Ein riesiger Finanzbetrug in Deutschland nimmt zu. Die Bankiers verdächtigten den Marschall auch der Spionage

Der größte Finanzbetrug in der deutschen Geschichte ereignete sich am anderen Ende der Welt. Die Hauptfigur im Wirecard-Fall war Jan Maršálek: ein vierzigjähriger österreichischer Bankier tschechischer Herkunft, der den Ermittlern zufolge zwei Milliarden Euro (mehr als 54 Milliarden Kronen) veruntreut hat. Im Juni dieses Jahres floh der Marschall vor der deutschen Justiz. Doch diese neuen Informationen scheinen aus einem Spionagethriller zu stammen.

Zeitungsjournalist Süddeutsche Zeitung Sie haben gerade herausgefunden, wo der Marschall arbeitet Österreich BVT-Spionageabwehr. Dem Bankier, der in seinem Luxushaus im bayerischen München über mit Abhörschutz ausgestattete Räume verfügt, stehen neben Finanzbetrug auch Verbindungen zum russischen Geheimdienst, Ambitionen zum Aufbau einer Söldnerarmee in Libyen oder unklarer Zugang vor . zu geheimen Dokumenten der Organisation für das Verbot chemischer Waffen.

Laut der Zeitung liegen der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe Hinweise darauf vor, dass Maršálek als „Vertrauter“ des BVT Österreich gehandelt hat. Dies könnte das gegenseitige Vertrauen zwischen Deutschland und Österreich ernsthaft schädigen.

Österreich ist ein neutrales Land, nicht einmal Mitglied der NATO. Aber Berlin betrachtet Wien traditionell als Partner. Allerdings pflegt Österreich auch eine enge diplomatische Zusammenarbeit mit Moskau, die Deutschland in den letzten Jahren zunehmend als Risiko wahrnimmt.

Deutsch Die BND-Spionageabwehr hat Angst, dass österreichische Sicherheitskreise Informationen an Russland weitergaben. Dies wurde im jüngsten Fall eines pensionierten österreichischen Obersten bewiesen. Er verkaufte mehr als 25 Jahre lang Staats- und Militärgeheimnisse an Russland. Vor seinem Prozess im Juni dieses Jahres gesendet hinter Gittern verdiente er mehr als sieben Millionen Kronen. Marschall hatte auch regelmäßigen und intensiven Kontakt mit russischen Journalisten.

Österreich wehrt sich gegen solche Vorwürfe. Als klar wurde, dass deutsche Agenten gegenüber ihren Kollegen lieber Vorsicht walten ließen, erhob der österreichische Präsident Alexander van der Bellen selbst heftigen Widerspruch. Wenn sich die neuen Informationen über den Marschall jedoch bestätigen lassen, bedeutet dies, dass die Österreicher „ihren“ Mann direkt an die Spitze des damals sehr einflussreichen deutschen Unternehmens gestellt haben.

Jan vom BVT

Das Unternehmen Wirecard bietet seine Dienstleistungen Casinobetreibern und Online-Wettbüros an. Daher wäre jeder Kontakt zur Verwaltung dieser Angelegenheit für jeden Geheimdienst von Vorteil. Von Wirecard ausgegebene Karten wurden angeblich von verdeckten Ermittlern der deutschen Spionageabwehr genutzt.

Ob die Informationen tatsächlich an Wien weitergegeben wurden, ist noch unklar. Sollte dies der Fall sein, drohen dem des Finanzbetrugs vorgeworfenen Marschall weitere fünf Jahre Gefängnis wegen Spionage.

Der Marschall ist auch eng mit Politikern der rechtspopulistischen Freien Partei Österreichs (FPÖ) verbunden. Für sie handelte es sich nach bisher vorliegenden Informationen um „Jan vom BVT“ – also vom österreichischen Geheimdienst.

Auch der Geheimtext zu Chemiewaffen stammt aus Österreich. Der Begriff bezieht sich auf das Nervengas Nowitschok, mit dem im März 2018 in London versucht wurde, den russisch-britischen Doppelagenten Sergej Skripal zu töten. Im August dieses Jahres griff jemand damit den russischen Oppositionellen Alexej Nawalny an.

Es ist nicht klar, wie der Marschall an die hochsensiblen Dokumente gelangte. Der Fall wird von österreichischen Ermittlern bearbeitet, die nach Angaben der Süddeutschen Zeitung vor einigen Wochen nach München gereist sind, um die Einzelheiten zu klären. Dort bezog der Marschall seinen abhörsicheren Wohnsitz unweit des russischen Konsulats.

