Deutschland hat die letzten drei Atomkraftwerke geschlossen

Deutschland wird am Samstag die letzten drei Atomkraftwerke des Landes abschalten. Der Atomenergieboom begann nach der Ölkrise in den 1970er Jahren, doch ein Unfall in einem Kraftwerk in Fukushima, Japan, vor zwölf Jahren trug zu seinem Ende bei.

Die Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bereits den Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland beschlossen. Bis zur Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011 produzierte Deutschland etwa 25 Prozent seines Stroms aus Kernkraft. Allerdings wurden im selben Jahr acht der damals insgesamt 17 in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke stillgelegt.

In Deutschland sind inzwischen die letzten drei Kernkraftwerke in Betrieb, nämlich Emsland in Niedersachsen, Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg und Isar 2 in Bayern. Ursprünglich sollte es Ende letzten Jahres geschlossen werden, doch aufgrund der Energiekrise verlängerten die Abgeordneten auf Vorschlag der Regierung den Betrieb bis diesen Samstag.

Der Anteil der Kernenergie am deutschen Strommix lag viele Jahre bei etwa einem Drittel. Aber allmählich rückläufig – im Jahr 2021 sind nur noch sechs Kernkraftwerke in Betrieb, die mehr als 13 Prozent des Stroms liefern. Im vergangenen Jahr waren es nur sechs Prozent.

Aber Deutschland arbeitet an der Entwicklung anderer Quellen, vor allem erneuerbarer Energien. Ihr Anteil stieg im vergangenen Jahr auf 46 Prozent, verglichen mit vor weniger als einem Vierteljahrzehnt. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Kohle bei 33 Prozent und bei Erdgas bei über 11 Prozent.

Das Land hat große Pläne für erneuerbare Energien. Bis zum Ende des Jahrzehnts will er auf diese Weise 80 Prozent des Stroms beziehen.

Doch der Plan ist auch in die Kritik geraten. „Damit Deutschland mit den Leistungsschwankungen von Wind- und Solarparks mithalten kann, braucht es weiterhin Strom aus der Kernenergie. Aber es wird importiert und nicht im Inland produziert“, sagte beispielsweise der Chef des größten Unternehmens. Der deutsche Energiekonzern E.ON Leonhard Birnbaum.

Angst vor einem nuklearen Holocaust

Deutschland erlebte nach der Ölkrise in den 1970er Jahren einen Atomenergieboom. Doch Wissenschaftler der Technischen Universität München starteten 1957 in Garching den ersten Kernreaktor zur Stromerzeugung. Vier Jahre später wurde in Kahl am Main der erste kommerzielle deutsche Kernreaktor in Betrieb genommen.

Nach den schweren Unfällen im amerikanischen Kernkraftwerk Three Mile Island im Jahr 1979 und sieben Jahre später im ukrainischen Tschernobyl wuchs das Misstrauen gegenüber der Kernenergie in deutschen Politikern und in der Öffentlichkeit. Deshalb hat die Regierung Helmut Kohl in den 1980er Jahren den Bau weiterer Kernkraftwerke nicht vorgeschlagen.

Deutschlands letztes Kernkraftwerk Neckarwestheim wurde 1989 fertiggestellt.

Nach dem Inkrafttreten der rot-grünen Koalition im Oktober 1998 wurde die Frage des Ausstiegs aus der Kernenergie in Deutschland zu einem heißen Thema. Vertreter der Bundesregierung und der Energiewirtschaft unterzeichneten eine Vereinbarung zur schrittweisen Abschaltung von Kernkraftwerken Die letzten Reaktoren werden bis 2021 abgeschaltet.

Doch im September 2010 einigte sich die Regierungskoalition aus Christdemokraten (CDU/CSU) und Freien Demokraten (FDP) darauf, die Laufzeit des Atomblocks bis 2036 zu verlängern. Doch dann kam es in Fukushima zu einem Unfall, der durch ein Erdbeben und anschließende Überschwemmungen verursacht wurde des Kraftwerks durch den Wellentsunami.

Deshalb hat die Bundesregierung zugestimmt, bis 2022 alle Kernkraftwerke im Land zu schließen.

Unzufriedenes Unternehmen

Nicht alle sind von dem Plan begeistert. Das Betreibertrio E.ON, RWE und Vattenfall beklagte, dass die Änderungen zu schnell erfolgten. Ihrer Ansicht nach habe die Bundesregierung ihre in der Verfassung garantierten Rechte verletzt, woraufhin die Unternehmen Klage beim Verfassungsgericht einreichten. Im Dezember 2016 entschied er, dass ihnen eine Entschädigung zustehe.

Doch das Gericht machte den Schritt der Bundesregierung nicht rückgängig und es begann mit der schrittweisen Abschaltung des Kernkraftwerks. Dann sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel, das Land werde sich auf erneuerbare Energiequellen konzentrieren.

Im Jahr 2015 endete zunächst der Betrieb des Reaktors im bayerischen Grafenrheinfeld, zwei Jahre später folgten das Kernkraftwerk Gundremmingen B und 2019 das Kernkraftwerk Philippsburg 2. Im Jahr 2021 stellten die Kernkraftwerke Gundremmingen C, Grohnde und Brokdorf den Betrieb ein. Nun schließt sich das letzte Trio und Deutschland tritt in eine neue Ära ein.

Im Gegensatz dazu unterstützt das benachbarte Frankreich traditionell die Kernenergie – etwa 70 Prozent des Stroms werden hier aus der Kernenergie erzeugt.

Astor Kraus

"Analyst. Gamer. Freundlicher Entdecker. Unheilbarer Fernsehliebhaber. Twitter-Liebhaber. Social-Media-Wissenschaftler. Amateur-Web-Freak. Stolzer Zombie-Guru."

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert