Frankfurt (awp/afp) – Deutschland verzeichnete im dritten Quartal 2023 einen BIP-Rückgang von 0,1 %, die Energiekrise belastete das verarbeitende Gewerbe, insbesondere die Automobilindustrie, wie am Freitag bestätigte offizielle Zahlen zeigten
Nach einer nahezu Stagnation im ersten Halbjahr sei die deutsche Wirtschaft „mit einer leichten Abschwächung in das zweite Halbjahr 2024 gestartet“, sagte Ruth Brand, Präsidentin des Statistikamtes Destatis, in einer Mitteilung.
Seit mehreren Quartalen entwickelt sich die deutsche Wirtschaft im Vergleich zu ihren Nachbarn, die ebenfalls weniger extravagant sind, schlechter.
In Italien stagnierte das BIP im dritten Quartal (0,0 %) im Vergleich zum Vorquartal, während das BIP in Frankreich um +0,1 % und in Spanien um +0,3 % stieg.
Das auf einer starken Exportindustrie basierende Wirtschaftsmodell des Rheinlandes wurde von zwei schweren Schocks getroffen, nämlich einem Anstieg der Energiepreise nach dem Krieg Russlands in der Ukraine und einem raschen Anstieg der Zinssätze in der Eurozone.
Laut Destatis ging die Produktion im verarbeitenden Gewerbe ohne Baugewerbe von Juli bis September um 1,3 % zurück, was durch einen Rückgang in der Automobil- und Teilefertigung beeinträchtigt wurde.
Im Vergleich zum zweiten Quartal gingen die Exporte um 0,8 % und die Importe um -1,3 % zurück.
Positive Impulse kamen von den Investitionen in Investitionsgüter, die im dritten Quartal um 1,1 % stiegen.
Die deutsche Regierung kündigte Mitte Oktober einen prognostizierten BIP-Rückgang von 0,4 % im jahr 2024 an, bevor sie auf eine Erholung im Jahr 2024 hoffte.
Neben demografischer Schwäche und Investitionsverzögerungen sieht sich Deutschland nun mit „zwei neuen Risikofaktoren: Haushaltskürzungen und politische Unsicherheit“ konfrontiert, nachdem das Bundesverfassungsgericht jüngst 60 Milliarden Euro an schlecht budgetierten Ausgaben gestrichen hat, stellt Carsten Brzeski fest ING.
Zusammen mit den Auswirkungen der geldpolitischen Straffung durch die Europäische Zentralbank, dem langsamen Abbau von Lagerbeständen in Unternehmen und neuen geopolitischen Unsicherheiten „ist es schwer vorstellbar, dass die wirtschaftliche Stagnation in Deutschland in absehbarer Zeit enden wird“, so der Ökonom abschließend.
afp/lk
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