Der Kreml versuche, in Deutschland eine prorussische Koalition zu bilden, schreibt die Washington Post

Der Kreml in Deutschland strebe die Bildung einer „Antikriegs“-Koalition an, die sich einer weiteren Unterstützung der Ukraine in einem Krieg mit Russland widersetze, schreibt die Washington Post. Dies geht seiner Meinung nach aus den Dokumenten hervor, die ihm von einem der europäischen Geheimdienste zur Verfügung gestellt wurden. Das Dokument beschreibt ein Treffen, bei dem Kremlbeamte russische politische Strategen dazu drängten, in Deutschland eine Gegenreaktion gegen die Unterstützung der Ukraine auszulösen.

Angeblich sei bei der Februardemonstration vor dem Brandenburger Tor in Berlin, an der rund 13.000 Menschen teilnahmen, Antikriegsrhetorik zu hören gewesen, erinnerte sich die amerikanische Zeitung. Angeführt wurde der Protest von Sahra Wagenknecht, Mitglied der linken Bundestagsfraktion Linke. Wagenknecht behauptete, dass die deutschen Panzer, die Berlin der Ukraine versprochen hatte, bald zur Erschießung „russischer Männer und Frauen“ eingesetzt würden.

„Wir wollen keine stärkere Beteiligung Deutschlands an diesem Krieg“, sagte er auch auf einer Demonstration, bei der er die Bildung einer neuen Friedensbewegung forderte. Er verurteilte die Kämpfe in der Ukraine, erwähnte jedoch nicht, dass Russland den Krieg vor einem Jahr begonnen hatte. Unter denjenigen, die ihm bei der Demonstration applaudierten, waren Dutzende Mitglieder der rechtsextremen Partei Alternative für Deutschland. An Umschlag Aus der deutschen Zeitschrift Compact, die rechtsextremen Ansichten Raum gab, kam später die Aussage, Wagenknecht sei „der Kanzler und der beste Kandidat sowohl für die Linke als auch für die Rechte“.

Hinweise auf eine Kommunikation zwischen russischen Strategen und Verbündeten in Deutschland finden sich in den von der Washington Post analysierten Dokumenten nicht. Doch die Zeitung fand durch Interviews heraus, dass mindestens eine Person aus Wagenknechts Umfeld und mehrere Parteimitglieder zu einer Zeit, als der Kreml seine Pläne zur Einflussnahme auf die gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland entwickelte, mit russischen Funktionären in Kontakt standen.

Laut der amerikanischen Zeitung zeigen die analysierten Dokumente, dass der Kreml eine direkte Einbindung in die deutsche Politik anstrebt, indem er versucht, eine neue linke Koalition mit Wagenknecht-Anhängern und rechten Parteien zu bilden. Darüber hinaus will er Extremisten auf beiden Seiten des politischen Spektrums unterstützen, die sich gegen die Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz stellen.

Laut dem Dokument vom 9. September bestand eines der Ziele des Kremls darin, die Unterstützung der Alternativen für Deutschland gegenüber den damaligen 13 Prozent der Umfragewerte zu erhöhen. Die Partei sollte eine Partei der „Deutschen Einheit“ sein und vertrat den Standpunkt, dass die gegen Russland verhängten Sanktionen gegen deutsche Interessen verstießen.

Versuche, sogenannte Antikriegsstimmungen in Deutschland zu schüren, seien eine der verborgenen Fronten des russischen Krieges in der Ukraine, schreibt die Washington Post. An dieser Front versucht der Kreml, die Einheit des Westens zu untergraben und den Konflikt in der Ukraine nach eigenem Ermessen einfrieren zu lassen.

Der Zeitung zufolge sei es seit der Sowjetzeit eine Taktik des Kremls, Antikriegsdemonstrationen zur Spaltung des Westens zu nutzen. Einer der Teilnehmer der Februardemonstrationen und Herausgeber der Zeitschrift Compact, der 66-jährige Jürgen Elsässer, hatte in den 1980er Jahren Proteste gegen den Einsatz amerikanischer Pershing-Raketen in Westdeutschland angeführt. Seine Zeitschrift wird von deutschen Behörden mittlerweile als kremlfreundliches Medium bezeichnet.

„Wir kennen diese Taktik aus der Zeit des Kalten Krieges, als die Sowjets versuchten, die Antikriegsbewegung zu beeinflussen und zu manipulieren“, sagte ein Vertreter der deutschen Sicherheitskräfte, der anonym bleiben wollte, einer amerikanischen Zeitung.

Astor Kraus

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