Deutschland steht vor einem Krieg in der Ukraine, einer „Ära im Wandel“?

Gepostet am 24. September 2022




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Von Reiner Marcowitz.

Kanzler der Sozialdemokraten Olaf Scholz sagte währenddessen tolle Sitzung Bundestag Der 27. Februar 2022 bezieht sich auf die russische Invasion in der Ukraine, die drei Tage zuvor begann: „Wir leben in einer Zeit des Wandels. »

Er wiederholte dieselbe Formel für Europäische Grundsatzrede die er am 29. August an der Karls-Universität in Prag hielt.

Diesmal ändern (zeitenwende) war für Berlin besonders geprägt von einer neuen Außenpolitik, die sich freilich stärker in internationale Konflikte einmischte, beginnend mit dem Krieg in der Ukraine.

Das Ende der etablierten Tradition der Zurückhaltung

Sollte Zwang denen, die ihn besitzen, erlauben, das Gesetz zu brechen?

Darf Russlands Präsident Wladimir Putin in die Ära der Großmächte des 19. Jahrhunderts zurückkehren?

Oder „Haben wir die Macht, Kriegführende wie Putin einzuschränken? »fragte Scholz im Februar vor dem Bundestag.

Nach dieser rhetorischen Frage kündigte die Kanzlerin an Deutsche Beteiligung an Waffenlieferungen an die Ukraine – die Verpflichtung, die er gegenüber seinem Publikum in Prag eingegangen ist – sowie neue Sanktionen gegen Russland und zusätzlicher Truppeneinsatz auf der östlichen Seite der NATO. Er kündigte auch an, dass Deutschland dies tun werde seinen Verteidigungshaushalt erhöhen 100 Mrd. EUR in den nächsten fünf Jahren, um der Verpflichtung aller NATO-Staaten nachzukommen, 2 % ihrer Haushalte für Militärausgaben aufzuwenden.

Diese Ankündigungen markierten zweifellos einen Wendepunkt in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, da sie mit einer seit der Staatsgründung tief verwurzelten außen- und sicherheitspolitischen Tradition brachen, von der selbst die Vereinigung Deutschlands nur eine war teilweise. betroffen.

Geister des Zweiten Weltkriegs

Es Außenpolitik Die BRD hat seit 1949 stets versucht, Lehren aus ihrer Vergangenheit zu ziehen: der Erinnerung an die außenpolitischen Fehler des Deutschen Reiches und insbesondere die Verbrechen des Dritten Staates.e Das Reich belastete die Haltung des Landes auf der internationalen Bühne schwer. In der Folge hat die BRD in den vergangenen 70 Jahren eine Außen- und Sicherheitspolitik entwickelt, deren Stichworte Einflussnahme, Einbindung in den Westen, aber auch Zurückhaltung und Distanz zu internationalen Konflikten sind.

Zudem ist diese Politik zumindest bis zur Wiedervereinigung der besonderen Situation – auf geopolitischer, militärischer und psychologischer Ebene – der BRD gut angepasst. Die Bonner Diplomatie war daher immer im „nationalen Interesse“ und hat sich ausgezahlt: Danke Integration in den Westen und konkret hat Westdeutschland gegenüber den multilateralen, ja sogar supranationalen Strukturen der EWG/EU und der NATO seine Souveränität und ein gewisses internationales Ansehen wiederhergestellt. Gleichzeitig profitierte es angesichts der sowjetischen Bedrohung von der politischen und militärischen Unterstützung westlicher Verbündeter.

Anfang der 1970er Jahre die neue Ostpolitik von Willi Brandt ermöglichte es Westdeutschland, sich einerseits in die inzwischen von seinen Verbündeten favorisierte Entspannungspolitik einzugliedern und andererseits einen modus vivendi mit der Sowjetunion und dem gesamten IS-Block zu finden.

