodenschätzen so weit wie möglich zu verringern.

Auch wenn Scholz schon lange dafür kritisiert wird, dass seine Taten nicht mit seinen Worten übereinstimmten, besteht kein Zweifel daran, dass der Krieg in der Ukraine Deutschland zu einem grundlegenden Richtungswechsel in seiner Sicherheits- und Energiepolitik gezwungen hat.

„Großflächiger Rauswurf“

In den letzten Wochen hat Berlin begonnen, die Richtung in einem weiteren wichtigen Bereich zu ändern – seinem Umgang mit Einwanderung. Und wieder spielen ausländische Konflikte eine wichtige Rolle.

Nach Jahren milder Asylgewährung, faktischer Duldung illegaler Einwanderung und großzügiger Unterstützung wird sich dies noch verschärfen. Olaf Scholz kündigte den Wechsel erneut an, diesmal im großen Stil Gespräch für den Spiegel wöchentlich. Darin sagte der bisher sehr zurückhaltende Kanzler, er wolle die Zahl der Flüchtlinge reduzieren und illegale Einwanderer „irgendwann in großer Zahl abschieben“.

Tage später verabschiedete die Bundesregierung das erste Gesetzesänderungspaket, das die Bedingungen für abgelehnte Asylbewerber verschärfen und ihre Abschiebung aus dem Land erleichtern soll. So wird beispielsweise die maximale Haftdauer für abgewiesene Einwanderer von zehn auf 28 Tage verlängert, damit diese nicht zur Vorbereitung der Abschiebung „verdampfen“ können, außerdem erhält die Polizei umfassendere Befugnisse zur Wohnungsdurchsuchung und zur Identitätsfeststellung gesuchter Ausländer. Es sollten weitere Schritte unternommen werden, um es Flüchtlingen zu erleichtern, aktiv zu arbeiten, statt Leistungen zu beziehen.

Damit geht die Ära der migrationsfreundlichen Politik, die durch die mittlerweile legendäre Politik symbolisiert wird, langsam zu Ende in Worten Die Bildunterschrift „Wir schaffen das“ von Altkanzlerin Angela Merkel aus der Flüchtlingskrise 2015.

Dieser Wandel ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass Deutschland den Flüchtlingszustrom nicht mehr bewältigen kann, weil ihm die Kapazitäten und Ressourcen ausgehen. Das Ausmaß der sozialen Erschöpfung infolge der Einwanderung spiegelt sich in der sich verändernden politischen Landkarte der Bundesrepublik wider. Die „Anti-Einwanderungs“-Partei Alternative für Deutschland (AfD) kletterte in Meinungsumfragen auf den zweiten Platz und erzielte kürzlich in zwei Bundesländern historische Stimmenzuwächse. Für die drei Regierungskoalitionen SPD, Grüne und FDP ist dies nur ein Warnsignal, dass härtere Maßnahmen gegen Migranten nötig sind.

Ausweisung aus Deutschland

Bezogen auf Daten Von Januar bis Ende September beantragten knapp 234.000 Menschen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Asyl. Zusammen mit den Folgeanfragen gibt es mehr als 251.000 Initiativen. Behörden bzw. Gerichte haben über mehr als 196.000 Anträge entschieden, mehr als 43.000 davon waren erfolglos.

Die blutigen Terroranschläge der palästinensischen Bewegung Hamas in Israel und die militärische Vergeltungsaktion des jüdischen Staates in Gaza waren ein weiterer wichtiger Anstoß für eine Neubewertung der Haltung gegenüber Flüchtlingen. Der Konflikt hat sich auch auf die Straßen westeuropäischer Städte ausgeweitet, wo Hassreden gegen Israel und Juden in muslimischen Gemeinden dort zugenommen haben. Gleichzeitig ist die Unterstützung Israels einer der Eckpfeiler der deutschen Außensicherheitsdoktrin.

Förderung des Antisemitismus schon in jungen Jahren

Allerdings teilen Flüchtlinge aus muslimischen Ländern, die die Zahl der Schutzbewerber in Deutschland dominieren, die offizielle Ansicht nicht. Gleichzeitig nahm ihre Zahl rapide zu. Hunderttausende von ihnen kamen in den letzten acht Jahren aus Syrien, in diesem Jahr haben mehr als 70.000 Syrer einen Asylantrag in der Bundesrepublik gestellt. Zehntausende weitere kommen aus Afghanistan, der Türkei oder dem Irak.

Vor allem arabischsprachige Flüchtlinge bringen oft den Antisemitismus mit, der ihnen schon in ihrer Jugend anerzogen wurde. Daher geht es hier nicht nur um die Regulierung der Migration selbst, sondern um die wirksame Integration von Flüchtlingen, die auf der Grundlage demokratischer Werte und Toleranz gegenüber anderen Menschen und unterschiedlichen Religionen in die Gesellschaft aufgenommen werden. Aufnahmen von leidenschaftlichen pro-palästinensischen Demonstrationen oder sogar der Verteilung von Süßigkeiten zu Ehren von Hamas-Angriffen auf den Straßen Berlins zeigen, dass Bemühungen zur Integration muslimischer Einwanderer manchmal scheitern.

