Die Holding Agrofert, die Premierminister Andrej Babiš in einem Treuhandfonds parkte, meldete die schlechtesten Ergebnisse seit acht Jahren. Wie aus dem neu veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht, den Seznam eingehend untersucht hat, hat das Agrochemiegeschäft in Deutschland die größten negativen Auswirkungen gehabt.
Grundlegende wirtschaftliche Fakten sind seit Ende Juni letzten Jahres bekannt. Bei einem Umsatz von 157 Milliarden Kronen erzielte Agrofert im vergangenen Jahr nur einen Nettogewinn von 1,67 Milliarden Kronen. Tatsächlich konnte er ein Jahr zuvor bei gleichem Einkommen einen Nettogewinn von 4,5 Milliarden einstreichen.
Mittlerweile ist klar, dass ein Großteil dieses Rückgangs auf die Bäckereisparte mit Hauptsitz in Wittenberg zurückzuführen ist. Nach Angaben im Geschäftsbericht von Agrofert hat die Lieken AG-Gruppe astronomische 1,8 Milliarden Kronen verloren. Ein Jahr zuvor waren die Verluste weniger drastisch ausgefallen. Im Jahr 2017 erreichte Lieken einen Umsatz von 365 Millionen. Mit anderen Worten: Die Hälfte des Gewinnrückgangs des gesamten Drei-Milliarden-Dollar-Imperiums von Andrej Babiš wurde von der deutschen Bäckereiindustrie verursacht.
Dort werden die Fabriken umfassend umstrukturiert. Laut deutschen Medien übernahm Agrofert dort 2013 einen großen Brotproduzenten mit rund 4.000 Mitarbeitern. Im vergangenen Jahr beschäftigte das Unternehmen gerade einmal 2.800 Mitarbeiter und plant unbestätigten Berichten zufolge, weitere 1.600 Mitarbeiter zu entlassen.
Auch andere Zahlen im Geschäftsbericht stimmen mit dieser Zahl überein. Ende 2017 waren knapp 1,9 Milliarden Rücklagen für den deutschen Umbau eingeplant – zum Beispiel Abfindungen an entlassene Mitarbeiter. Der Umstrukturierungsplan wurde letztes Jahr geändert, seine Reserven belaufen sich derzeit auf fast 900 Millionen Kronen.
Eine der umfangreichsten Subventionen, die Agrofert erhielt, bezog sich übrigens auch auf den Wiederaufbau des Bäckereigeschäfts in Deutschland. Der Betrag betrug 11 Millionen Euro, das sind etwa mehr als 300 Millionen Kronen, die er aus dem Sachsen-Anhalt-Programm erhielt. Für sie verlegte er die Bäckerei von Weißenfels nach Wittenberg, wo er um ein Viertel billiger Arbeiter anstellte.
Dafür erntete die Landesregierung Kritik. „Wenn wir diese Veranstaltung nicht unterstützen, werden Arbeitsplätze komplett verschwinden, und das wollen wir natürlich nicht zulassen“, verteidigte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann im Frühjahr in einem ZDF-Interview die Zuschüsse.
Auch wenn die geschäftlichen Probleme in Deutschland noch nicht gelöst sind, hofft Agrofert, dass es in diesem Jahr besser wird. „Nach der Überwindung des Jahres 2018, das mit einer erhöhten Abschreibung langfristiger Vermögenswerte aufgrund der Fertigstellung großer Investitionen einherging, ist zu hoffen, dass Verbesserungen der wirtschaftlichen Ergebnisse Anlass zur Sorge geben werden“, hieß es gleich zu Beginn des Jahres. Geschäftsbericht auf Seite 5.
Beispielsweise könnten den Holdinggesellschaften versprochene Investitionsanreize in Milliardenhöhe dazu beitragen, die Wirtschaft anzukurbeln. All diese Anreize bestehen in Form von Steuerabzügen, die Unternehmen bei der Zahlung staatlicher Abgaben abziehen können. Im Geschäftsbericht werden insbesondere die zehn Hauptunternehmen der Holding genannt, die gemeinsam Steuererleichterungen von bis zu vier Milliarden Kronen zugestimmt und bisher nur einen kleinen Bruchteil dieses Betrags genutzt haben. Und ein Teil davon muss noch in diesem Jahr abgeschlossen sein.
So hat beispielsweise der Rapsverarbeiter Preol einen Rabatt von 580 Millionen Kronen ausgehandelt, und wenn er alles nutzen will, muss er dieses Jahr 113 Millionen Kronen abheben.
Die inzwischen berühmte Bäckerei Zelená louka, die einen Zuschuss von 100 Millionen für die Verbesserung ihrer Backwaren erhielt, kann in diesem Jahr einen Steuernachlass von bis zu 187 Millionen beantragen, während sie bisher nur 12 Millionen ausgegeben hat. Und drittens hat der Hersteller von gefrorenem Trockenkuchen Profrost für dieses Jahr einen verbleibenden Rabatt von 12 Millionen bei einem Gesamtpaket von 99 Millionen.
Der slowakische Chemiker Duslo verfügt über den größtmöglichen Steuerabzug in seiner Buchhaltung. Die slowakische Regierung hat Investitionsanreize in Höhe von 58 Millionen Euro bereitgestellt, was etwa 1,5 Milliarden Kronen entspricht. Bisher hat das Unternehmen im Jahr 2017 nur eine Million Euro eingesetzt.
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