Das neue Einwanderungsgesetz öffnet Deutschlands Türen für Drittstaatsangehörige, die in Bereichen wie Gesundheit oder IT arbeiten möchten. Ein Artikel von unserem Partner, Der Tagesspiegel.
Das neue Gesetz zur Einwanderung qualifizierter Ausländer hatte das klare Ziel, die wirtschaftliche Stellung Deutschlands zu erhalten und sein Sozialsystem zu verewigen. Neben Hochschulabsolventen stehen nun auch qualifizierten Arbeitskräften die Türen der Bundesrepublik offen. Und das nicht nur in Berufen, in denen Arbeitskräfte knapp sind.
Menschen mit Berufsausbildung und Mindestressourcen haben sechs Monate Zeit, um Arbeit zu finden. In Berufen, in denen ein großer Mangel an qualifizierten Arbeitskräften herrscht, beispielsweise in der IT oder der Medizin, ist bei einer beruflichen Verpflichtung nicht einmal ein Qualifikationsnachweis erforderlich.
Gleichzeitig setzt sich die Regierung dafür ein, potenzielle Kandidaten aus dem Ausland besser zu informieren und sie im deutschen Verwaltungsdschungel zu unterstützen.
Was bleibt und was ändert sich?
Die Einwanderungsgesetze bleiben im Wesentlichen gleich. Seit vielen Jahren besteht für Nicht-EU-Bürger mit einem Hochschulabschluss die Möglichkeit, nach Deutschland zu kommen und dort zu arbeiten.
In seinem Jahresbericht 2015, Sachverständigenrat der Deutschen Stiftung Integration und Migration (SVR) hat festgestellt, dass Deutschland „trotz seines anfänglichen Nachzüglerstatus“ „ein Vorreiter auf dem Gebiet der Arbeitsmigrationspolitik geworden ist und Deutschland zumindest im rechtlichen und institutionellen Bereich wenig zu lernen hat“.
Die OECD gratuliert Deutschland, das zu den Ländern gehört, die die meisten Einwanderer aufnehmen. Doch Experten warnen davor, dass der Prozess „in der Praxis oft zu kompliziert und bürokratisch bleibt“.
Was bedeutet dieses Gesetz?
Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hofft, dass dadurch ein „Schlussstrich“ in einer Debatte gezogen werden könne, die „seit einem Vierteljahrhundert die politische Debatte“ belastet habe.
Das neue deutsche Einwanderungsgesetz hat ein starkes symbolisches Kapital. Die große Frage ist, ob Deutschland ein Einwanderungsland ist oder nicht. Die Statistik ist jedoch eindeutig: In der Bundesrepublik kommt jeder Vierte aus dem Ausland.
Es reichte aus, um die CDU-CSU zu verärgern, die in einem Forum erklärte, dass „Deutschland kein Einwanderungsland ist und auch nie sein wird“. Eine Position, die sich vom Bündnis CDU-CSU entfernt hat. Überraschenderweise unterstützt nun Innenminister Horst Seehofer (CSU) die „Einwanderung von Qualitätskräften aus Drittstaaten“. Derselbe Mensch, der 2010 davon überzeugt war, dass sein Land „keine zusätzliche Zuwanderung aus anderen Kulturen braucht“.
Von allen im Bundestag vertretenen Parteien vertritt derzeit nur die AfD diese Meinung.
CDU/CSU, Sozialisten (SPD), Liberale (FDP), Linke (Linke) und Grüne befürworten eine verstärkte Zuwanderung. Dies war ein großer Wendepunkt für Deutschland. Wie beim Atomausstieg hat sich die Meinung der Minderheiten in einen breiten politischen Konsens verwandelt.
Und die Flüchtlinge?
„Die Grundsätze der Unterscheidung zwischen politischen und Wirtschaftsflüchtlingen bleiben bestehen“, heißt es im ersten Kerntext der Bundesregierung.
Dieses Gesetz hat faktisch keine Auswirkungen auf das Asylrecht. Die Genfer Konventionen verpflichteten die Bundesrepublik Deutschland weiterhin zur Aufnahme von Menschen, die vor Verfolgung aus anderen Ländern flüchteten.
Wird eine „Neuausrichtung“ umgesetzt?
Die umstrittene „Neuausrichtung“ wurde bei der Vorstellung des Koalitionsvorhabens durch Horst Seehofer und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) nicht erwähnt.
Dieser wichtige Punkt besteht darin, zunächst abgelehnten Flüchtlingen die Möglichkeit zu geben, Wanderarbeitnehmer zu werden und so in der Region zu bleiben. In den letzten Jahren stand dieses Thema im Mittelpunkt heftiger Auseinandersetzungen zwischen den Regierungsparteien.
Gibt es genügend berechtigte Ausländer?
Experten zufolge benötigt Deutschland tatsächlich einen jährlichen Zustrom im sechsstelligen Bereich. Man darf sich zu Recht fragen, ob das Land in der Lage ist, so viele Kandidaten anzuziehen. Auch wenn Deutschland das beliebteste Einwanderungsland Europas ist, träumen die meisten Wanderarbeiter immer noch von den USA.
Ein letzter Punkt: Um eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, müssen ausländische Bewerber über Mindestkenntnisse der deutschen Sprache verfügen. „Für mich ist das nicht verhandelbar“, sagte Hubertus Heil.
Einem Punkt, dem wir alle zustimmen sollten, denn mit Ausnahme von rund 100 Millionen Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz spricht fast niemand auf der Welt Goethes Sprache.
„Internetfan. Stolzer Social-Media-Experte. Reiseexperte. Bierliebhaber. Fernsehwissenschaftler. Unheilbar introvertiert.“