Diese doppelte Ost-West-Politik hinderte die BRD nicht daran, über Jahrzehnte eine große Wirtschaftsmacht zu werden, im Gegenteil: Ihr militärischer „Enthalt“ ermöglichte ihr den Auf- und Ausbau hervorragender Wirtschaftsbeziehungen zu vielen Ländern. auf der ganzen Welt. Darüber hinaus genoss das Land beträchtliche internationale Anerkennung, als sich 1990 die Gelegenheit zur Wiedervereinigung bot.

In den folgenden Jahren, trotz des Aufkommens neuer Konflikte in Europa (der Krieg im ehemaligen Jugoslawien) und anderswo (die Zweiter Golfkrieg), hatte ein vereintes Deutschland seine Verbündeten enttäuscht, einschließlich der Vereinigten Staaten, die es sogar angeboten hatten „Partnerschaft in Führung“hält an seiner Politik der internationalen Zurückhaltung und des Verzichts auf militärische Intervention fest.

Schüchternes Engagement in den 1990er Jahren

Es dauerte die späten 1990er Jahre und die von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD, 1998-2005) geführte Koalition aus Sozialdemokraten und Grünen, bis sich Deutschland für eine Teilnahme entschied Luftangriff NATO gegen Serbien. Letztlich bleibt dieses militärische Engagement ein Einzelfall und lässt sich nur durch eine fast einzigartige politische Konstellation erklären: Die ehemalige pazifistische Opposition, bestehend aus SPD und Grünen, die an der Regierung ist, weiß, dass ihre politischen Gegner in der CDU sind -CSU und die Liberalen werden sich dieser Entscheidung nicht widersetzen. Vor allem, weil dieses Engagement von den Verbündeten und insbesondere von Amerika stark gefordert wurde.

Was die Beteiligung Deutschlands betrifftOperationen in Afghanistan 2001 war es auch das Ergebnis einer bestimmten Situation: Die Anschläge vom 11. September hatten einen globalen Schock und eine einzigartige Solidarität mit den Vereinigten Staaten ausgelöst, der sich die Bundesrepublik nicht entziehen konnte. Gleichzeitig haben die aufeinanderfolgenden Bundesregierungen unter der Führung von Gerhard Schröder und später Angela Merkel (2005-2021) stets die sicherheitspolitischen und zivilen Ziele dieser Mission durch die Beteiligung deutscher Militäreinheiten betont Internationale Sicherheitsbeistandstruppe (ISAF).

Außerdem ErfahrungScheitern der militärischen Intervention Westler in Afghanistan, im Irak und anderswo bestärkten die Mehrheit der Deutschen in ihrer Überzeugung, dass es am besten sei, auf jegliche militärische Aktion zu verzichten, auch nicht unter Beteiligung von Verbündeten, sei es im Rahmen der Europäischen Union oder der NATO.

Allerdings hat die Bundeswehr seit den 1990er Jahren fünfzig limitierte Acts im externen Theater (die guten zehn sind noch in Arbeit). Auch militärisch ist Deutschland daher international sehr präsent.

Wenn es jedoch sowohl nach innen als auch nach außen gegensätzliche Wahrnehmungen gibt, liegt das daran, dass es sich um ein zahlenmäßig und qualitativ geringeres Engagement im Vergleich zu einigen Verbündeten Deutschlands handelt. Zudem geriet das Engagement der Bundeswehr unter das Radar der öffentlichen Meinung. Mit einigen Ausnahmen – etwa wenn das Parlament einer oder mehreren Operationen zustimmen muss Bundeswehr –, diese Fragen lösten in Deutschland keine wirkliche gesellschaftliche Debatte aus, zumal die Regierung sich nicht dafür interessierte. Diese politisch-militärischen Kulturunterschiede, eine Art „deutsche Ausnahme“, sind zweifellos einer der Gründe, die eine einheitliche Haltung der EU in außen- und sicherheitspolitischen Fragen verhindern.

