Deutschland hat seine Haltung gegenüber illegaler Einwanderung deutlich verschärft. An diesem Mittwoch hat Innenministerin Nancy Faeser einen Gesetzentwurf vorgeschlagen, der die Rückkehr von Flüchtlingen ohne Aufenthaltsrecht erleichtern soll.
Die maximale Dauer des Polizeigewahrsams wird von zehn auf achtundzwanzig Tage erhöht. Ausweisungen werden systematisch ohne Vorwarnung durchgeführt, außer bei Familien mit Kindern unter zwölf Jahren, und Verstöße gegen das Einreise- und Aufenthaltsverbot sind Ausweisungsgründe.
Umfangreiche Aushubmöglichkeiten
Die Möglichkeit der Durchsuchung von Wohnungen und Wohnheimen wird künftig ausgeweitet, sodass die Polizei Datenträger oder Dokumente beschaffen kann. Derzeit verfügen mehr als 80 % der Asylbewerber über keine gültigen Ausweisdokumente.
„Um das Recht auf Asyl zu schützen, müssen wir die illegale Einwanderung begrenzen“, forderte der sozialdemokratische Minister. Nach Angaben des Innenministeriums müssen nun 54.000 Menschen ohne Aufenthaltstitel das deutsche Staatsgebiet verlassen.
„Wir müssen mehr und schneller abschieben“
Diese Aktionsreihe wurde durchgeführt, als sich Bundeskanzler Olaf Scholz in der Flüchtlingsfrage deutlich bewegte. „Wir müssen in großem Stil diejenigen ausweisen, die kein Recht haben, in Deutschland zu leben. „Wir müssen mehr und schneller abschieben“, sagte die Kanzlerin in einem am Wochenende erschienenen langen Interview mit der Zeitung „Der Spiegel“.
Der Vorsitzende der Sozialdemokraten sagte auch, er sei bereit, Länder zu unterstützen, die Geldleistungen an Asylbewerber durch Sachleistungen ersetzen wollen. Der Antrag der Konservativen zielt darauf ab, Transfers in Heimatländer zu begrenzen.
Anfang dieser Woche schickte Olaf Scholz auch einen Brief an Deutschlands rechtsextremen Führer Friedrich Merz, in dem er um die Beteiligung seiner Partei an diesen Reformen bat. In diesem von der deutschen Presse veröffentlichten Brief weist er darauf hin, dass viele der am Mittwoch vorgestellten Maßnahmen in Vorschlägen enthalten seien, die die Rechtsextremen Anfang Oktober formuliert hatten.
Nach rechts schwingen
Olaf Scholz, der normalerweise für seine gemäßigten Positionen bekannt ist, ist in der Flüchtlingsfrage deutlich nach rechts gerückt. Festzuhalten ist, dass die rechtsextreme AfD im Oktober in den Bundesländern Bayern und Hessen neue Wahlsiege verbuchte und sich nun nicht nur in Ostdeutschland, sondern auch in Westdeutschland als eine der führenden Parteien des Landes behauptet. Der erste.
Laut einer im Oktober für den führenden Fernsehsender ARD durchgeführten Umfrage halten 44 % der Deutschen Einwanderung und Flüchtlinge mittlerweile für das wichtigste politische Thema, noch vor Umweltschutz und Klimawandel (18 %), sozialer Ungerechtigkeit (13 %) und Wirtschaft ( 11 %).
Noch überraschender ist, dass nur 19 % der Deutschen der Meinung sind, dass die Unterbringung und Verteilung der Flüchtlinge gut läuft, verglichen mit 43 % der Deutschen, die dies im Jahr 2018 sagten.
Für 78 % der Befragten war die Integration der Flüchtlinge in die Gesellschaft oder den Arbeitsmarkt schlecht oder sehr schlecht. Und 80 % glauben, dass die Ausweisung abgelehnter Asylbewerber nicht funktionieren wird.
Spannungen innerhalb der Koalition
Bei solchen Umfragen ist der politische Wandel von Olaf Scholz keine Überraschung. Allerdings führte dies nicht zu Spannungen innerhalb der Regierungskoalition. Die Grünen sind besorgt über die Einhaltung der Grundrechte auf Freiheit und Privatsphäre durch den Gesetzentwurf, während liberale Gruppen Umweltaktivisten davor gewarnt haben, das Projekt zu blockieren.
Für die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl stellen die neuen Regelungen einen „eklatanten Angriff auf die Grundrechte und die Unverletzlichkeit der Wohnung“ dar und erlauben gleichzeitig „großflächige Handy-Auslesungen ohne vorherige Verhältnismäßigkeitskontrolle“.
Zu diesem sehr brisanten und zugleich sehr komplexen Thema wird es im Bundestag eine lebhafte Debatte geben.
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