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Der Beginn des Baus einer Fabrik zur Herstellung von Artilleriemunition ist für deutsche Kanzler, insbesondere für die Sozialdemokratische Partei, normalerweise kein Ereignis, bei dem sie sich mit Schaufeln in der Hand und Panzern daneben zeigen wollen.
Doch die Fotos und Reden der letzten Woche zeigen, wie sehr sich die Zeiten verändert haben. Und diese „Zeitenwende“, also der Wendepunkt, wie Bundeskanzler Olaf Scholz den Tag des russischen Einmarsches in die Ukraine im Jahr 2022 nannte, hatte zwei Jahre später einen sehr realen Einfluss auf die deutsche Politik.
Scholz in Niedersachsen hat mit dem Bau einer neuen Fabrik im Waffenwerk Rheinmetall begonnen, die ab dem nächsten Jahr jährlich 200.000 Artilleriegeschosse und 2.000 Tonnen Sprengstoff produzieren soll. Zudem sei er eine halbe Stunde früher bei der Veranstaltung eingetroffen, was laut Süddeutscher Zeitung die Bedeutung der Veranstaltung unterstreiche.
Gleichzeitig forderte die Kanzlerin einen deutlichen Ausbau der Kapazitäten der europäischen Rüstungsindustrie sowie des deutschen Arsenals. In diesem Zusammenhang sprach er von Russlands imperialen Ambitionen und der Notwendigkeit, Aggressoren abzuschrecken.
„Wir leben nicht in Friedenszeiten“, wiederholte Scholz, einst fernab von Waffen und Bundeswehr.
Sogar öffentlich-rechtliche ARD in diesem Zusammenhang schreiben über die Verwandlung eines zuvor zu zögerlichen Kanzlers in einen Politiker, der die Rüstungsindustrie und die Rüstungslieferungen für Kiew vorantreibt. Es erinnert auch an den Ausdruck „scholzování“, nämlich an Scholz‘ Versprechen, zu handeln, ohne tatsächlich zu handeln.
Die „Kollusion“ brach im vergangenen Jahr allmählich zusammen, als Deutschland nach dem Vorbild Polens und anderer Länder begann, militärische Ausrüstung in die Ukraine zu schicken, die für Berlin bis dahin tabu war – zum Beispiel Leopard-Panzer.
Doch in letzter Zeit wird die Rhetorik von Scholz zunehmend verhärtet, und die Kanzlerin prahlt damit, dass Deutschland nach den USA der zweitgrößte Waffenlieferant der Ukraine sei. Allein für Kiew wird Berlin in diesem Jahr 3,5 Milliarden Euro (89 Milliarden Kronen) aus dem deutschen Verteidigungshaushalt für Munition bereitstellen und damit die Verteidigungslieferungen des angegriffenen Landes verdoppeln.
Insgesamt, so Scholz‘ Zusage, werde Deutschland der Ukraine in diesem Jahr acht Milliarden Euro (196 Milliarden Kronen) Militärhilfe gewähren.
Wichtig ist auch festzuhalten, dass die Bundesrepublik in diesem Jahr erstmals die von den NATO-Mitgliedsstaaten im Jahr 2014 gesteckten Ziele erreichen wird.
Die deutschen Verteidigungsausgaben übersteigen 2 Prozent des BIP Erste seit 1991. Im Verhältnis zum BIP war dieser Wert im Jahr 2005 der niedrigste: 1,07 %. Im Jahr 2022 werden es 1,39 % des BIP sein.
„Deutschland wird nach NATO-Kriterien zwei Prozent seiner Wirtschaftsleistung für Rüstung ausgeben.“ Und er wird es für immer tun“, kündigte Scholz an.
Als einen Grund für den Wechsel sieht die ARD den „nagendden Gedanken“, dass Donald Trump ins Weiße Haus zurückkehren könnte. Obwohl der Kanzler Trump öffentlich nicht namentlich erwähnte, wiederholte er seine Aussage, dass niemand an der europäischen Sicherheit herumbasteln dürfe.
