Keine Nachricht oder kein Foto bleibt privat, während ein Raubtier unentdeckt zusieht

Intellexa Alliance ist der Name einer Unternehmensgruppe, die Cyberwaffen wie den Predator an despotische und Schurkenstaaten liefert. Internationale Ermittlungen zeigen nun, dass auch Deutschland mit Abhörmaßnahmen viel Geld verdient hat. Der erste Teil eines zweiteiligen Artikels.

Nur eine Nachricht auf Ihrem Telefon, ein Klick und Sie haben einen ständigen und unsichtbaren Freund in Ihrem täglichen Leben. Predator ist der Name eines Spionageprogramms, mit dem Regierungen offenbar Kritiker ihrer Politik ausspionieren. Er erklärte dies ausführlich Der Spiegel und erläutert den Fall des griechischen Journalisten Thanasis Koukakis und des ägyptischen Oppositionellen und ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Ayman Nour.

Griechisches Wassertor

Angreifer können mit diesem Programm nahezu alles auf einem Mobiltelefon erfassen. Keine Nachrichten, Gespräche, Fotos oder Filme sind privat. In Koukakis‘ Heimat entwickelte sich der Telefonabhörskandal zum Watergate-Skandal in Griechenland. Laut der Zeitschrift Der Spiegel Bis 2018 hatten die dortigen Datenschutzbehörden 92 Opfer des Predator-Programms identifiziert. Die meisten von ihnen haben eines gemeinsam: Sie sind Gegner des konservativen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis. Er hingegen bestritt trotz belastender Beweise, etwas mit dem Abhörangriff zu tun zu haben.

Analysten des Citizen Lab, einem Forschungsinstitut der Universität Toronto, entdeckten Raubtiere auf Koukakis‘ Telefon und identifizierten neben Griechenland weitere mutmaßliche Orte, an denen das Programm eingesetzt wurde. Neben Griechenland und Ägypten gibt es noch Indonesien, Madagaskar, Oman und Serbien. Auch dort werden Menschen ins Visier genommen, die sich bei den Machthabern unwohl fühlen.

Abgeordnete des Europäischen Parlaments: Das ist ein europäisches Problem

Ermittler nutzen Spionageprogramme wie Predator, um Kriminelle zu fassen. Allerdings würden jeden Tag auch unschuldige Menschen ausspioniert, sagte die liberale Abgeordnete Sophie in’t Veldová aus den Niederlanden. Keine weiteren Informationen auf Ihrem Telefon sind sicher. Die Überwachungsindustrie hat in ganz Europa „virtuelle Hotspots“ installiert, die Spionageunternehmen mit „zuverlässigen Finanzsystemen und Steuererleichterungen“ unterstützen. Die Niederlande, Frankreich, Irland, Luxemburg, Zypern, Bulgarien und „viele andere Länder helfen dabei, Menschen auf der ganzen Welt auszuspionieren“, sagte in’t Veldová. „Das ist ein europäisches Problem.“

Nach einem Jahr investigativer Recherche unter der Leitung der European Investigative Cooperation (EIC) veröffentlichten sie das französische Ermittlungsportal Medienbereich Und Der Spiegel Dokumente, die Einblicke „in die geheime Welt von Erfindern, Finanziers und Händlern furchterregender Spionagewaffen wie dem Predator“ gewähren. Experten von Amnesty International (AI) begleiteten diese Recherche mit technischer Analyse.

Erschreckend sei: „Viele Spuren skrupelloser Spionagedienstleister führen nach Deutschland, der selbsternannten Heimat des Datenschutzes und der informierten Selbstbestimmung.“ So kaufte beispielsweise ein „politisch gut vernetzter Geschäftsmann aus Hamburg“ zwei peinliche Unternehmen. Ein „kunstbegeisterter Philanthrop aus Berlin“ habe die Entwicklung der Spionagesoftware mit viel Geld unterstützt, fuhr er fort Der Spiegel.

Vielleicht eines der gefährlichsten Unternehmungen

Die monatelange Untersuchung der „Predator-Akten“ basierte auf Tausenden Gerichtsdokumenten, Interviewprotokollen und vertraulichen Unternehmenspräsentationen. Der Bericht enthüllt, wie europäische Unternehmer seit mehr als einem Jahrzehnt despotische und Schurkenstaaten mit hochentwickelten Überwachungsinstrumenten ausstatten und damit „fantastische“ Gewinne erzielen. Diese von Deutschland finanzierten, unterstützten und beratenen Unternehmen schlossen sich zu einem Bündnis zusammen. Intellexa Alliance hilft dabei, Menschen in großem Umfang auszuspionieren. Dieses Bündnis „ist vielleicht eines der mysteriösesten und gefährlichsten Unternehmungen in Europa“.

