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Was Sie in der Analyse lesen werden:
- Anders als Tschechien geht es in Deutschland nicht nur um hohe Strom- und Gasrechnungen, sondern vielmehr um eine Verhaltensänderung angesichts eines drohenden Energienotstands.
- Die Debatte um die „Schnelldusche“ und um Sparmaßnahmen im Allgemeinen wurde von Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck angeregt, dessen Popularität Bundeskanzler Olaf Scholz in den Schatten stellte.
- Dass sich das Phänomen des Energiesparens in Deutschland entwickelt, mag auch mit der weit zurückreichenden natürlichen Härte der Deutschen zusammenhängen.
Bei den Vorsitzenden der deutschen Bundestagsfraktionen in der vergangenen Woche Sie wählenDass die Bundestagsgebäude ab dem kommenden Winter nur noch auf 20 Grad heizen und im Sommer die Klimaanlage heruntergefahren wird, ist mehr als eine politische Geste an die Wähler.
Steigende Energiepreise, die Europa durch den Krieg in der Ukraine und begrenzte Erdgaslieferungen aus Russland getroffen haben, haben in Deutschland eine beispiellose Spardebatte entfacht.
Im Gegensatz zu Tschechien, wo sich die Diskussion im Allgemeinen auf das Ausmaß staatlicher Maßnahmen zum Ausgleich hoher Strom- und Gasrechnungen beschränkt, findet in der Bundesrepublik etwas Tiefgreifenderes statt – eine Änderung des normalen Verhaltens, der Gewohnheiten, des öffentlichen Betriebs. Einrichtungen oder Prozesse im Unternehmen werden so gehandhabt, dass menschliche Aktivitäten weniger Energie verbrauchen.
Die Betonung der Genügsamkeit spiegelt sich nicht nur in medial garantierten Tipps zum Umgang mit steigenden Preisen wider. Während in den kommenden Wochen abzuwarten bleibt, ob die drohende Abschaltung der russischen Gasversorgung eintreten wird, gibt es Berichte aus einigen Regionen, dass Stadtregierungen und Unternehmen Maßnahmen erwägen oder sogar bereits umsetzen, die bis vor kurzem kaum denkbar waren .
„In Oldenburg drohen kalte Duschen und geschlossene Schwimmbäder“, titelte die Nord-West Zeitung aus einem Interview mit dem Oberbürgermeister der norddeutschen Stadt, Jürgen Krogmann, der nach einem Treffen mit der Krise eine Entscheidung treffen will Mannschaft. Stadträte im bayerischen Nürnberg warten nicht und gehen vor dem Wochenende nah dran drei der vier Hallenbäder, gleichzeitig hörte das Wasser im Freibad auf zu heizen.
Nürnberg macht Hallenbäder dicht: Drei von vier Einrichtungen sollen im Sommer geschlossen werden, um voraussichtlich des drohenden Gasmangels Energie zu sparen. Die Freibadsaison verlängert. https://t.co/AWVtC2XMja
— Süddeutsche Zeitung (@SZ) 8. Juli 2022
Das begrenzte Gasangebot, hohe Preise und die Aussicht auf weitere Preissteigerungen spiegeln sich in den letzten Monaten auch in den häufigeren Wechseln der Heizquellen wider. Viele deutsche Haushalte entsorgen Gasthermen, auch wenn sie erst wenige Jahre alt sind, und gleichzeitig werden brennstofflos arbeitende Wärmepumpen massenweise verkauft.
„Was wir jetzt im Heizungskeller erleben, ist Geschichte. Die Nachfrage nach unseren Leistungen ist riesig“, sagte Lars Rückert, Leiter eines Hamburger Sanitärunternehmens, dem „Spiegel“. Er sagte, er habe Bestellungen nicht abgelehnt, aber neue Kunden müssten noch ein paar Monate warten.
Menschen, die auf eine Zentralheizung angewiesen sind, haben diese Möglichkeit nicht und müssen in Kauf nehmen, dass ihre Heizkörper in der kalten Jahreszeit weniger heizen als sonst. Beispielsweise Deutschlands größter Immobilienverwalter Votovia, er kündigte andass die Mietwohnung nachts nur auf 17 Grad geheizt wird. Ebenso wollen auch Behörden, Schulen und andere Institutionen sparen.
