Das Ende der Frührente? Deutschland versucht, den Wohlstandsverfall zu stoppen

Wie in Frankreich gibt es auch in Deutschland eigene Debatten über das richtige Alter, um Arbeitnehmer in den angemessenen Ruhestand zu schicken. Der französische Präsident Emmanuel Macron drängte kürzlich unter weit verbreiteten Protesten auf eine schrittweise Anhebung des Mindestrentenalters auf 64 Jahre.

In Deutschland liegt das Regelrentenalter je nach Geburtsdatum zwischen 66 und 67 Jahren. Mittlerweile besteht seit 2014 die Möglichkeit einer vorzeitigen Pensionierung ab dem 63. Lebensjahr. Und laut einer Analyse sozioökonomischer Institutionen nutzt ein Drittel der Bevölkerung diese Möglichkeit.

Das sei ein großes Problem, warnt nun die konservative Oppositionsunion CDU/CSU. „Mit 63 in den Ruhestand zu gehen, kostet uns Wohlstand, belastet künftige Generationen und schafft ein schreckliches wirtschaftliches Umfeld“, meint der ehemalige CDU-Gesundheitsminister und ehemalige Parteivorsitzkandidat Jens Spahn. „Diese vorzeitige Pensionierung sollte sofort abgesagt werden“, sagte Spahn in einem Interview mit der Bild am Sonntag.

„Schon jetzt herrscht ein Mangel an Fachkräften, die vorzeitig in den Ruhestand gehen“, fügte Spahn hinzu. In Deutschland herrscht bereits jetzt ein Fachkräftemangel, der in den kommenden Jahren weiter sinken wird.

Ein Drittel möchte nicht länger arbeiten als nötig

Die Möglichkeit einer vorzeitigen Pensionierung im Alter von 63 Jahren wurde 2014 von Angela Merkels dritter Regierung, bestehend aus CDU/CSU und Sozialdemokraten (SPD), eingeführt. Bis 2021 wird jeder Dritte dazu berechtigt sein – und nach Angaben des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung erfreut sich der Vorruhestand in Deutschland immer größerer Beliebtheit.

Auch der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz kritisierte wie Spahn einen Rücktritt ab dem 63. Lebensjahr. Er sagte der Süddeutschen Zeitung: „Mit einem höheren Durchschnittsalter ist es auch unwahrscheinlich, dass die Menschen auf längere Dienstjahre verzichten werden.“ „Sonst wird unser Rentensystem bald nicht mehr finanzierbar sein“, begründet Merz.

Die Wirtschaft teilt die gleichen Bedenken wie die Christdemokraten. Ende des Jahres forderte Arbeitgeberverbandspräsident Rainer Dulger die Abschaffung der 63-Jährigen-Rente in ihrer jetzigen Form. „Diese Praxis führt zur Abwanderung von Fachkräften“, sagte Dulger damals. Viele hochqualifizierte Arbeitskräfte seien über Nacht nicht verfügbar gewesen, was seiner Meinung nach das Unternehmen geschwächt habe.

Links: Wir werden kein Kindermädchen haben

Doch während die konservative Mitte und die Arbeitgeber im Vorruhestand das Risiko eines Rückgangs des Lebensstandards und einer allmählichen Verschlechterung des Sozialversicherungssystems sehen, haben Gewerkschaften und linke Parteien, darunter die postkommunistische Linke und die regierenden Grünen, sind entsetzt über die Aussicht auf ihre mögliche Abschaffung.

„Viele Berufsgruppen, etwa das Personal in Kindertagesstätten und Kinderbetreuungseinrichtungen, können erst mit 67 Jahren arbeiten. Für diese Menschen wäre ein Ende der Rente mit 63 Jahren fatal“, meint Frank Bsirske, grüner Governance-Experte für den Arbeitsmarkt.

Die postkommunistische Linke warnte daraufhin, dass diese Gebiete, in denen es schon lange zu einem Mangel an Menschen kam, zunehmend an Attraktivität verlieren würden.

Die pro-wirtschaftlich orientierte FDP-Regierung liegt irgendwo dazwischen: Jeder soll entscheiden, wie er will. Sie schlagen finanzielle Vorteile und andere Anreize und Motivationen als Motivation vor, länger im Job zu bleiben.

Astor Kraus

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