Die Ursprünge des Predator-Programms begannen mit einem Mann, der in Einheit 81, einer geheimen Formation der israelischen Armee, gedient hatte. Tal Dilian (62) ist der Kommandeur dieser Elite-Cybereinheit. Sein Tod nach etwa 25 Jahren war geradezu ruhmreich. Es gab Vorwürfe, er habe sich bereichert. Er gründete sein eigenes Unternehmen im Bereich Überwachung. 2018 entdeckte er in Nordmazedonien ein Start-up namens Cytrox. Darin arbeiten Programmierer an einem neuen Spionagetool, dessen Entwicklung jedoch viel Geld kostet. Start-up-Unternehmen können sich die Gehälter nicht mehr leisten. Dilian übernahm Cytrox mit seiner Firma Aliada. Die Entwicklung des Programms wurde fortgesetzt und es erhielt später den Namen Predator.

Die Credits liegen im zweistelligen Millionenbereich

Dilian sammelte dafür Gelder in einer bescheidenen Einkaufsstraße in Zossen, einer kleinen brandenburgischen Stadt südlich von Berlin, wo Davidson Technology Growth Debt seinen Hauptsitz hat. Ihr Chef Eran Davidson kam 2005 aus Tel Aviv nach Deutschland, um die Fonds des SAP-Gründers Hasso Plattner zu verwalten. Seit 2014 ist er als Venture-Capital-Investor selbstständig. Er war von den Aussichten der Predators beeindruckt. Er gewährte dem Unternehmen einen Kredit in zweistelliger Millionenhöhe. Das Geld stammt aus von ihm verwalteten Fonds.

Laut der Zeitschrift Spiegel In den Fonds investieren unter anderem Leo Rokeach, CEO der Lankwitz Lackfabrik, und der Immobilienunternehmer Artur Süßkind. Beteiligt waren außerdem der prominente Hotelier Michael Zehden, Rolf Christof Dienst, Mitbegründer des Portals Immoscout, und Heinrich Arnold, ehemaliger Leiter Forschung und Entwicklung der Deutschen Telekom.

Interagieren Sie mit Millionen von Menschen

Eine Person sticht heraus: der Kulturinvestor Yoram Roth. Der Berliner, Sohn des verstorbenen Immobilienmagnaten Rafael Roth, besitzt Anteile an der Kulturmagazin- und Fotomuseumsgruppe und kaufte und renovierte auch das traditionsreiche Ballhaus „Clärchens Ballhaus“ – gelegen im Zentrum der deutschen Hauptstadt.

Roth steckte mehr Geld in den Davidson-Fonds. Er investierte weitere 1,5 Millionen US-Dollar direkt in die neue Muttergesellschaft von Cytrox, Aliada, und erhielt im Gegenzug einen Anteil von 2,5 Prozent, wie aus internen Unternehmensunterlagen hervorgeht.

Im Sommer 2019, nur wenige Monate nach der Kapitalspritze aus Deutschland, wurde der ehemalige Soldat Dilian von einem amerikanischen Wirtschaftsmagazin nach Zypern eingeladen. Forbes. Der Israeli gab Journalisten ausführliche Interviews und startete eine Produktpräsentation vor der Kamera, was in seinem Fachgebiet sehr ungewöhnlich ist. Er zeigte mir einen schwarzen Lieferwagen mit getönten Scheiben. Der ehemalige Krankenwagen wurde inzwischen zu einem mobilen Abhörzentrum umgebaut, ausgestattet mit Servern, Monitoren und Antennen im Wert von mehreren Millionen Euro.

„Wir werden sie finden, verfolgen und infizieren“, sagte Dilian. Vor laufender Kamera hackte er das Huawei-Handy des Opfers, das er Hunderte Meter entfernt platzierte. Der Besitzer des Telefons weiß nichts davon. Er muss nicht einmal auf den Link klicken, der Predator gleitet lautlos in das Smartphone. Dieses Verfahren nennt sich „Zero-Click“ und gleicht einer „Meisterklasse der digitalen Spionage“.

Dilian war nicht mehr vorsichtig und erzählte vor Journalisten, er könne bis zu 500 Millionen Dollar verdienen. „Vielleicht möchten Sie es nicht wissen, aber jemand weiß immer und jederzeit genau, wo Sie sind“, sagte er.

Konsortium europäischer Überwachungsunternehmen

Als er von Journalisten empfangen wurde Forbes, gab seiner Tätigkeit einen neuen Namen: Er spricht nun von der Intellexa Alliance. Dabei handelt es sich um ein Konsortium europäischer Überwachungsunternehmen, die sich gegenseitig unterstützen und fortschrittliche Spionagetools an Sicherheitsbehörden liefern wollen. „Wir arbeiten nur mit den Guten“, erklärte Dilian. „Aber manchmal benehmen sich gute Menschen nicht gut.“

Der Kern der von Dilian gegründeten Allianz war ein französisches Unternehmen mit deutscher Beteiligung. Einer ihrer Gründer ist der 59-jährige Stéphane Salies, der aus einer „Tapping-Dynastie“ stammt. Seine Mutter hatte die Abhörtechnik an einen französischen Agenten verkauft. Salies gründete Amesys, das auch französische Behörden mit Technologie beliefert, darunter den Auslandsgeheimdienst DGSE.

