Als am Sonntag in den Landtagen in Bayern und Hessen abgestimmt wurde, waren bundesweit fast ein Viertel der Wahlberechtigten an der Wahl beteiligt. Gleichzeitig sind seit der letzten Bundestagswahl rund zwei Jahre vergangen, so dass das Wahlergebnis vom Sonntag als eine Art Halbzeittest für die Unterstützung der Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz und die politische Stimmung im Land gelten kann.
Aus Sicht der dreifarbigen Regierungskoalition verliefen die Wahlen in den beiden Bundesländern sehr schlecht, und für Scholz‘ Sozialdemokratische Partei (SPD) waren die Wahlen eine wahre Katastrophe. Die Partei, die die Bundestagswahl 2021 mit knapp 26 Prozent Vorsprung gewann, ist in beiden Regionen auf historische Tiefststände gefallen (in Hessen auf rund 15 Prozent, in Bayern auf 8 Prozent). Auch die Grünen und die Liberalen (FDP) mussten deutliche Verluste hinnehmen.
Doch abgesehen von der Niederlage der Regierungskoalition, die nach ihrer Parteifarbe den Spitznamen „Ampel“ erhielt, ging auch der Stimmenanteil der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) in Deutschland zurück.
Dass seine Unterstützung nicht nur auf dem Gebiet der ehemaligen kommunistischen DDR, sondern auch in den wohlhabenderen westlichen Regionen der Bundesrepublik zunimmt, ist aus Umfragen bekannt. Dennoch kam das Wahlergebnis einer Partei, die offiziell wegen Extremismus unter die Lupe genommen und von „traditionellen“ Parteien politisch geächtet wird, für viele überraschend.
Im mitteldeutschen Bundesland Hessen, wo Europas Finanz- und Luftverkehrsdrehscheibe Frankfurt am Main liegt, erreichte die AfD mehr als 18 Prozent der Stimmen und belegte hinter den siegreichen Christdemokraten den zweiten Platz.
In Bayern, dem wirtschaftsstärksten Bundesland, erreichte die AfD einen Zuwachs von 14,6 Prozent und landete auf dem dritten Platz, wobei zu bedenken ist, dass einige „alternativ“ gesinnte Bürger in dieser Region für die Gruppe „Freie Wähler“ gestimmt haben. Sie landeten hinter den Christlich-Sozialen (CSU) auf dem zweiten Platz.
„Unsere rekordverdächtigen Ergebnisse rechtfertigen unsere Politik“ er freut sich mit der stellvertretenden AfD-Vorsitzenden Alice Weidelová in den sozialen Medien nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Auf der Pressekonferenz am Montag betonte er, dass seine Partei mehr Stimmen aus verschiedenen Gesellschafts- und Altersgruppen gewinne.
„Die AfD ist eine gesamtdeutsche Nationalpartei. „Uns von der staatlichen Verantwortung zu isolieren, wird nicht für immer funktionieren“, sagte Weidel.
AfD-Spitzen denken bereits intensiv darüber nach, dass die Partei einen eigenen Kanzlerkandidaten aufstellen und damit offiziell den Sieg bei der gesamtdeutschen Wahl anstreben wird. Unterdessen könnte das Vertrauen der AfD-Politiker steigen. In Ostdeutschland – in Sachsen, Thüringen und Brandenburg, wo die AfD zuletzt in Meinungsumfragen an der Spitze lag – finden im nächsten Jahr Landtagswahlen statt.
Laut Kommentatoren bestätigt sich, dass populistische Gegner ihrem radikalen Ansatz in Bereichen wie Migration, Energiepreisen, Kampf gegen den Klimawandel oder einer freundlichen Haltung gegenüber Russland schon lange nicht mehr entgegentreten können. „Alle Strategien der Parteien, die AfD zu unterdrücken oder zu ignorieren, sind gescheitert“, sagte das ZDF.
Es ist nicht bekannt, ob die bizarren Ereignisse in der Woche vor der Wahl, als die Partei einen gewalttätigen Angriff auf ihren stellvertretenden Vorsitzenden Tino Chrupalla meldete und er mit Messerstichen ins Krankenhaus eingeliefert wurde, Auswirkungen auf das Ergebnis der AfD hatten. Seine Kollegin Alice Weidelová sollte sich gleichzeitig in Sicherheit bringen. Allerdings bestritten die Ermittler den Angriff und Weidel lebte tatsächlich auf Mallorca.
AfD und Rechtsextremismus
Nach dem letzten Jahresbericht Das Bundesamt für Verfassungsschutz, also der zivile Abschirmung Deutschlands, hat im vergangenen Jahr in der AfD die Erscheinungsformen des Rechtsextremismus verstärkt.
Das ethnokulturelle Verständnis der Gesellschaft sowie fremdenfeindliche, minderheiten- und islamfeindliche Einstellungen seien in den Äußerungen der Partei und einiger ihrer Vertreter zum Ausdruck gekommen, heißt es in dem Bericht.
Dem Amt zufolge sind rund 10.000 AfD-Mitglieder durch Rechtsextremismus gefährdet, was einem Drittel der Mitgliederbasis der AfD entspricht. Der Bericht bezieht sich in diesem Zusammenhang auf den Fraktionsvorsitzenden im Thüringer Landtag, Björn Höcke, und seine ehemalige nationalistische Fraktion.
Der Konsens besteht darin, dass das Thema, mit dem die AfD vor allem auf Kosten der Regierungskoalition neue Stimmen gewinnt, das Thema Migration ist. Die Bundesrepublik steht in diesem Jahr vor dem größten Zustrom von Asylbewerbern seit der Flüchtlingskrise um 2015, die Unterbringungskapazitäten sind vielerorts erschöpft und den deutschen Städten und Regionen fehlt es an Mitteln für die Betreuung von Flüchtlingen. In Umfragen nach der Wahl waren 59 Prozent der Bevölkerung in Bayern und 53 Prozent in Hessen Zustanddass Deutschland die große Zahl an Flüchtlingen nicht mehr bewältigen könne.
Angst und Unzufriedenheit mit der Bundesregierung äußerten sich auch im Scheitern der in Hessen kandidierenden SPD-Innenministerin Nancy Faeserová, die über das Amt des Landesministerpräsidenten nachdachte. Allerdings scheiterte der für die deutsche Migrationspolitik zuständige Politiker nicht nur als Kandidatenführer, sondern auch in seinem Wahlkreis, wo er Dritter wurde.
Kritik gab es auch am Chef der Bundesregierung, Scholz, der lange als zurückhaltender Politiker galt und oft eine ähnliche Haltung einnahm wie bei den Ergebnissen der Landtagswahl vom Sonntag – zunächst aber schweigt. lange Zeit.
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