Zweijähriger Krieg
Reporter-News-Liste Jan Novak und ein Fotograf Stanislav Krupar aus der Ostukraine schildert die Realität des Landes, das seit zwei Jahren grausamer russischer Aggression ausgesetzt ist. Sie zogen in die Nähe der Front, in die Gegend von Avdijivka – einer Stadt, die vor einigen Tagen an die Ukraine verloren ging.
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Der deutsche Verteidigungsminister und Scholz-Parteiabgeordnete Boris Pistorius wollte am Wochenende auf einer Sicherheitskonferenz in München nicht näher auf die Höhe der deutschen Verteidigungsausgaben eingehen.
Er sagte, es läge bei etwa 3 bis 3,5 Prozent des BIP, abhängig von der Kapazität der Verteidigungsindustrie und auch von den Ereignissen in der Welt. Ihm zufolge reichen die zwei Prozent Zusage möglicherweise nicht aus, um die Bundeswehr aufzurüsten. Es gab auch Stimmen, dass der gesetzliche Haushalt nicht auf den Verteidigungshaushalt angewendet werden sollte Schuldenbremse.
Die deutsche Wehrmacht war nicht lange in guter Verfassung, die Waffenlieferungen dauerten Jahre. Zum Jahreswechsel zählte die Bundeswehr 181.500 Soldaten, 1.500 weniger als im Vorjahr.
Auch deutsche Medien er informierte, um die NATO-Quote, genauer gesagt 2,01 % des BIP, zu erreichen, werde Deutschland in diesem Jahr ein „Buchhaltungstrick“ helfen. Darin sind auch Zinszahlungen auf Bundesschulden, Sondervermögen der Bundeswehr, Pensionen für ehemalige Soldaten der Nationalen Volksarmee aus der DDR-Zeit sowie 7,5 Milliarden Euro Hilfsgelder für Kiew enthalten.
Letzte Woche musste sich Pistorius – sehr zu seinem Unmut – zu einem weiteren Verteidigungsthema äußern. Katarina Barley, Vorsitzende der SPD-Kandidaten für das Europaparlament, sagte in einem Interview für den Tagesspiegel, dass die EU über den Erwerb eigener Atomwaffen nachdenken sollte.
Der Vizepräsident des Europäischen Parlaments wurde durch Trumps Aussage, Artikel 5 in Frage zu stellen, in dem es um die Verteidigung von NATO-Mitgliedern geht, zum Nachdenken angeregt. Allerdings, so Pistorius, „gibt es zum jetzigen Zeitpunkt keinen Grund, über einen nuklearen Schutzschild zu diskutieren.“
In diesem Zusammenhang forderte der deutsche Finanzminister Christian Lindner von der liberalen FDP eine engere Zusammenarbeit mit den europäischen Atommächten Großbritannien und Frankreich. Abgesehen von den USA sind sie das einzige NATO-Mitgliedsland, das über ein Atomwaffenarsenal verfügt, wenngleich die Zahl relativ gering ist.
Nach Angaben der Deutschen Welle gibt es in Italien, der Türkei, Belgien, den Niederlanden und Deutschland rund 180 Atombomben im Rahmen der Kernwaffenteilung, die Teil der nuklearen Abschreckungspolitik der NATO ist.
Mitgliedstaaten, die nicht über diese Waffen verfügen, können sich an der Planung ihres Einsatzes durch die NATO beteiligen. Gleichzeitig bleiben diese Waffen unter der Kontrolle der USA. Im Konfliktfall müssen amerikanische Atombomben von der Luftwaffe des Landes getragen werden, in dem sie stationiert sind.
Deutschland selbst lehnte in den 1950er Jahren aufgrund einer Entscheidung von Bundeskanzler Konrad Adenauer eigene Atomwaffen ab.
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