„Die Party ist vorbei“, titelt das Magazin „Spiegel“; „Eine Ohrfeige für Macron“, ergänzte die Boulevardzeitung „Bild“; „Sanktionen für den Stil“ des französischen Präsidenten, der sich allzu oft über das Parlament lustig macht, analysiert die konservative „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ). In Deutschland, wo Kompromisse zum Regieren unerlässlich sind, sah die Presse die Wahl am Sonntag als logische Reaktion auf Emmanuel Macron: „Er hat neue politische Methoden versprochen, aber er hat seine Versprechen nicht gehalten“, analysierte die „FAZ“.
„Dieser massive Rückzug ins Präsidentenbündnis wird erhebliche Konsequenzen für den Präsidenten haben, da es dem Parlament zugute kommt“, analysiert der „Spiegel“. Das „Handelsblatt“ unterstreicht die drohende politische Blockade der drohenden Wirtschaftskrise. „Politische Koalitionen, die in Deutschland zur Norm gehören, sind im französischen politischen System eigentlich nicht geregelt“, warnte die Wirtschaftszeitung. Er unterstrich auch die mangelnde Bereitschaft für Parteien und sogar den französischen Präsidenten, Kompromisse einzugehen.
Bedrohung voller Chancen
Das Risiko, dass Europas zweitgrößte Volkswirtschaft in eine Phase politischer Instabilität gerät und zu einem „Unsicherheitsfaktor in der EU“ wird, ist real, bilanziert das „Handelsblatt“. Laut Letzterem ist die Zukunft der von Emmanuel Macron versprochenen Rentenreform nicht mehr garantiert und die hohe Verschuldung Frankreichs könnte eine Bedrohung darstellen. In der Tat ist nicht sicher, ob Emmanuel Macron eine straffe Haushaltspolitik durchsetzen kann, „vor allem, wenn er an die Linke herantreten muss, um eine Mehrheit zu finden“, befürchtet das „Handelsblatt“.
Die Stärkung von Le Pen und Mélenchon verspricht heftige Debatten, aber auch eine Erneuerung der lang ersehnten parlamentarischen Tradition Frankreichs
Die deutsche Presse wies jedoch jeglichen Alarmismus zurück. Auch das traditionell sehr kritische Boulevardblatt „Bild“ glaubt, dass „Deutschland und die EU trotz Macrons relativer Mehrheit weiterhin auf Frankreich als verlässlichen Partner setzen werden“. „Die Niederlage des französischen Präsidenten ist eine echte Chance für Frankreich“, will sogar der „Tagesspiegel“ glauben.
Wie die „FAZ“ freut sich die Tageszeitung darüber, dass das Parlament wieder im Rampenlicht steht und Emmanuel Macron gezwungen ist, sich stärker mit den Anliegen seiner Mitte-Rechts-Verbündeten zu befassen. „Die Stärkung von Le Pen und Mélenchon verspricht eine hitzige Debatte, aber auch eine lang ersehnte Erneuerung der parlamentarischen Tradition in Frankreich“, so die „FAZ“. „Die französischen Wähler haben entschieden: Die französische Politik muss parlamentarischer und damit demokratischer werden. Das ist gut so“, bilanziert der „Tagesspiegel“.
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