Die Mannschaft von Aurinegro, die sich immer noch an einen deutsch-kroatischen Trainer gewöhnt, durchläuft eine turbulente Phase, in der sie dem Gegner einen Sieg beschert und in einem Spiel scheitert, das als unumgänglich gilt. Die nächsten Tage könnten entscheidend werden: Vor der 60. Saison der Fußball-Bundesliga dürften die drei großen Klubs – nämlich Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und RB Leipzig – die Rolle der größten Jäger in den Top Ten spielen. Bayern München ist damit Meister, dass endlich der deutsche Titel den Besitzer wechselte. Allerdings schwächelten sie alle zu Beginn der Saison – die einen mehr, die anderen weniger. Bayer Leverkusen beispielsweise liegt mit nur einem Sieg, einem Unentschieden und vier Niederlagen aktuell auf Platz 17 der Abstiegsplatz-Tabelle. Leipzig hat sich vor allem nach dem Sieg über Borussia Dortmund am vergangenen Wochenende leicht verbessert. Es liegt im Mittelfeld, auf Platz 10, sechs Punkte hinter dem aktuellen Spitzenreiter Union Berlin und hat in unorganisierter Form zwei Niederlagen, zwei Siege und zwei Unentschieden angehäuft. Bleibt nur noch die Leistung von Borussia Dortmund zu beurteilen, das in der dritten Runde des Wettbewerbs hin und wieder Schwächeanzeichen zeigt, wenn es um einen sicher scheinenden Sieg geht. Zu Hause steht es wenige Minuten vor Schluss 2×0 besser als Werder Bremen, der gerade erst aus der zweiten Liga gekommen ist. Obwohl es unglaublich aussah, kassierte Dortmund in den letzten sechs Minuten des Spiels zum Entsetzen der Aurigrarian-Fans, die ihr Westfalenstadion füllten, drei Gegentore. Nach dieser unerwarteten Niederlage folgten zwei „Siege, aber nicht überzeugende“ Siege gegen Hertha Berlin und Hoffenheim, beide mit einem knappen 1:0-Vorsprung. Und schon zuvor ließ die Borussia in den ersten beiden Runden mit den Siegen gegen Leverkusen (1:0) und Freiburg (3:1) zu wünschen übrig und machte ihren Fans obendrein nur aus irgendeinem Grund Sorgen. Desaster gegen RB Leipzig Es ist wichtig anzumerken, dass die Mannschaft von Trainer Edin Terzi bis dahin gegen keine als groß geltende Mannschaft angetreten war, die es mit dem aktuellen Vizemeister Deutschland und dem DFB-Pokal-Meister auf Augenhöhe aufnehmen konnte. Am vergangenen Wochenende, in der 6. Runde, kam ein kalter Schauer. RB Leipzig hat gerade Trainer Domenico Tedesco entlassen und will Marco Rose verpflichten, der vor drei Monaten von Borussia Dortmund abgestiegen ist. Leipzig, in der Krise und mit neuem Trainer, mit nur zwei Tagen im Amt, scheint eine relativ leichte Beute zu sein. Der Sieg von Aurinegra repräsentiert die Führung am Tisch. Doch zum Leidwesen der Dortmunder Fans ging einiges schief. Nur ein paar Treffer in den ersten fünf Minuten des Spiels, und von da an verteilte Leipzig die Karten auf dem Platz. In der 6. Spielminute konnte Verteidiger Orban die Marke von Nico Schlotterbeck mühelos aus dem Weg räumen, um freistehend erfolgreich einzuköpfen – 1:0. Die Männer von Terzić machten Fehler über Fehler. Schlechte Tage hatten nicht nur Verteidiger Nico Schlotterbeck, sondern auch die Außenverteidiger Thomas Meunier und Raphael Guerreiro. Julian Brandt, Jude Bellingham und Reus waren trotz ihrer Bemühungen in 90 Minuten praktisch nicht in der Lage, ein effektives Spiel auf die Beine zu stellen. Anthony Modeste hat wieder einmal die Rolle eines erbärmlichen Stürmers gespielt. Auch kollektiv fand das Team nichts zu beachten. Sowohl Leipzigs zweite Tore mit einem traumhaften Distanzschuss von Szoboslai als auch das dritte von Amadou Haidara wurden durch einen Ballverlust von Aurinegros verursacht, der versuchte, ein offensives Spiel aufzubauen. Was in Sicht war, war ein intensives und dominierendes Leipzig gegen eine zunehmend frustrierte und weniger fähige Borussia. Das Spiel Aurinegros wirkt wie ein Déjà-vu aus einer längst vergangenen Zeit. Der Übergang Abwehr-Mittelfeld-Angriff war langsam und ungenau. Sein Angriff war weit entfernt von dem Niveau früherer Spielzeiten. Nur fünf Schüsse gegen Leipzig – alle offen – und acht Tore in sechs Spielen zeugen von ihrer Inkompetenz. Modeste wurde noch nicht ins Spiel integriert und offenbart eklatante technische Mängel. Gegen Schalke 04 steht viel auf dem Spiel. Der Spielaufbau hängt stark von der Improvisation und den individuellen Qualitäten einiger weniger Spieler ab. Gepaart mit dem Problem der Startaufstellung durch viele verletzte Spieler wie Dahoud, Malen und Adeyemi. Das ist ein vollständiges Bild, das versucht, das mangelnde spielerische Niveau von Borussia Dortmund zu erklären, das Trainer Edin Terzić seiner Mannschaft bisher nicht beweisen konnte. Sportdirektor Sebastian Kehl bleibt jedoch zuversichtlich: „Ich bin optimistisch, dass wir für das Spiel am Mittwoch gegen Manchester City einige neue Offensivoptionen haben werden. Wenn wir Malen und Adeyemi vorne haben könnten, wäre das großartig.“ Das Team von Pep Guardiola ist für Dortmund sicher kein Weltuntergang. Das Problem selbst könnte eine größere Dimension annehmen, wenn Aurinegros am kommenden Wochenende nicht auf den härtesten Konkurrenten Schalke 04 trifft. Das Spiel findet im Signal Iduna Park statt, wo das Team auf die massive Unterstützung der „Yellow Wall“ und des vollen Stadions zählen kann und skandiert: „You will never walk alone“. ____________________________________________ Gerd Wenzel begann 1991 mit dem Sportjournalismus bei TV Cultura in São Paulo, als die Bundesliga zum ersten Mal in Brasilien ausgestrahlt wurde. Von 2002 bis 2020 war er beim Sender ESPN als Experte für den deutschen Fußball tätig, bevor er für OneFootball Berlin Bundesliga-Spiele kommentierte. Wöchentlich donnerstags produziert er den Podcast „Bundesliga no Ar“. Am Dienstag erschien die Halbzeit-Kolumne. Der Text gibt die Meinung des Autors wieder, nicht unbedingt die der DW. Autor: Gerd Wenzel
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