Deutschland – der wichtigste Handelspartner der Tschechischen Republik

Die deutsche Wirtschaft weist gegenüber allen wichtigen Handelspartnern außer China einen Handelsüberschuss auf. Diese Tatsache bestätigt nur die Position Deutschlands als „Exportlokomotive“ der Eurozone bzw. seine wichtige Rolle auf gesamteuropäischer Ebene. Aus Sicht der tschechischen Wirtschaft, die stark exportorientiert ist, ist ihr Zusammenhang mit der Entwicklung der deutschen Wirtschaft von großer Bedeutung.

In den letzten fünf Jahren erreichte der Anteil Deutschlands am Außenhandel in der Tschechischen Republik mehr als 29 %. In diesem Zeitraum hatte die Tschechische Republik auch den höchsten Handelsüberschuss mit Deutschland unter allen Handelspartnern, der weiter zunahm und den gesamten Handelsüberschuss der Tschechischen Republik übertraf. Die Abhängigkeit von tschechischen Warenexporten und deutschen Importen bzw. Warenexporten ist sehr hoch (Grafik 1). Das Gleiche lässt sich auch bei tschechischen Warenimporten beobachten, die auf ein hohes Maß an kooperativen Importen zurückzuführen sind.1) Der Anteil der Warenexporte nach Deutschland erreichte durchschnittlich 31,6 %, wobei der höchste Wert (32,5 %) im Jahr 2009, nämlich in der tiefsten Phase der Finanzkrise, erreicht wurde.

Grafik 1 (Kasten) Exporte und Importe von Waren aus Deutschland und der Tschechischen Republik
Die Außenhandelsvernetzung zwischen der Tschechischen Republik und Deutschland ist sehr hoch
(in Mrd. EUR, Quelle: CZSO, Destatis, eigene Berechnungen)

Die starke Verbindung zwischen deutschen Exporten und tschechischen Exporten nach Deutschland spiegelt sich auch in deren Struktur wider. Die bestimmenden Bestandteile der deutschen Güterexporte sind Maschinen und Transportgeräte mit einem Anteil von rund 50 % (Grafik 2). Auch die Warenexporte aus der Tschechischen Republik nach Deutschland zeigen eine ähnliche Struktur, ebenfalls mit dem höchsten Anteil bei Maschinenbauprodukten (Grafik 3).

Abbildung 2 (Kasten) Deutsche Exportgüterstruktur
Der bestimmende Bestandteil der deutschen Warenexporte ist der Export von Maschinen und Transportgeräten
(in Milliarden Euro, Quelle: Destatis, eigene Berechnungen)

Abbildung 3 (Kasten) Warenstruktur der tschechischen Exporte nach Deutschland
Der Anteil von Maschinen und Transportmitteln am gesamten Warenexport aus der Tschechischen Republik nach Deutschland beträgt mehr als 50 %
(in Mrd. EUR, Quelle: CZSO, eigene Berechnungen)

Aufgrund der sehr starken Interdependenz der tschechischen Wirtschaft mit Deutschland bzw. mit anderen EU-Ländern wird die wirtschaftliche Entwicklung in diesen Ländern durch Exporte schnell auf die tschechische Wirtschaft übertragen. Eine nachlassende Auslandsnachfrage, die in der Regel mit einem Rückgang der Auslandszinsen einhergeht, wirkt sich direkt auf die Verlangsamung des inländischen BIP-Wachstums aus. Als Reaktion auf die niedrigen Auslandszinsen und den geringen inländischen Kostendruck reagierten auch die inländischen Zinssätze mit einer Senkung. In der ersten Phase war der nachlassende Inflationsdruck aufgrund des niedrigen inländischen BIP und der niedrigen Löhne im Unternehmenssektor nicht mit den Auswirkungen des schwächelnden Wechselkurses der Krone aufgrund der Verschlechterung der Nettoexporte vergleichbar. Somit wird es über einen gewissen Zeitraum zu einer Verlangsamung der Wachstumsrate der Verbraucherpreise kommen, obwohl es zu einer Verlangsamung der inländischen Wirtschaftstätigkeit kommt. In der nächsten Phase trug die Abschwächung des Kronen-Wechselkurses zum Nettoexportwachstum bei, indem sie die preisliche Wettbewerbsfähigkeit inländischer Exporteure erhöhte, was jedoch nur die Auswirkungen einer mangelnden Auslandsnachfrage abschwächte.2)


1) Allerdings ist die Abhängigkeit der Entwicklung der Handelsbilanz Tschechiens von der Handelsbilanz Deutschlands nicht belegt.
2) Eine Quantifizierung alternativer Entwicklungsszenarien im Ausland und deren Auswirkungen auf die tschechische Wirtschaft ist im Inflationsbericht I/2011 und Inflationsbericht IV/2011 enthalten (siehe Kapitel II.4).

Reinhilde Otto

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