Beteiligung am russisch-ukrainischen Konflikt

Nach‘Besetzung der Krim und den Regionen Donezk und Lugansk in der Ostukraine im Jahr 2014 spielte die Bundesrepublik Deutschland zusammen mit Frankreich eine zentrale Rolle bei der Vermittlung zwischen den beiden Konfliktparteien im Rahmen von “ Normandie-Format „Außerdem, obwohl es stark ist Energieabhängigkeit gegenüber Russland unterstützt Merkels Regierung auch harte Wirtschaftssanktionen gegen Angreifer und beteiligt sich daran Luftraumsicherheit Estland, Lettland und Litauen von der NATO.

Dennoch bleiben die Priorität, die diplomatischen Mitteln eingeräumt wird, und der Wunsch, den Fluss des Dialogs mit Moskau nicht zu verlieren, eine Priorität. Deshalb hat die „Große Koalition“ aus CDU/CSU und SPD das Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2 stets verteidigt, getreu einem der Grundprinzipien der deutschen Ostpolitik: „Wandel durch Handel“ (Wandel durch Händel). Brauchen russische Aggression für neue Regierung hat dieses Projekt endgültig verlassen im Februar 2022.

Es ist daher schwer vorherzusagen, ob die aktuelle Debatte um „ drehen Die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik wird langfristige Konsequenzen haben, auch im operativen Bereich. Zweifel blieben trotz der starken Worte von Scholz und anderen bei der Bundestagsdebatte am 27. Februar, weil die Frage nach Waffenlieferungen an die Ukraine, aber auch nach angemessenen Schritten zur Aufstockung der zu säubernden Bundeswehr eine klare Dissonanz war sogar gehört. in der Regierungskoalition.

Wie effektiv ist die angekündigte Hilfe für die Ukraine?

Wird der Verteidigungshaushalt tatsächlich und nachhaltig entsprechend dem im Grundsatz vereinbarten NATO-Ziel von 2 % des BIP pro Jahr steigen? Bedeutet die weitverbreitete Verurteilung der russischen Aggression in der deutschen Öffentlichkeit wirklich die nachhaltige Unterstützung eines stärkeren weltpolitischen Engagements der Bundesrepublik Deutschland? Ist die aktuelle Bundesregierung einsatzfähig Entwicklung einer nationalen Sicherheitsstrategieauch angekündigt, eine neue außen- und sicherheitspolitische Kultur in Deutschland zu etablieren – Voraussetzungen unabdingbare Voraussetzung auch für die europäische Zusammenarbeit in der Außen- und Sicherheitspolitik, für die Scholz in Prag eintrat? Hat Deutschland mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung endgültig aufgegeben? „Die Welt vergessen“ (Weltvergessenheit) und zu einer neuen sicherheitspolitischen Realität gelangen – eine unabdingbare Voraussetzung für die Umsetzung der Vision“ Europäische Souveränität über die Jahre von Emmanuel Macron propagiert und welcher Kanzler sich auch in Prag zu Eigen gemacht hat?

Seit dem Ende des Bipolarismus sehen wir uns einem zunehmend konfliktreichen und damit zunehmend aggressiven multipolaren System gegenüber, in dem aggressive Akteure die traditionellen diplomatischen Spielregeln nicht mehr respektieren und ihre eigenen Interessen einseitig zum Nachteil des anderen durchsetzen wollen zu körperlicher Gewalt. In einer solchen Welt ist der Einsatz von Machtinstrumenten – politischer, wirtschaftlicher, aber notfalls auch militärischer – zum Zweck der Abschreckung oder notfalls auch der Durchsetzung von Regeln unabdingbar. Die Dauerhaftigkeit der Rede von Olaf Scholz in „Zeitumstellung“ (Zeitenwende), sondern auch die künftige Rolle der Europäischen Union auf der internationalen Bühne.

Reiner MarcowitzProfessor – Zentrum für Deutsche Interkulturelle Studien in Lothringen, Universität Lothringen

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Senta Esser

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