Sie erzählen es auch Statistiken Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Die etablierten Integrationswege werden von Flüchtlingen aus Syrien mit Abstand am häufigsten gestört. In den letzten zwei Jahren kamen rund 20 Prozent der Besucher aus Syrien, was im vergangenen Jahr fast 36.000 Menschen entspricht.

Berlins Bürgermeister Kai Wegner von der oppositionellen Christlich Demokratischen Union (CDU) warnte, dass Hassreden gegen Juden oft in der Verantwortung der jüngeren Generation liegen, die in der Bundesrepublik aufgewachsen ist und die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt.

„Wir beklagen jetzt, dass Integration in Berlin jahrzehntelang nur eine Floskel war, hinter der sich missverstandene Toleranz oder gar Ignoranz verbarg.“ er sagt Wegner in einem seiner jüngsten Interviews.

Foto: Der Spiegel/X.com, News List

Titelseite des Magazins „Der Spiegel“ mit einem Foto von Bundeskanzler Olaf Scholz und seinem Statement zur Massenabschiebung illegaler Migranten.

Sein Parteivorsitzender Friedrich Merz betonte, Deutschland müsse seine Migrations- und Integrationspolitik überdenken.

„Es tut mir zutiefst leid, dass der Antisemitismus von Einwanderern zu diesem Vorfall geführt hat. „Aber wir sind an einem Punkt angelangt, an dem es nicht mehr so ​​bleiben kann“, sagte der CDU-Chef. Ihm zufolge kann Deutschland keinen einzigen palästinensischen Flüchtling aus Gaza aufnehmen. „Wir haben in diesem Land schon genug junge Antisemiten“, fügte Merz hinzu.

Das Massaker in Israel hat alles verändert

Wie die renommierte Schweizer Zeitung Neue Zürcher Zeitung feststellte, ist der von führenden deutschen Politikern hergestellte Zusammenhang zwischen muslimischer Einwanderung und Antisemitismus etwas Neues. Bis vor Kurzem war in der Bundesrepublik die Vorstellung weit verbreitet, dass Antisemitismus nur ein Problem rechtsextremer Gruppierungen sei. Im Gegensatz dazu wurden arabische Muslime als Opfer dargestellt und ersetzten so in den Augen der deutschen Mehrheit die Juden, obwohl ihnen oft schon früh beigebracht wurde, sie zu hassen. „Bis das Massaker in Israel der deutschen Gesellschaft klar machte, dass Juden immer noch Juden sind“, schrieb die Zeitung v Kommentar mit dem Titel „Das Ende der großen Illusion“.

Muslime in Deutschland
Nummer: 5,5 Millionen
Bevölkerungsanteil: 6,5 %
Darunter:
Muslime türkischer Herkunft: 2,5 Millionen
Muslime aus arabischen Ländern: 1,5 Millionen
Sunniten: 74 %
Alawi: 8 %
Schiiten: 4 %
Quelle: Veröffentlichungen des Bundesministeriums des Innern/Muslimisches Leben in Deutschland 2020

Es ist möglich, dass die Genehmigung strengerer Maßnahmen nicht reibungslos verläuft. Es wird spekuliert, dass die Regierungskoalition für sie nicht genügend Stimmen im Parlament haben wird, insbesondere wegen einer teilweisen Rebellion der Grünen, die mit strengeren Bedingungen für Flüchtlinge nicht einverstanden sind. Allerdings kann sich Kanzler Scholz in einem solchen Fall möglicherweise auf die Hilfe der Opposition, insbesondere der CDU, verlassen.

Natürlich kann man nicht alle Muslime in Deutschland in einen Topf werfen. Es gibt auch positive Geschichten, wenn beispielsweise ein ehemaliger Flüchtling aus Syrien Bürgermeister einer 2.000-Einwohner-Stadt in Baden-Württemberg wurde. Es stimmt auch, dass die Mehrheit der in Deutschland lebenden Muslime türkischer Herkunft ist. Ihre Zahl in der Gesellschaft nimmt jedoch allmählich ab und wird durch Einwanderer aus arabischen Ländern ersetzt, die tendenziell radikaler sind.

In jedem Fall ist es so, dass die nahezu uneingeschränkte Offenheit gegenüber Flüchtlingen aus muslimischen Ländern, die durch Willkommensbanner an Bahnhöfen symbolisiert wird, in Deutschland weitgehend eine Tatsache ist. Insbesondere abgewiesene Asylbewerber und illegale Einwanderer sollen Verstärkung erhalten.

Lesen Sie die Analyse der Nachrichtenliste

Astor Kraus

"Analyst. Gamer. Freundlicher Entdecker. Unheilbarer Fernsehliebhaber. Twitter-Liebhaber. Social-Media-Wissenschaftler. Amateur-Web-Freak. Stolzer Zombie-Guru."

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert