Ein umstrittener Gesetzentwurf zur Beschleunigung der Abschiebung abgelehnter Asylbewerber wurde am Dienstag (24. Oktober) von der Bundesregierung verabschiedet, Koalitionsmitglieder lehnten die Maßnahme ab.
Seit Wochen steht in Berlin die zunehmende illegale Einwanderung auf der politischen Agenda. Innenministerin Nancy Faeser führte stationäre Grenzkontrollen ein, Bundeskanzler Olaf Scholz drängte darauf „Endlich massive Räumungen“.
Frau Faeser brachte einen Gesetzentwurf zur Verbesserung des Räumungsprozesses ein „Sicherstellen, dass Menschen, die kein Bleiberecht in unserem Land haben, gezwungen werden, dieses Land früher zu verlassen“.
Das Hauptziel besteht darin, die Zahl fehlgeschlagener Räumungen durch eine Verlängerung der Höchstdauer zu reduzieren „Abschiedshaft“ von 10 bis 28 Tagen. Dadurch haben die Beamten mehr Zeit, sich auf Räumungen vorzubereiten. Darüber hinaus muss die Ausweisung von Ausreisepflichtigen nicht mehr im Voraus angekündigt werden.
„Damit stärken wir die gesellschaftliche Unterstützung bei der Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland“sagte Frau Faeser.
Abschließend wird der Gesetzentwurf dem Parlament zur endgültigen Genehmigung vorgelegt.
Allerdings haben nicht alle Mitglieder der Grünen, die Teil der deutschen Dreierkoalition sind, die gleichen Vorstellungen über den Umgang mit der aktuellen Migrationssituation.
Vorgeschlagene Gesetzgebung „Enthält Bestimmungen, die einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Grundrechte der Freiheit, der Unverletzlichkeit der Wohnung und des Privatlebens der betroffenen Personen darstellen.“sagte Filiz Polat, Fraktionsvorsitzende der Grünen.
Die Bundesregierung versteht diesen Schritt nicht als Verschärfung, sondern als Umsetzung bestehender Gesetze.
Die Wirksamkeit von Ausweisungsmaßnahmen gegen abgelehnte Asylbewerber muss noch nachgewiesen werden. Vier von fünf Menschen, die ihr Land verlassen müssen, haben aus faktischen und rechtlichen Gründen weiterhin ein geduldetes Aufenthaltsrecht.
Im Oktober 2023 mussten rund 50.100 Menschen das Land verlassen. Dabei handelt es sich um Personen, deren Duldungsfrist nicht verlängert wurde und die technisch gesehen sofort abgeschoben werden können. Zwischen Januar und Juni dieses Jahres wurden 7.861 Menschen vertrieben.
Darauf hofft die Regierung selbst „Eine Verschärfung der Ausreisepflicht erhöht die Zahl der Abschiebungen um rund 600 (5 %)“im Vergleich zu durchschnittlich 12.000 Räumungen zwischen 2021 und 2022.
„Verschärfte Räumungsvorschriften werden zwar nicht zu einem nennenswerten Anstieg der Räumungszahlen führen, aber zu mehr Härten und Grundrechtsverletzungen führen.“ Jede zweite Abschiebehaft ist bereits illegal[…]»sagte Wiebke Judith, rechtspolitische Sprecherin der NGO „PRO ASYL“.
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