Der umstrittene deutsche Schriftsteller Martin Walser ist im Alter von 96 Jahren gestorben

Er verärgerte die deutsch-jüdische Gemeinde mit Polemiken über den Holocaust. Der deutsche Schriftsteller Martin Walser ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf Angehörige. Preisträger Georg Büchner hat sich zu einem der bedeutendsten, aber auch umstrittensten Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur entwickelt. Er hat viel Arbeit hinterlassen.

Walser wurde 1927 im bayerischen Wasserburg geboren. Seine ersten Gedichte schrieb er im Alter von zwölf Jahren, nach dem Zweiten Weltkrieg, als er an die Front musste, studierte er Literatur. 1955 veröffentlichte er seine erste Sammlung von Kurzgeschichten. In Deutschland zählt er zu den bekanntesten Autoren, darunter die Romane „Pchající kůň“ und „Die Gallistlsche Krankheit“ sowie der Roman „Johann“, der in tschechischer Sprache erschien.

Bekannt ist hier sein Theaterstück Smrtihlav, das 1967 von Jiří Stach ins Tschechische übersetzt wurde. Im selben Jahr veröffentlichte der Verlag Mladá fronta eine von Jiří Janovský übersetzte Sammlung von Walser-Erzählungen mit dem Titel „Complicity in my end“. Es sind schöne Geschichten aus dem Leben oder einfach Lebenssituationen, eingefangen ohne tiefergehende Darstellung der Charaktere, ohne Klärung psychologischer Beweggründe und bewusst unvollendet gelassen. Auf diese Weise sucht der Autor nach Möglichkeiten für unterschiedliche Interpretationen.

Später könnten lokale Leser beispielsweise Walsers psychologischen Roman Ohne Liebe kennenlernen. Er erzählt von einem älteren Vertreter eines Unternehmens, der auf der Suche nach einem komfortablen Leben den Kontakt zu Menschen und Familie abbricht und erkennt, dass er in einer Grenzsituation sein Leben verliert.

In dem gesellschaftskritischen Satireroman „Philippsburger Ehebündnisse“ beschreibt der Autor die Ehen von Produzenten, Anwälten, Politikern, Managern und Künstlern, die in Großstädten leben.

In einem weiteren auf Tschechisch erschienenen Roman von Walser, Příboj, wird ein 55-jähriger deutscher Literaturprofessor an eine Universität in Kalifornien, USA, eingeladen, die voller Helligkeit, Wärme und anderer Menschen ist. Diese Veränderung wird auch in ihm den Wunsch nach Veränderung hervorrufen. Der Held gerät nach und nach in eine platonische Beziehung mit einem Studenten, kann aber aus eigener Kraft keine entscheidenden Schritte unternehmen.

In seiner Heimat Deutschland veröffentlichte Martin Walser unzählige Werke. Mehr als zwei Dutzend Prosawerke, dazu Romane, Essays, Gedichte und Reden sowie zahlreiche Theater- und Hörspiele. „Ein kolossales Werk“, sagte der Literaturkritiker Denis Scheck einmal über sein Vermächtnis.

Einige seiner Werke und Aussagen haben jedoch Kontroversen ausgelöst. Walser verärgerte vor einigen Jahren die deutsch-jüdische Gemeinde. 1998 erhielt der ehemalige Wehrmachtssoldat unter den Nazis den renommierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, der auch dem damals inhaftierten Václav Havel in Abwesenheit vor dem Fall des Eisernen Vorhangs im Herbst 1989 verliehen wurde. Bei seiner Rede in Frankfurt am Main sagte er: Walser warnte vor einer „Instrumentalisierung der nationalen Schande Deutschlands“ im Zusammenhang mit den Kriegsereignissen.

Er mahnte gegen die weitere Nutzung des Holocaust als „moralische Bürde“ und kritisierte die „Ausbeutung“ von Auschwitz und anderen grausamen Denkmälern des Nationalsozialismus. Er beklagte, dass die Deutschen „ständig an ihre Schande erinnert“ würden. Der damalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, nannte Walser einen „geistigen Brenner“.

Reinhilde Otto

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