Aus tschechischer Sicht ist es bemerkenswert, wie das Sparthema von deutschen Regierungspolitikern, allen voran Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck von den Grünen, aufgegriffen wird. Vor einigen Wochen gelang es ihm, eine öffentliche Debatte zu „starten“, indem er verkündete, dass er in seinem Leben nicht länger als fünf Minuten gebadet habe, und um Heizungswasser zu sparen, verkürzte er diese Zeit sogar noch mehr.
Seitdem wurde Habecks schnelles Bad („Ich dusche schnell“) in den Medien und in den sozialen Netzwerken ständig beeinflusst. Vielleicht symbolisiert es unbewusst, wofür der Minister steht – eine Veränderung in der Denkweise des deutschen Volkes, die sich nicht nur in einem erzwungenen, sondern auch freiwilligen Übergang zu einer sparsameren und ökologischeren Lebensweise manifestieren wird.
Gleichzeitig können dieselben Politiker Deutschland gnadenlos sagen, dass sie mit den „extremen Auswirkungen“ der Krise konfrontiert sind und in den kommenden Monaten mehr für Energie bezahlen werden. Es ist schwer vorstellbar, dass ein tschechischer Minister so an der Regierung bleibt. In Deutschland hingegen steht Robert Habeck ganz oben auf der Liste der beliebtesten Politiker, und seine Pläne für eine schnelle Ökologisierung der Wirtschaft werden auch von deutschen Wirtschaftsführern unterstützt.
Robert Habeck, Lieblingsüberbringer schlechter Nachrichten
Als ausgebildeter Philosoph und von Beruf Schriftsteller und Übersetzer des Englischen ist er vielleicht die prominenteste Figur in der derzeitigen deutschen Regierung. Mit seiner immensen Popularität stellte er auch den weniger prominenten Kanzler Olaf Scholz von der Sozialdemokratie in den Schatten.
Robert Habeck, 52, sammelte politische Erfahrung im Landeskabinett seiner Heimat Schleswig-Holstein, wo er vier Jahre lang Ko-Vorsitzender der Grünen war. Im Dezember trat er in die neue Bundesregierung ein, wo er Minister für Wirtschaft und Klimaschutz sowie Vizekanzler war.
Habeck repräsentiert eine neue Generation deutscher Politiker, die nicht mehr von der historischen Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs belastet ist, die sich unter anderem in seiner kompromisslosen Haltung gegenüber dem russischen Angriff auf die Ukraine manifestiert.
Manchmal unrasiert und im ungebügelten Hemd, lehrt der Minister im Kopf, dass ein moderner Politiker, wenn er erfolgreich sein will, am Populismus nicht vorbeikommt. Laut Meinungsumfragen gehört Habeck zu den beliebtesten Politikern in Deutschland, obwohl er in den vergangenen Monaten oft düstere Preisaussichten für die kommenden Jahre beschrieb und von den Auswirkungen sprach, die die Bevölkerung belasten.
„Als Habeck sprach, klang seine Stimme seltsam. Es zieht die Zuschauer in die realpolitische Grauzone, wo Kompromisse eingegangen werden und Überzeugungen manchmal auf der Strecke bleiben. Niemand denkt und argumentiert offen wie er.“ erklärt Der persönliche Charm-Server von Merkur Minister.
Habeck hat offenbar auch in der deutschen Wirtschaft an Autorität gewonnen. Er gewann auch Industrielle und Unternehmer für seine Pläne, die deutsche Wirtschaft so schnell wie möglich in Richtung dauerhafter ökologischer Nachhaltigkeit zu transformieren. Als er kürzlich in München, der konservativeren Hauptstadt Bayerns, eine internationale Handwerksmesse eröffnete, beantwortete er die brennende Frage kaum und geerntet donnernder Applaus.
Das heißt nicht, dass der grüne Minister bei den Deutschen keine Kritiker hat und seine Vorschläge überall akzeptiert werden. In sozialen Netzwerken bekommt Habeck ironische Kommentare von manchen Politikern und Leuten. Laut einigen Kommentatoren hat die Regierung kein Recht, den Bürgern vorzuschreiben, was sie im heimischen Badezimmer zu tun haben.
Aber der Minister fand Unterstützung in anderen Medien. So führte beispielsweise die Wochenzeitung Die Zeit ein Interview mit dem Leiter einer Armaturen- und Toilettenartikelfabrik, aus dem hervorgeht, dass beim Baden über zehn Minuten mehr Wasser verbraucht wird als beim Duschen. Darüber hinaus scheint auch die Kritik an Habeck dazu beigetragen zu haben, dass Sparsamkeit in Deutschland von oben, von unten diskutiert und zumindest teilweise als neue gesellschaftliche Norm akzeptiert wird.
