Erneuern: 15.11.2022 12:56
Ausgestellt von: 15.11.2022, 12:56 Uhr
Berlin – Nach weniger als sieben Monaten Bauzeit wurde heute im norddeutschen Wilhelmshaven die erste Werft für ein schwimmendes Terminal für verflüssigtes Erdgas (LNG) eröffnet und Deutschland damit bereit gemacht, diesen Energierohstoff zu importieren. Die Inbetriebnahme der gesamten Anlage ist für Dezember geplant, wenn das Schwimmterminal Höegh Esperanza im niedersächsischen Wilhelmshaven eintrifft. Deutschland baut weiter LNG-Terminals, weitere entstehen auch in Wilhelmshaven, Stade, Brunsbüttel und Lubmin. Auch die Tschechische Republik ist daran interessiert, eines davon zu teilen, da es seine Importkapazität während der Energiekrise stärken möchte.
Baubeginn für Wilhelmshaven war Anfang Mai der für Energiesicherheit zuständige Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Grund ist die unsichere Gasversorgung aus Russland nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine. Der Bau ging sehr schnell voran, auch dank der Tatsache, dass Genehmigungen in Krisensituationen schnell erteilt wurden und die Werft für das LNG-Terminal die bestehende Werft nutzte.
Die Baugeschwindigkeit demonstrierte bei der heutigen Feierstunde der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies, der recht hat, dass die Bundesregierung beschlossen hat, diese deutsche Region unverzüglich zu einem Drehkreuz für LNG-Importe zu machen. In Wilhelmshaven wird es ein zweites schwimmendes Terminal geben, das nach Angaben von Habeck im Herbst nächsten Jahres eröffnet werden soll. Darüber hinaus wird es auch ein vollwertiges landgestütztes LNG-Regasifizierungsterminal geben, das die schwimmenden Einheiten ersetzen wird.
Um LNG zu importieren, muss nicht nur ein Kai vorbereitet, sondern auch die Infrastruktur für den Transport von Gas zum Netz aufgebaut werden. Eine geeignete 26 Kilometer lange Leitung bis zur Anschlussstelle Etzel ist nahezu fertiggestellt. Es wird jetzt eine Jahreskapazität von 10 Milliarden Kubikmetern haben, später aber auf 28 Milliarden Kubikmeter erweitert. Der jährliche Gasverbrauch in Deutschland beträgt etwa 90 Milliarden Kubikmeter.
Die weiteren Schwimmterminals befinden sich im niedersächsischen Stade, im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel und im mecklenburgischen Lubmin. Der Betrieb der Anlage in Brunsbüttel wird noch in diesem Jahr erwartet. Diese fünf Mobilgeräte werden von der Bundesregierung geleast.
Tschechien ist an einer Beteiligung an einem der deutschen Terminals interessiert. Darüber diskutierte Industrieminister Jozef Síkela Mitte Oktober mit Habeck in Prag. Sie sprachen auch über Bedingungen, unter denen Deutschland im Notfall Gas mit Tschechien teilen würde. „Ich glaube, wir haben bedeutende Fortschritte gemacht und werden bald in der Lage sein, unsere gegenseitige Vereinbarung abzuschließen“, sagte Síkela damals ohne weitere Details.
Seit September bezieht Tschechien Gas von einem LNG-Terminal im niederländischen Eemshaven, wo es Platz für drei Milliarden Kubikmeter Gas angemietet hat. Der Gasverbrauch in der Tschechischen Republik hat im vergangenen Jahr neun Milliarden Kubikmeter überschritten.
Tschechien hat sich weitere Erdgaslieferungen aus Norwegen gesichert, ringt aber noch um einen Anteil am deutschen Terminal. Von einem künftigen Terminal in Lubmin könnten die Tschechen profitieren, wie Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesigová wiederholt betonte. Letztere strebten danach, dass die Deutschen Terminals nicht nur an der Nordseeküste, sondern auch an der Ostsee bauen. Damit wäre laut Schwesigová nicht nur die Versorgung Ostdeutschlands, sondern auch Tschechiens gesichert. Mit diesem norddeutschen Hoheitsgebiet ist es bereits durch die Erdgasleitung OPAL verbunden, durch die Gas aus der auf dem Grund der Ostsee verlegten russisch-deutschen Produktpipeline Nord Stream fließt.
Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine haben die europäischen Länder schnell damit begonnen, Gas aus Russland durch andere Quellen zu ersetzen, weshalb LNG in Europa boomt. Allerdings gibt es auf dem Kontinent noch nicht genügend Terminals, um das gestiegene Interesse abzudecken. Dutzende mit verflüssigtem Erdgas beladene Schiffe warten noch immer auf ihre Verschrottung vor der Küste Europas. Das Analyseunternehmen Vortex schätzt, dass Gas im Wert von zwei Milliarden Dollar (49 Milliarden CZK) auf den Decks wartender Schiffe gelagert wird.
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