Der größte Finanzskandal, mit dem Deutschland in den letzten Jahrzehnten konfrontiert war, ist auch drei Jahre später noch immer rätselhaft. Die Schlüsselfigur im gesamten Unternehmensfall Wirecard – ein unbekannter Manager, der sich seit langem mit seinen Verbindungen zu ausländischen Geheimdiensten rühmt – wurde nun unerwartet vor Gericht gestellt.
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Jan Marsalek, ein Österreicher tschechischer Herkunft, legte vor einem Münchner Gericht Berufung ein. Ihres Anwälte legten dem Gericht unerwartet einen Brief vor, in dem Marsalek zum ersten Mal seit Beginn des Skandals an die Behörden gerichtet war.
Der frühere Wirecard-Chef hat jede Beteiligung an dem Betrug bestritten. Der Klage zufolge hat er sich betrügerisch mehr als drei Milliarden Euro geliehen
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Wirecard gehörte zu den 30 größten Unternehmen Deutschlands, bis es im Sommer 2020 plötzlich pleite ging. Lange prahlte er mit Geld, das er eigentlich nicht hatte. Auf seinem Konto soll sich ein Betrag von knapp zwei Milliarden Euro befinden.
Anwälte von Marsalka berichteten, dass ihr Mandant dem Gericht die Funktionen des Unternehmens und einige seiner Praktiken erläutert habe. Nach Informationen hinter den Kulissen des Magazins WirtschaftsWoche er gab sogar zu, dass Wirecard scharfe Geschäfte mit dubiosen Partnern in Asien machte.
Als Zahlungsdienstleister kann es inoffiziell beispielsweise Porno- oder Glücksspielseiten dabei helfen, ihre Gewinne zu steigern. Marsalek hielt diese Informationen den Anlegern vorenthalten, um ein ehrliches Unternehmensimage zu wahren.
Mit dieser neuen Aussage soll Marsalek einem der mit den Ermittlern kooperierenden Zeugen geschadet haben. Es handelte sich um einen Manager, der offiziell das asiatische Geschäft mit Sitz in Dubai leitete. Der Mann behauptet, dass es hinter den Kulissen keinen Deal gegeben habe.
Die Chancen stehen gut, dass der Drahtzieher verschwunden ist
Der Brief kommt zu einem Zeitpunkt, an dem dem Wirecard-Management große Klagen bevorstehen und Marsalek selbst noch vor Gericht steht. Auch wenn sein Aufenthaltsort unklar war, galt er dennoch als Drahtzieher des gesamten Betrugs.
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Wirecard hat seine Gewinne überbewertet und die Anleger jahrelang belogen, bis die Blase platzte und das Unternehmen innerhalb weniger Tage bankrott ging. Zu diesem Zeitpunkt verschwand Marsalek als CFO plötzlich.
Allerdings ist das Unternehmen nicht nur in Finanzbetrug verwickelt, auch Geheimdienste spielen in dem Fall eine Rolle. Er war viele Jahre lang für diesen Zweig der Geschäfte zuständig täglich Süddeutsche Zeitung, das wie Wirecard selbst seinen Sitz in München hat. Jan Marsalek lebte angeblich überhaupt nicht wie andere wohlhabende Manager oder Millionäre. Er fliegt mit Privatflugzeugen in Kriegsgebiete wie Syrien oder Libyen. Möglicherweise legte er auch einen gefälschten Reisepass vor, den er an einem unbekannten Ort mitgenommen hatte.
Um nicht erkannt zu werden, ließ er sich sogar einen Bart wachsen. Dann ließ er es sofort wieder fallen, als er als Wirecard-Vertreter an einem Meeting teilnahm. Einige Spuren seiner Aktivitäten deuten auf Russland hin. Nach Angaben mehrerer Medien aus Handelsblatt nach England Finanzzeit Marsalek könnte sich dort sogar verstecken.
Als Wirecard zu zerfallen begann, machte sich Marsalek auf den Weg zu einem abgelegenen Flughafen in den österreichischen Bergen und flog dann mit einem Privatflugzeug nach Minsk, wo seine Spuren längst verschwunden waren.
Ein Jahr später erhielt der deutsche Geheimdienst angeblich ein Angebot für seine Vertreter, sich mit Marsalek in Moskau zu treffen. Doch auch der Bundesnachrichtendienst (BND) lehnte dies ab, weil er befürchtete, es handele sich lediglich um eine Provokation des russischen Geheimdienstes FSB.
Doppelleben
Täglich Süddeutsche Zeitung stellte fest, dass Marsalek auch in Zeiten des Erfolgs ein Doppelleben führte. Innerhalb von Wirecard selbst schuf er eine eigene Abteilung, eine Art Geheimdienstnetzwerk. Marshalek verfügte über die durch ihn erhaltenen Daten von Hunderten von Personen.
Unter ihnen waren angeblich ein österreichischer Politiker und ein ehemaliger deutscher und russischer Spion. Es bleibt jedoch unklar, ob er es alleine tat oder von anderen Ländern gedeckt wurde.
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Laut Journalisten der Süddeutschen Zeitung kooperiert Marsalek möglicherweise nicht so gut mit Russland wie mit Amerika, weil Wirecard als Zahlungsdienstleister ein detailliertes Bild haben könnte.
So kann er verschiedene dubiose Transaktionen aufdecken und theoretisch beispielsweise Informationen darüber erhalten, wie schmutziges Geld gewaschen wird oder wie geheime Geschäfte von Terroristen oder Drogenkartellen abgewickelt werden. Daher könnte Washington an ihm interessiert sein.
Wirtschaftlicher Wandel
Der Fall von Wirecard veränderte auch die deutsche Wirtschaft. Es stellt sich immer die Frage, welche Auswirkungen dieser Vorfall auf die deutsche Bankenaufsicht BaFin haben wird. Er soll sich der Probleme von Wirecard schon vorher bewusst gewesen sein, aber nichts unternommen haben. Dadurch haben viele Anleger das Geld verloren, das sie in die Aktien des Unternehmens investiert hatten. Es gibt Tausende von Menschen, denen auf diese Weise Schaden zugefügt wird.
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Denn noch vor wenigen Monaten stellte das Gericht fest, dass sie keinen Anspruch auf Entschädigung durch die Bafin hätten. Ein weiterer großer Schaden in diesem Fall war die deutsche Börse, die zu einem der größten Skandale ihrer Geschichte wurde.
Aufgrund seines Volumens und Aktienkurses gehört Wirecard zu den Topdreißig der größten deutschen Unternehmen und ist somit auch Teil des Index. DAX, das von vielen als verlässlicher Leitfaden dafür angesehen wird, wo sie investieren können. Es handelt sich grundsätzlich um den wichtigsten Index im europäischen Finanzsektor.
Die Insolvenz von Wirecard schadete auch dem Ruf des deutschen Aktienmarktes und führte zu den größten Reformen der modernen Geschichte. Das gesamte DAX-Rating wurde komplett überarbeitet und die Börse hat die Regeln verschärft, um ähnliche Vorkommnisse in Zukunft zu vermeiden.
Im vergangenen Jahr wurde der Index vorsorglich erweitert. Statt nur 30 sind es mittlerweile 40 deutsche Unternehmen, sodass die Probleme eines bestimmten Unternehmens besser durch den Erfolg eines anderen abgedeckt werden können.
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