Der Autor von Verteidigung der Wölfe ist gestorben. Enzensberger war einer der führenden Köpfe der deutschen Nachkriegsliteratur

Der deutsche Dichter Hans Magnus Enzensberger ist an diesem Donnerstag im Alter von 93 Jahren gestorben. Das teilte die dpa unter Berufung auf den Verlag Suhrkamp mit. Enzensberger galt als einer der bedeutendsten Intellektuellen Deutschlands, zusammen mit Günter Grass, Martin Walser und Heinrich Böll gehörte er zu den wichtigsten Figuren der dortigen Nachkriegsliteratur.

Weithin bekannt wurde er in den 1960er Jahren als „zorniger junger Mann“ mit seinem Gedichtband Verteidigung der Wölfe, in dem er die sozialskeptische Stimmung im Nachkriegsdeutschland kritisierte. Er bezahlte für einen weltberühmten Dichter und Essayisten, der seine Arbeit auf Empathie und Kenntnis der Umwelt sowie auf Sensibilität für politische und soziale Realitäten stützte.

Seine theoretische Arbeit war geprägt von der Rebellion gegen die Phänomene, die er für pathologisch hielt – Krieg, Hunger, Verschwendung oder Völlerei. Sein Werk Slepecké písmo, Oh, Europe!, Poison or History of the Clouds wurde auf Tschechisch veröffentlicht.

Anlässlich der neunziger Jahre veröffentlichte er sein letztes Werk mit dem Titel Fallobst (Fall Falls). Darin nimmt er noch einmal Stellung zu aktuellen Themen wie Migration. Er schrieb, dass trotz aller Konflikte und Nöte jede menschliche Gesellschaft ohne sie scheitern würde. „Ohne Immigranten und Emigranten wäre unsere Literatur und Sprache wie ein verzweifeltes Heimspiel“, schrieb er.

Enzensberger warnte vor dem seiner Meinung nach ungünstigen Verhältnis zwischen Geheimdiensten und Internetproblemen. „Millionen von Kameras und Handys haben die Rolle von Wachhunden und Whistleblowern übernommen“, sagte er. In Fallen Fruit reflektiert er auch das Alter. Er schrieb, er fühle sich „wie ein Reifen, der ständig Luft ausstößt“ und sprach von „der Kunst, sich langsam und unauffällig vom Leben zu verabschieden“.

Schwarzmarkthandel

Enzensberger wurde 1929 geboren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs handelte er auf dem Schwarzmarkt, um seine Familie zu ernähren. Er übersetzte für die amerikanische und britische Besatzungsarmee. Er studierte Germanistik und Philosophie an deutschen Schulen, dann auch an der französischen Sorbonne. Anfang der 1960er Jahre war er Dozent beim bedeutenden Frankfurter Verlag Suhrkamp.

Enzensbergers Bibliografie umfasst neben Prosa, Lyrik, Theaterstücken und Drehbüchern zahlreiche Artikel, Studien und Essays. Seine Übersetzungen aus dem Französischen, Englischen, Spanischen und Nordischen sind unerlässlich. Seit den 1960er Jahren ist er als Herausgeber von Literaturzeitschriften tätig.

Astor Kraus

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