Im Jahr 2006 verkaufte Salies das Internetüberwachungssystem Eagle an den damaligen libyschen Machthaber Muammar Gaddafi. Er habe es gegen sein eigenes Volk eingesetzt, um Rebellen aufzuspüren, zu verhaften und zu foltern, schrieb er Der Spiegel. Nach Gaddafis Tod im Jahr 2011 wurde er von Journalisten entdeckt Wallstreet Journal In einem verlassenen Geheimdienstbüro in Tripolis ordnet ein französisches Unternehmen die Massenüberwachung von E-Mails, Chats und anderen Nachrichten an.

Menschenrechtsorganisationen haben Vorwürfe erhoben

Zwei Menschenrechtsorganisationen reichten daraufhin Strafanzeige gegen Amesys wegen Beihilfe zur Folter ein. Der Fall wurde nicht abgeschlossen und Salies bestreitet jegliches Fehlverhalten. Aus internen Dokumenten geht außerdem hervor, dass Führungskräfte das Unternehmen zu einer sofortigen Namensänderung drängten, da Kunden und Banken nicht mehr mit dem Unternehmen zusammenarbeiten wollten. Tatsächlich wurde Amesys aufgelöst.

Das von Salies geführte Top-Management gründete sofort zwei neue Unternehmen: Nexa Technologies in Frankreich und Advanced Middle East Systems (Ames) mit Sitz in Dubai. Im alten Namen fehlen lediglich zwei Buchstaben. Nexa übernahm das Amesys-Produkt und gab ihm auch einen neuen Namen. So wurde Eagle zu Cerebro. Allerdings hat das Personal kaum Veränderungen vorgenommen, sondern meist einfach weitergemacht. Nexa und Amesys wurden zwei Schlüsselakteure in der nächsten Intellexa-Allianz.

Das in Misskredit geratene französische Unternehmen ist auch auf der Suche nach seriösen Geschäftspartnern und Investoren. Sie wurden in Deutschland unauffällig in einer Seitenstraße im Hamburger Industriegebiet gefunden.

Die Plath Group bezeichnet sich selbst als „Hidden Hanseatic Champion“, ein „erfolgreiches Unternehmen, das sich auf den Bereich der datengesteuerten Krisenfrüherkennung spezialisiert hat“. Zu den Kunden zählen unter anderem die Bundeswehr und die Bundesnetzagentur. „Unsere zukunftsweisenden Intelligence-Systeme liefern aussagekräftige Daten, die die Grundlage für eine erfolgreiche Krisenfrüherkennung bilden. „Das wird Ihnen helfen, Ihr Volk und Ihre Grenzen besser zu schützen und den Terrorismus zu bekämpfen“, sagte er unter anderem Unternehmenswebseite.

Einflussreicher Partner aus Deutschland

Der geschäftsführende Gesellschafter von Plath, Nico Scharfe, 52, leitet die Plath Group seit mehr als 20 Jahren. Seine Familie hält die Mehrheit am Unternehmen. In den Jahren 2014 und 2015 kaufte Plath 30 Prozent von Nexa und Ames. Das Geschäft von Salies and Co in Libyen ist fraglich. laut ihr Der Spiegel anscheinend war er überhaupt nicht verärgert. Scharfe erwies sich als Glücksbringer für Frankreich. Als Außenminister begleitete er Frank-Walter Steinmeier (SPD) auf Reisen nach Brasilien, Peru und Kolumbien und reiste später als Bundespräsident nach Singapur und Indonesien. Auch in seiner Heimatstadt verfüge Scharfe über „sehr gute Verbindungen“. Hamburgs Oberbürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bezeichnete Plath bei einem Besuch im Unternehmen als „einen wichtigen Teil Hamburgs als Innovations- und Technologiestandort“.

Obwohl Plath nur eine Minderheitsbeteiligung an Nex erwarb, gewann ihr Unternehmen zwei der vier Sitze im Aufsichtsrat. Die eine Position vertrat Scharfe persönlich, die andere seine Vertrauten. Auf Nexa-Seite traten Stéphane Salies, der Begründer des Handels mit Libyen, und einer seiner langjährigen Mitarbeiter dem Vorstand bei.

Seitdem scheint es, dass ohne Plath keine wichtigen Entscheidungen mehr getroffen wurden. Der Hamburger nimmt fast alle Bestellungen über 200.000 Euro entgegen. Plath muss Transaktionen mit Hochrisikokunden genehmigen. Er hatte sogar den Mietvertrag über mehr als 20.000 Euro überprüft. Plath erhält außerdem jederzeit das Recht, wichtige Unternehmensunterlagen anzufordern. Außerdem ist es Nexa nicht gestattet, in ein Land zu liefern, das einem Waffenembargo unterliegt. Seitdem werden alle Exportprozesse von einem der Anwälte von Plath begleitet. Es sieht alles nach deutscher Präzision aus – zumindest auf dem Papier.

Eine weitere Fortsetzung folgt bald.

Artikel ursprünglich auf der Website der deutschen Epoch Times veröffentlicht.

Reinhilde Otto

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