Die Tschechoslowakei hatte am 20. Mai 1938 teilweise mobilisiert

Im Frühjahr 1938 sammelten tschechoslowakische Geheimdienste Beweise dafür, dass Deutschland zehn Divisionen in Sachsen und im Nordosten Bayerns konzentrierte, um die Tschechoslowakei anzugreifen. Hitler besetzte Österreich am 12. März und die Tschechoslowakei wurde logischerweise sein nächstes Ziel. Würde Deutschland im Mai 1938 wirklich angreifen?

Historiker diskutieren seit langem darüber, ob die Ereignisse vom Mai 1938 reif für einen bewaffneten Konflikt zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei waren. „Bestimmte Bewegungen deutscher Truppen fanden vor den kritischen Tagen statt. Neuere Untersuchungen deuten jedoch deutlich darauf hin, dass sie einen anderen Zweck hatten als den Angriff auf die MS-Region, vielleicht um die militärische Macht von Hitlers Reich bei einer Kommunalwahl in der Tschechoslowakei zu demonstrieren.“ fasst die neuesten Erkenntnisse zusammen Historiker Karel Straka vom Militärhistorischen Institut.

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Geheimdienstinformationen

Am 18. und 19. Mai 1938 meldete der tschechoslowakische Militärgeheimdienst jedoch deutsche Truppenbewegungen in die weitläufigen Truppenübungsplätze Grafenwöhr in Bayern und Königsbrück in Sachsen, die als Vorbereitungsgebiete für einen Angriff auf die Tschechoslowakei dienen könnten. Die Nachricht kam von einem Agenten der Geheimdienstabteilung des Hauptstabes der tschechoslowakischen Armee, dem ehemaligen sozialdemokratischen Oberbürgermeister von Leipzig, Willy Lange, der vor den Nazis in die Tschechoslowakei emigrierte.

Lange lebte in Karlsbad, wo er als Korrespondent der Prager Presse arbeitete und laut Straka als Reisebüro tätig war. In dieser Agentur werden Informationen aus einem bundesweiten Netzwerk von 34 Unteragenturen zusammengeführt. Das Netzwerk war hocheffizient und bestand beispielsweise aus Eisenbahnarbeitern oder Hausierern, deren Bewegungen oft unauffällig waren.

Teilmobilisierung

Die Regierung reagierte auf einen Bericht des Militärgeheimdienstes vom 20. Mai mit der Ankündigung einer Teilmobilisierung. Die Armee wollte fünf Kohorten einberufen, doch Präsident Edvard Beneš befürchtete eine Eskalation der Spannungen und mäßigte die Forderungen der Soldaten. Um 19:55 Uhr rief der Hauptstab der tschechoslowakischen Armee die Kommandos aller Ebenen in Alarmbereitschaft. Zu außerordentlichen Übungen werden Wehrpflichtige des Wehrpflichtjahres 1935, also des ersten Jahrgangs der 1. Reserve, sowie ältere Reserven, die früher zum Zweck der Aktivierung von Spezialeinheiten ausgewählt wurden, einberufen. Die zahlenmäßige Stärke der Armee stieg dadurch rasch auf 383.000 Mann, die die Grenzgebiete besetzten.

Es handelte sich um ein Sudetengebiet mit überwiegend deutschsprachiger Bevölkerung, in dem die von Konrad Henlein geführte Sudetendeutsche Partei (SdP) sehr aktiv war. Zusammen mit Hitler und dem Reichspropagandaminister Josef Goebbels unterstützte er die Forderungen der tschechoslowakischen Deutschen, die immer mehr zur Schaffung eines De-facto-Staates im Staate eskalierten. Die Henleins wurden von den Deutschen nicht nur mit Breitseiten, sondern vor allem mit Waffen versorgt, die sie beim bevorstehenden Aufstand gegen die Zentralregierung in Prag einsetzen würden.

Die Staatsverteidigungsgarde tritt ein

Der Mobilisierungsbefehl bedeutet auch die Kampfbereitschaft der Einheiten der State Defense Guard (SOS) in der gesamten Republik. Diese Einheiten unterstehen dem Innenministerium und basieren auf Mitgliedern der Finanzgarde. Aufgabe der SOS-Abteilung ist die Bewachung der Landesgrenzen und die Aufrechterhaltung der Ordnung. Im Frühjahr 1938 wurde das Finanzministerium mit Maschinenpistolen Modell 26, Handgranaten und Militärhelmen ausgestattet.

Laut dem Historiker Jindřich Marek, der sich seit langem mit den Angelegenheiten der SOS-Einheit befasst, fielen in der Nacht von Freitag, dem 20. Mai, auf Samstag, dem 21. Mai, über weite Teile der Tschechoslowakei heftige Regenfälle, und in den Bergen lag immer noch Schnee. Insgesamt schlossen sich in diesen Stunden 27.710 Menschen dem Dienst in der SOS-Einheit an und konnten an vielen Orten entlang der Grenze Fuß fassen.

Wie aus den Erinnerungen der damaligen SOS-Mitglieder hervorgeht, handelte es sich oft um eine sehr befristete Stelle. „In der Nacht des 20. war ich beim Grenzzoll im Einsatz. Auf der Bundeshöhe über der Stadt haben unsere Leute einen SOS-Kampfposten errichtet. Im Schuppen der alten Kegelbahn bauten sie Unterstände, vergruben Maschinengewehre im Hang und tarnten die Rohre der Öfen im Gebüsch als Feldgeschütze. Die größten Veränderungen treten morgens auf. Henleins Familie. Sie waren schockiert. Sie gingen unsicher wie nasse Hühner. Von ihrer üblichen Ungeduld war nichts zu spüren. Plötzlich kann jeder sogar Tschechisch.“ Zitat von Jindřich Marek aus dem Tagebuch des Finanzwächters Josef Matela aus Dolní Poustevna.

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Der Waffenstillstand ist wackelig

Die erfolgreiche Mobilisierung eines Teils der tschechoslowakischen Armee und der Einmarsch von SOS-Einheiten in Stellungen direkt an der Grenze schüchterten die Henleins ein und machten die Agitation der ungarischen Minderheit in der Slowakei für die Schaffung eines Großungarns völlig zunichte. Die Bereitschaft der SOS-Einheiten und die Ankunft von Truppen mit leichten Panzern und anderer Ausrüstung in Städten wie Cheb in Westböhmen stärkten die böhmische Bevölkerung vor Ort und stärkten die Moral der Armee und das Vertrauen der politischen Vertreter. Und das, obwohl am 18. Juni 1938 der Ausnahmezustand teilweise aufgehoben wurde und am 20. Juni die meisten militärischen Verstärkungen aus den Reserven in das zivile Leben entlassen wurden.

Andererseits hat die Tschechoslowakei mit ihren Aktivitäten den Einstiegsbereich für den Grenzschutz offengelegt, was aus militärischer Sicht bedeutete, Deutschland die Karten offen zu legen. Wütend über die teilweise Mobilisierung für einen in der Tschechoslowakei bereits entwickelten Angriffsplan (Fall Grün) schrieb Hitler laut dem Historiker Igor Lukeš ein bedrohliches Vorwort: „Es ist meine unwiderrufliche Entscheidung, die Tschechoslowakei in naher Zukunft durch militärische Maßnahmen zu zerstören …“ Wie Wir wissen, dass das Münchner Abkommen Zusammenstöße zwischen den beiden Armeen verhinderte und Hitler im September 1938 kampflos die tschechoslowakische Grenze eroberte. Anschließend besetzte er am 15. September 1939 die gesamte Republik.

Quelle: VHU

Reinhilde Otto

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