Deutschland übernimmt „feministische Diplomatie“ von Reuters

von Alexander Ratz und Sarah Marsh

BERLIN (Reuters) – Die Bundesregierung hat am Mittwoch eine Strategie zur Förderung und Verteidigung von Frauen in der Außenpolitik und Entwicklungshilfe vorgestellt, einschließlich der Schaffung einer neuen Rolle als „feministische Botschafterin der Diplomatie“.

Unter den in einem 88-seitigen Dokument zusammengefassten neuen Leitlinien wird sich Deutschland nun dafür einsetzen, Frauenbelange weltweit stärker zu berücksichtigen oder Frauen stärker in Friedensprozessen einzubeziehen. Es wird auch sicherstellen, dass die 12 Milliarden Euro Entwicklungshilfe in Projekte fließen, die die Ungleichheit der Geschlechter bekämpfen.

Deutschland, das von einer Koalition aus Sozialdemokraten, Grünen und Liberalen geführt wird, folgt damit dem Beispiel mehrerer anderer Länder, die in den letzten Jahren einen Weg der „feministischen Diplomatie“ eingeschlagen haben, wie Frankreich, das eine „internationale Strategie für Gleichstellung von Frauen und Männern“.

Schweden, ein Vorreiter auf diesem Gebiet, hat sich dagegen von dieser Orientierung verabschiedet, nachdem im vergangenen Jahr eine rechte Regierung an die Macht gekommen war.

„Wir werden uns bemühen, unserem diplomatischen Dienst ein weiblicheres Gesicht zu geben und den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen“, sagte Annalena Baerbock, Deutschlands erste Außenministerin, in der Einleitung des Dokuments.

„Außerdem werden wir unsere finanziellen Ressourcen systematischer für feministische diplomatische Dienste einsetzen“, fügte er hinzu.

Umweltführer haben während ihrer Auslandsreisen regelmäßig zu diesem Thema gesprochen, sei es, um sexuelle Gewalt im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine anzuprangern oder das Recht auf Abtreibung in den Vereinigten Staaten zu verteidigen.

Einige Kritiker befürchten jedoch, dass eine als zu moralisch empfundene Haltung kontraproduktiv sein wird, und nennen das Beispiel Schwedens, dessen Beziehungen zu bestimmten Ländern aufgrund seiner Position angespannt sind.

„Wir dürfen nicht den Fehler machen, werteorientierte Diplomatie mit moralistischer Diplomatie zu verwechseln“, sagte Bijan Djir-Sarai, Generalsekretär der Liberalen Partei, dem Weltfernsehen.

Mindestens 8 % der deutschen Entwicklungshilfegelder sollen künftig in Projekte fließen, deren primärer Auftrag darin besteht, für die Gleichstellung der Geschlechter zu kämpfen, während 85 % einem sekundären Ziel dienen sollen.


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Deutschland wird sich auch für eine stärkere Beteiligung von Frauen am Friedensprozess einsetzen, da dies nach Regierungsdokumenten nachweislich die Chancen auf einen dauerhaften Frieden erhöht.

Berlin will diese Priorität auch auf die europäische Ebene tragen.

(Berichterstattung von Alexander Ratz, Sarah Marsh und Andreas Rinke, mit Matthias Williams, französische Version von Bertrand Boucey, bearbeitet von Kate Entringer)

Senta Esser

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