Dass sich das Phänomen des Energiesparens in Deutschland entwickelt, hängt sicherlich mit der erheblichen Abhängigkeit der stärksten Volkswirtschaft Europas von russischen Gasimporten und damit der großen Anfälligkeit im Falle einer Reduzierung oder eines vollständigen Abbruchs der Lieferungen zusammen. Allerdings kann auch die weit in die Vergangenheit zurückreichende natürliche Neigung zur Winterhärte eine gewisse Rolle spielen.
Als der römische General Gaius Julius Caesar seine Erfahrungen auf Kriegszügen schilderte, lobte er auch die körperliche Widerstandsfähigkeit des großen und kriegerischen germanischen Stammes der Sueben.
„Und ihre Robustheit hat sie so weit gebracht, dass sie in sehr kalten Klimazonen nichts als einen Pelzmantel tragen – und dieser ist noch so kurz, dass die allgemeinen Körperteile frei bleiben. Und harte Menschen! Sie baden nur in Flüssen. “, sagte der römische Diktator später in „Aufzeichnungen der Gallischen Kriege“.
Im 20. Jahrhundert wurde das germanische Ideal der Härte profan. Es wurde von der NS-Propaganda weithin benutzt, um Deutschlands Überlegenheit gegenüber den weniger widerstandsfähigen „dekadenten“ Nationen zu verkünden. Die traditionelle Betonung der Härte verschwand jedoch auch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht aus der deutschen Gesellschaft. Einerseits wegen des Ausnahmezustands der Nachkriegszeit, dann aber auch wegen des kommunistischen DDR-Bildungssystems, das viel Wert auf körperliche Fitness legte.
Nicht nur duschen, sondern auch auf der Autobahn rasen
Es ist unbestreitbar, dass die Energiekrise einige der traditionellen deutschen „Tabus“ brechen wird. Kürzlich der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen ist er erklärtedass er die Geschwindigkeit auf deutschen Autobahnen für mindestens zwei Jahre begrenzen wollte.
Nach aktuellen Berechnungen des Umweltbundesamtes würde eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 100 Stundenkilometer bzw. 80 Stundenkilometer außerhalb des Dorfes auf normalen Straßen eine Kraftstoffersparnis von fast vier Prozent bedeuten. Gegner des „Tempolimits“, wie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder von der CSU, sehen darin zu wenig, um die fast heilige Freiheit der deutschen Autobahn abzuschaffen. Diese Meinung gilt auch heute noch unter Politikern.
Wichtig ist, dass der Begriff „Warmduscher“ auf Deutsch ist, was eine Ein-Wort-Bezeichnung für jemanden ist, der ein warmes Bad nimmt. Es wird als Synonym für schwache Menschen verwendet.
Öffentlichkeitsarbeit Alan Posener beim Historiker Rücksichtnahme Für die Zeitung „Welt am Sonntag“ erinnerte er daran, dass deutsche Politiker diesen abfälligen Begriff bis vor kurzem manchmal benutzten, wenn sie sich scharf gegen Nachsicht und „moralische Verderbtheit“ aussprachen. Gleichzeitig ist dieser Artikel als Reaktion auf die Badelehre von Robert Habeck entstanden. Der Autor wirft dem Minister vor, Politik mit Privatem zu vermischen. Jemand, der in seinem Leben nicht länger als fünf Minuten geduscht hat, ist laut Posener „ein bisschen beängstigend“.
Laut dem Schweizer Kolumnisten Roman Bucheli, der sich auch für deutsche Diskussionen über Körperhygiene interessiert, ist es etwas anderes als das Recht auf Privatsphäre, das durch lange, warme Duschen ohne Ablenkung ausgedrückt wird.
„Vielleicht hat das Ende der Bequemlichkeit gerade erst begonnen. Wir haben die Welt zu lange vernachlässigt, weil meistens alles glatt läuft.“ er schrieb bei der Neuen Zürcher Zeitung. Die Menschen bilden sich ein, dass viele Dinge um sie herum problemlos funktionieren, aber das Gegenteil ist der Fall.
„In diesem Zusammenhang schadet es nie, die Menschen daran zu erinnern, dass Knappheit eine Tatsache ist, die für weite Teile der Welt keinen Sinn ergibt und dass man sich im Alltag nur darauf verlassen kann, dass auf nichts mehr Verlass ist“, so die Autoren.
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