Geheimnisvoller Marschall

Der Verdacht einer Zusammenarbeit mit Wien fügt dem ganzen Fall eine weitere Unbekannte hinzu. Marshal war ursprünglich der zweithöchste Manager bei Wirecard Bellingcat-Server diesen Sommer nannte er ihn „den meistgesuchten Mann der Welt“, seit einem halben Jahr wurde er nicht mehr gefunden. Der 40-jährige Bankier hat mehrere Identitäten und Pässe. Er baute ein weltweites Netzwerk von Kontakten auf, die bereit waren, ihn auf der Flucht zu schützen.

Fotourheber: Wikimedia Commons – BKA Deutschland/Bundeskriminalamt (Deutschland)

Wie funktioniert Wirecard und wie werden seine Chefs reich?

Wirecard ist auf Zahlungen im Internet spezialisiert. Doch ein solcher Businessplan kann nur dann Milliarden generieren, wenn die Zahl der Kunden und Transaktionen sehr hoch ist. Im vergangenen Sommer zeigte sich, dass der „Stern der deutschen Technologiebranche“ tatsächlich schon lange rote Zahlen geschrieben hatte.

Sie sorgen künstlich für hohe Umsätze und Gewinne in der Buchhaltung des Unternehmens. Sie kaufen andere Unternehmen und gründen Tochtergesellschaften an ausländischen und abgelegenen Standorten. Das ist Jan Maršáleks Aufgabe. Die angeblichen Gewinne seien angeblich auf den Konten zweier kleiner, vom Weltfinanzsystem isolierter Banken auf den Philippinen angesammelt worden. Doch im vergangenen Sommer stellte sich heraus, dass die angeblichen Ersparnisse überhaupt nicht existierten, die Dokumente darüber waren gefälscht.

Im Zentrum dieser langjährigen und aufwändigen Masche, die sogar deutsche Inspektoren täuschte, standen zwei Personen: Einsatzleiter Jan Maršálek, eine Figur aus einem Spionagethriller mit Verbindungen zur Tschechischen Republik, der nun auf der Flucht ist und zu den Tätern zählt Kriminelle. der begehrteste Mann der Welt, und CEO Markus Braun, Leiter der Zentrale in München, Deutschland.

Das Unternehmen bietet seine Dienstleistungen auch Casinobetreibern und Online-Wettbüros an. Daher wäre jeder Kontakt zur Verwaltung dieser Angelegenheit für jeden Geheimdienst von Vorteil. Nach bisherigen Erkenntnissen der Süddeutschen Zeitung hatte Maršálek zumindest indirekte Verbindungen zum österreichischen Spionageabwehrdienst BVT, zudem gab es Spekulationen über die Rolle eines russischen oder amerikanischen Informanten. Von Wirecard ausgegebene Karten wurden angeblich von verdeckten Ermittlern der deutschen Spionageabwehr genutzt.

Mehr über Jan Maršálk, einen der meistgesuchten Menschen der Welt, können Sie hier lesen.

Als er Europa im Juni verließ, gelang es ihm, nach Manila auf den Philippinen zu gelangen, wo Wirecard Geschäftsinteressen hat. Er reiste mit der Begründung ab, er wolle dort nach „verlorenen“ Milliarden Euro suchen. Doch vermutlich existierten sie nie, und statt Asien reiste der Marschall von München über Wien nach Minsk in Weißrussland, wo sich seine Spur verlor. Nach bisherigen Erkenntnissen hält er sich vermutlich irgendwo in der Nähe von Moskau auf.

Kurz vor seinem Verschwinden kam das österreichische BVT erneut ins Spiel: Einer der letzten Menschen, die der Marschall in Wien traf, soll dieser ehemalige Geheimdienstmitarbeiter gewesen sein.

Seitdem sind die Geheimdienste von mindestens drei westlichen Ländern auf der Suche nach dem Marschall. Neben Deutschland versuchen auch England und Amerika, ihre Rolle offenzulegen. Bisher vergeblich. Als der Kontrollausschuss des Deutschen Bundestages wegen des Wirecard-Falls eine Sondersitzung des Bundestags im Sommer erwog, lehnten die Abgeordneten dies innerhalb einer Viertelstunde ab. Die Süddeutsche Zeitung schrieb, es sei ihrer Meinung nach absurd, weil über den Fall so wenig bekannt sei, dass es keinen Gesprächsstoff gebe.

Der Marschall, der nach seinem Vater auch Tschechisch sprach, bleibt daher für Politiker und Sicherheitsdienste ein „Rätsel“, wie eine mit den Ermittlungen vertraute Quelle vor Journalisten sagte.

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Astor Kraus

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