Traditionell zünden Haushalte in Deutschland, aber auch in Tschechien vor Weihnachten vier Kerzen an einem Adventskranz an. Über den Esstisch werden Girlanden gelegt oder gehängt und an jedem Adventssonntag wird eine Kerze angezündet.
Doch angesichts der Bedenken hinsichtlich Gasrationierung und möglicher Stromausfälle während der russischen Invasion in der Ukraine wird das Land immer beliebter. Neben Adventskränzen wurden sie beispielsweise zur Beleuchtung von Wohnungen verwendet.
„Wir sehen eine Nachfrage nach allen Arten von Kerzen, einschließlich Teelichtern oder Kerzen“, angegeben Gegenüber The Guardian sagte die Einzelhandelskette Bauhaus, dass der Gesamtumsatz im Vergleich zum Vorjahr um etwa ein Viertel gestiegen sei.
Geschäfte verzeichnen bereits während der Pandemie eine steigende Nachfrage nach Kerzen, da die Menschen mehr Zeit zu Hause verbringen. „Die Verkäufe von Kontinentaleuropa sind zwischen 2020 und 2021 deutlich gestiegen“, sagte ein Sprecher der European Association of Candle Manufacturers.
„Wir hatten absolut keine Ahnung, was uns dieses Jahr erwartet“, ergänzt Ann-Kristin Müller von Müller Kerzen, einem westdeutschen Kerzenhersteller mit Niederlassungen in ganz Europa. „Aber im Moment scheinen sich die Leute vor einem ungewissen Winter mit Wachs einzudecken“, erklärte er. „Meine Familie ist seit acht Generationen in der Kerzenindustrie tätig und unser Unternehmen hat sich als äußerst krisenfest erwiesen. In unruhigen Zeiten sehnen sich die Menschen nach dem Trost einer flackernden Flamme“, schloss er.
Deutschland reduzierte auch die Beleuchtung auf Weihnachtsmärkten
Wein, Snacks und weihnachtliche Atmosphäre. Nach einer zweijährigen Pause durch das Coronavirus beginnen die Weihnachtsmärkte in ganz Europa wieder. Diesmal wurde ihr Betrieb jedoch durch eine Energiekrise eingeschränkt. In Deutschland werden sie zum Beispiel die Beleuchtung reduzieren.
Ähnliche Erfahrungen hat der Kerzenhersteller Bavaria Gala gemacht. Ursprünglich erwartete das Unternehmen, dass ein Umsatzrückgang wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückkehren würde, aber dies geschah nicht. „Das ganze Gerede über Stromausfälle verleitet zum Horten, da sehen wir keinen Unterschied“, sagt Geschäftsführer Thomas Schröder. „Es gab schon immer einen tiefen Wunsch der Deutschen, sich um ein offenes Feuer zu versammeln“, schloss er und stellte fest, dass die Nachfrage nach Kerzen eher von kulturellen Gewohnheiten als von der Angst vor Stromausfällen getrieben wurde.
In Deutschland drohen keine Stromausfälle
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenschutz sagte diese Woche, dass „großflächige Stromausfälle in Deutschland in diesem Winter höchst unwahrscheinlich“ seien. Auch die Wahrscheinlichkeit regionaler Ausfälle ist nach Angaben der deutschen Netzregulierungsbehörde gering, insbesondere durch die Einführung vieler Mechanismen zur Stabilisierung des Netzes im Falle einer vorübergehenden Knappheit.
Trotz dieser Zusicherungen kauften die Deutschen weiterhin Kerzen in großen Mengen. Darüber hinaus bieten einige Christbaumverkäufer ihn inzwischen als Alternative zu elektrischem Licht an, das energieeffizienter ist.
Gerade im Zusammenhang mit dem gestiegenen Interesse an offenen Feuern hat der deutsche öffentlich-rechtliche Sender ARD ein Video veröffentlicht, in dem Menschen davon abgeraten wird, ihre eigenen „Teelichtöfen“ zum Heizen ihrer Häuser zu bauen. Er warnte davor, dass die in solchen Fällen entstehende Hitze im Vergleich zur potenziellen Brandgefahr vernachlässigbar sei.
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